Kinder & Küche, Leben & Lesen
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Rosa Kindertrauer

Es ist etwas passiert, was mich nachdenklich macht. Aber bevor ich zu der eigentlichen Geschichte komme, eine kleine Rede vorab.

Nicht schon wieder rosa!

Gendermarketing macht mir schlechte Laune. Wann immer ich etwas „nur für Jungen“ & „nur für Mädchen“ sehe, regt sich meine innere Revoluzzerin. Das war schon so, bevor ich Mutter wurde. In der Gender Studies Einführung habe ich mit der Verblüffung einer 19jährigen festgestellt, dass es naturgegeben nicht gibt (Ihr wisst schon, damals als wir in der Höhle lebten).

Eine Zuordnung von Spielzeug, Esswaren & Kleidung nach Geschlecht hat einfach den wunderbaren Effekt, dass die Leute alles 2x kaufen müssen. Weil das Produkt für Mädchen, so wird suggeriert, für Jungen ungeeignet ist.  Man würde zwangsläufig in die Kategorie schlechte Eltern fallen, wenn man seinem Kind nicht die angemessenere Förderung, das „Passende“ zur Verfügung stellt. Und wenn man es tut, fühlt man sich vielleicht auch noch ein bisschen besser als andere Eltern. Das ist sowieso ein Topos der Elternkonsumindustrie (Chinesischfrüherziehung und so.) Deshalb kommt das Ganze auch auf, als der Konsum geboren wird & den Kinderschuhen entwächst. Ganz ganz frühe Anfänge im viktorianischen England und dann nach den Weltkriegen im Amerika der 50er Jahre (Mad Man). So zumindest meine Erinnerung. Auch die Farben waren interessanterweise vorher komplett umgedreht. Disneys Klassiker Peter Pan ist das beste Beispiel: Wendy trägt hellblau & ihr Bruder rosa. Was nur zeigt, wie willkürlich das Ganze ist.

Wenn man selbst ein Kind hat, trifft einen alles mit noch größerer Härte. Als das Kind noch im Wagen lag, habe ich im Supermarkt gern rosa Überraschungseier zerdrückt. Bis es, inzwischen ein bisschen gewachsen, meine Sünde der Kassiererin beichtete.

Ich versuche, den rosa Anteil im Kleiderschrank klein zu halten. Mich gegen alles Prinzessinen-rosa-süße-Kümmer-& Versorgungsspiel zu wehren. Ich finde Pink Stinks gut & fave bei Let Toys be Toys & SocImages. Aber man kommt nicht darum herum. Man lebt in keiner Blase, schon gar nicht in einer ohne Geschenke von anderen an das Kind.

Eine Geschichte…

Und hier kommt die Geschichte.

Tag I: Morgens beim Anziehen: „Bitte nicht komplett in rosa!“.

Tag I später: Das Kind will ein rosa Überraschungsei. Nun ist man beim Einkaufen mit Kleinkind generell selten tiefen entspannt. Dazu kam meine tief verwurzelte Abneigung. Ich machte sehr deutlich, dass es SOWAS nicht gibt.

Tag I noch etwas später: Im Zeitschriftenladen will das Kind ein Playmobil-Magazin. Ich habe es nicht mehr richtig im Kopf, aber der Titel sagte etwas mit IT-Girls & Hollywood. Die Figur, die es dazu gab (die sowieso neuerdings alle Unterwäsche mit angedeuteten Brüsten tragen) hatte einen Minirock, Handtasche & Perlenkette zum Wechseln dabei. „Nein, leg das weg.“ schnarrte ich. Das Kind starrte mich an. Ich erwartete den üblichen Trotzanfall, aber es blickte stumm zu Boden. Da beschlich es mich bereits, aber es sollte noch bis zum nächsten Morgen dauern.

Tag II: Das Kind hat vor einiger Zeit von lieber Verwandtschaft einen Plüschhund bekommen. Der Plüschhund sieht aus wie der von Paris Hilton. Er steckt in einer rosa Handtasche mit rosa Decke. Er trägt ein pinkes Kleidchen mit weißen Punkten. Das Kleid ist mit schwarzer Spitze abgesetzt, der Hund hat ein Halsband mit Spitze & Nieten. Er sieht aus, als würde er nebenher als Domina arbeiten.

Das Kind liebt den Hund mit der Innigkeit und Unberechenbarkeit mit der nur Kinder Kuscheltiere lieben können. Ich habe es versucht zu unterbinden. Der Hund wanderte in immer neue Spielzeugkisten, er war ziemlich oft nicht auffindbar (Huch). Die emotionalen Bande wurden nur noch stärker. Einige Zeit konnte ich durch Ablenkungsmanöver verhindern, dass er mit uns das Haus verlässt.

Heute sollte der Hund mit in die Kita. Ich habe versucht ihn in der Wohnung zu lassen. Plan B war ihn im Auto zu behalten (Der Hund will mit Mama ins Büro.). Bloß nicht mit in die Kita, bloß nicht!

Als wir die Kita mit Hund betraten, fing ich sofort an zu erklären: „Nur ein Geschenk, finde ich auch ganz schrecklich, blabla…“. Dann schaute ich zu meinem Kind. Es  hatte Tränen in den Augen und blickte auf den Hund.

In diesem Moment brach mein Herz. Der Blick vom Vortag hatte sich intensiviert und ich konnte ihn deuten. Es war Trauer. Rosa Kindertrauer. Das Kind wusste, dass ich etwas zutiefst ablehnte, was es selbst zutiefst liebte. Es war wie mit der Zeitschrift. Das war ihre Zeitschrift, die wollte sie gern haben & Mama mochte sie nicht – in ihrer Kinderlogik mochte Mama sie vielleicht jetzt auch ein kleines bisschen weniger.

Und jetzt?

Das Ganze hat sich in meinem Kopf festgesetzt. Ich habe hin und her überlegt, ob ich diesen Post schreiben soll. Ich will nicht die sein, die ich sonst kritisiere. Die, die sagen: „Regt euch nicht so auf, habt euch nicht so.“ Die, die „ABER“ sagen, weil es um scheinbare Nebensächlichkeiten geht. Weil die Kinder es doch so wollen.

Aber ich denke über mich nach. Ich versuche in so vielen Dingen, eine entspannte Mutter zu sein. Tue Dinge, die in alten Erziehungsmustern undenkbar gewesen wären. Ich glaube, da bin ich keine Ausnahme. Heute muss kaum einer den Teller aufessen, wenn er nicht mag oder pünktlich um sechs ins Bett. Wieso bin ich gerade in diesem Punkt nicht ruhiger?

Ich weiß es. Ich will alles richtig machen. Ich will, dass mein Kind glücklich wird. Ich will nicht, dass mein Kind, dass einmal eine Frau sein wird, mit Limitierungen aufwächst. Ich möchte, dass sie selbst entscheidet, was sie wird. Dass sie selbstbewusst durchs Leben geht ohne sinnlose Geschlechternormen im Unterbewusstsein. (Interessant wie ich vom „es“ zum „sie wechsle, wenn ich über mein älteres Kind schreibe, oder? Fällt mir gerade beim 2.Lesen auf, lasse ich jetzt bewusst so.)

Wieso denke ich, dass die Playmobilzeitung all diese Pläne zunichte macht? Sollte ich nicht viel mehr darauf vertrauen, dass sie von mir erzogen wird, die sich all dessen bewusst ist? Die Bauarbeiter & Lego so selbstverständlich spielt wie Puppen. Die ihr viel häufiger sagt, dass sie mutig ist statt, dass sie süß aussieht. Sollte ich nicht viel mehr in mir ruhen, weil ihr Vater das Bad putzt, den Abwasch macht & kocht. Weil wir versuchen, gleichberechtigt zu teilen?

Wieso ist die Farbe pink mein Schlachtfeld geworden? Ich weiß, dass es wichtig ist, Kritik zu üben. Weil die Teile ein Ganzes ausmachen. Den Hund, so habe ich mir aber geschworen, den muss ich nicht lieben. Aber mein Kind soll den Hund lieben dürfen, ohne dass sie sich zerissen fühlt. Dieser Hund bekommt übrigens gerade auf der Terasse die Plastezange in die Hand, während ich diesen Post schreibe. Kein Witz. Die beiden bauen nämlich ein Fenster in den Blumenkasten.

28 Kommentare

  1. Liebe Corinne,
    Ich habe gerade mit großem Interesse deinen Artikel (herrlich) und die ganzen Kommentare durchgelesen, vielen Dank dafür.

    Ich bin selber von meinen Eltern neutral erzogen worden, hatte immer kurze Haare ebenso wie meine beste Freundin und wir wurden aufgrunddessen für Jungs und fanden das total cool. Ich habe mit Legoburgern gespielt und bin auf Bäume geklettert, aber genauso habe ich die abgelegten Barbies von Freunden geliebt.
    Heutzutage liebe ich rosa. Keine Ahnung ob ich da jetzt was kompensiere ;) Nein ich mag Rosa und Pink mächtig gerne und deshalb geht mir sowas wie „pinkstinks“ auch auf den Keks, auch wenn ich die Intention dahinter verstehen kann. Soll doch jeder so wie er mag und wenn ich meine Tochter in Rosa hülle, weil sie das will, dann sollte das okay sein und eigentlich niemanden was angehen. (Das ist hier im Übrigen rein hypotetisch, ich habe keine Tochter ;)

    Freunde von mir waren anfangs verzweifelt, weil sie ihre Tochter sehr neutral und eher StarWars als Barbie erzogen habe und beide Rock n Roll sind, aber jetzt hat sie halt auch ihre Rosaphase und würde am liebsten im Prinzessinen-Outfit rumrennen (sieht in Kombination mit dem Spiderman-Sneaker knaller aus ;) Mittlerweile finden sie ihre Tochter cool, egal was sie macht und so sollte es doch sein. :) Frohes neues Jahr

  2. Ohhhhh jeeeeee …. am liebsten hätt ich die Kleine jetzt in den Arm genommen, aber das hast du bestimmt selbst gemacht – nur nicht geschrieben.

    Ehrlich, es muss ja nicht alles pink sein, aber verteufeln muss man die Farbe ja nun auch nicht … und wenns Kind das will, ist es auch kein Drama. Ihr lebt ihr doch vor, dass der Alltag gemeinsam gemeistert wird, wieso soll die Farbe Pink sie mehr beeinflussen als euer gemeinsamer Alltag?

    Hab WIRKLICH Vertrauen in dich, in euch, in euer Kind.

    • Danke für die schönen, offenen Worte. Vertrauen in sich selbst & das eigene Bauchgefühl ist ja oft das Schwerste am Elterndasein. (Und keine Angst, sie ist gebusselt wurden .-)

  3. Ganz toller Text.
    Ich bin auch so eine Pink-Hasserin und bin auch (aus mehreren Gründen) recht genderneutral erzogen worden. Ich habe rosa, Puppen (insbesondere Barbies) noch nie wirklich gemocht und auch nicht vermisst und so stößt mir übermäßiges Mädchengedöns meist sehr auf.
    Gerade aus diesem Grund bin ich froh, einen Sohn zu haben. Ich muss keine Rosa-Pink-Diskussionen führen. Aber nicht, weil ich sie unterbinde. Würde der Sohn rosa tragen wollen, würde ich das schon aus Prinzip zulassen. Er trug ja auch bis er 4,5 Jahre alt war lange Haare. Und wenn er mit einer Freundin zusammen Mutter-Vater-Kind spielt, finde ich das gut.
    Was mich an diesem blöden genderspezifischen Sch*** (Genderkacke ist der Titel eines blog-Artikels) so nervt ist, und das wurde hier mehrfach schon geschrieben, dass die Kinder gar nicht mehr die Wahl haben. Dass sie sich gar nicht mehr FREI entscheiden können. Das nimmt auch uns Eltern einfach die Gelassenheit, Dinge gelten zu lassen.
    Ich kenne das noch auf anderer Ebene: Die väterliche Verwandschaft des Kindes hat einen Faible für Plastikspielzeug – am besten mit Batterien, sodass es blinkt und spircht und dudelt. Ich bekam anfangs immer eine Krise. Doch nachdem ich sah, wie schnell diese festgelegten Spielsachen uninteressant wurden und das Kind doch lieber mit der Holzeisenbahn, den 3 Tonnen Pappen, Klorollen und Eierkartons oder Legos (ja, das ist ja auch Plastik) frei spielt, denke ich immer: „Schade um das schöne Geld. Hättet ihr einfach mal gefragt, was das Kind interessiert.“

    • Ja, ich kann dir da nur in Vielem nur zustimmen. Der Klassiker ist ja das Kind, das unter dem Baum mit dem Geschenkpapier spielt…

  4. Ganz toller Artikel.
    Wir hatten uns in der Schwangerschaft dazu entschieden, das Geschlecht nicht feststellen zu lassen (Erfahrungsbericht ist bei uns auf dem Blog). Sowohl mein Partner als auch ich mögen Pink als Farbe durchaus gern, dennoch habe gerade ich oft ein Problem mit dem ganzen pink-assoziierten. Auch ich bin immer am überlegen: was kann ich vertreten an rosa und was geht gar nicht? Ich bin die, die bei (gefühlt) jedem zweiten Werbespot „sexistische Kackscheiße“ murmelt (ich hoffe das wird nicht das erste Wort unseres Kindes ;) ) und die sich auch ganz schlimm aufregt wenn mal wieder irgendwo eine stilisierte Männlichkeit zelebriert wird, in der der Mann eine tränenlose Muskelmaschine ist, die „das zarte Geschlecht“ auf sein Pferd (oder Motorrad) hebt um es dort zu einem Sex- und Gebärobjekt umzudeuten.
    Wenn ich mir unsere Lebensrealität angucke, mache ich mir keine Sorgen darüber, dass unsere Kinder irgendwelchen Genderstereotypen nacheifern könnten (außer vielleicht aus Rebellionsgründen in der Pubertät), trotzdem geht die leise nagende Angst nicht weg, die die wispert „Eure Söhne würden vielleicht tolle Kindergärtner werden, eure Töchter Mathematikerinnen, aber ihr werdet es vermurksen und sie doch nicht frei genug erziehen.“ Und auch die andere Stimme die sagt „Es gibt sovieles was ihr für eure Kinder nicht wollt, aber bietet ihr auch genug an, was ihr wollt? Gibt es mehr Verbote oder mehr Möglichkeiten?“
    Rosa, Glitzer und Einhörner liebt bei uns vor allem mein Mann (ich mag das auch alles, aber er hat da einen richtigen Faible für), es zu verbieten liegt uns daher fern. Aber wo sind die Grenzen? Sexualisierte Kleidung ist etwas, was nicht geht, für mich. Aber sind Spielzeug-Stöckelschuhe ein solcher Fall? Oder gehört Verkleiden nun mal einfach zum Finden der Identität?
    Ich denke wir werden es heraus finden, ich denke wir werden Fehler machen. Hoffentlich sind wir dann so einsichtig wie Du :)

    • War gerade auf euren Blog. Absolut lesenswert. Ich glaube,ich hätte es nicht ausgehalten, das Geschlecht nicht zu wissen. Da sieht man wieder, wie wir alle darauf geprägt sind immer gleich etwas damit zu verbinden. Je nachdem ob nun Junge oder Mädchen.

    • Danke :)

      Und naja es ist halt das einzige was man weiß über dieses kleine Menschlein.
      Ob’s fröhlich oder schwermütig, vorwitzig oder zurückhaltend, schnell oder gemütlich usw… ist stellt sich eben erst im Laufe der Zeit heraus.
      Nur das viele eben mit „Mädchen“ automatisch assozieren: hilfsbereit, zurückhaltend, lieb. Und mit „Junge“: wild, frech, aggressiv.
      Und das wird dann, tatsächlich teilweise schon im Bauch, projeziert auf dieses kleine Wesen.
      Genau das wollten wir eben verhindern (und die ganzen rosa oder blauen Geschenke). Hat ganz gut geklappt und wir haben ein echt tolles Baby, manchmal sehr wild und manchmal ganz ruhig, mit Sicherheit fröhlich und auch schon ein bisschen frech :D

      Ich kann verstehen, dass viele sich an irgend etwas festhalten wollen, irgendetwas wissen wollen über dieses Wesen. Man geht ja auch sonst an keinen Menschen unvoreingenommen heran, sondern sieht Geschlechtsmerkmale, Haarfarbe, Auftreten, Gesten, Körperpflege-Zustand und was weiß ich nicht was noch alles (im Netz den Schreibstil).
      Und sich dann so unvoreingenommen wie möglich auf einen Menschen einzulassen, der Teil der Familie werden soll, ist nicht leicht.
      Auch wir haben natürlich in der Schwangerschaft versucht, bereits Eigenschaften zuzuschreiben. „Frühaufsteher“ zum Beispiel, weil’s immer um vier Uhr nachts Tritte gab. Pustekuchen, jetzt krieg ich unseren Noob vor Neun nicht aus dem Bett.

      Liebe Grüße

    • Danke dir! Es ist immer ein kleiner Drahtseilakt & wahrscheinlich die schwerste Aufgabe überhaupt, seine Kinder darin zu unterstützen, zu eigenen Wesen zu werden. Freiräume geben & Regeln & Blicke auf die Welt vermitteln (Aber welche nur? Es wird immer schwieriger da auf sich selbst zu vertrauen…).

  5. Ich kann dich verstehen. Auch ich habe Anfangs versucht meine Tochter von dem ganzen Rosa-Pink-Glitzer fern zu halten. Musste aber schnell feststellen das das nicht geht. Sie hatte mit 4/5 Jahren eine ganz extreme Rosa-Phase wo sie am liebsten ganz in Rosa rungerannt wäre und gern ein Rosa Zimmer gehabt hätte. Mittlerweile ist Sie 6, rosa ist out, die lieblingsfarbe ist gelb und auch Prinzessinnen sind nicht mehr in. Sie hat jetzt Lego Friends geschenkt bekommen einfach weil sie nicht mit Autos oder Rittern spielen wollte. Ich mag das LEgo Friends nicht, aber ich muss jetzt feststellen das sie alles vermischt, die alten Lego-Burgen vom Papa, LEgo Friends und bunte Legosteinen werden zu kunterbunten Spielwelten mit Prinzessinnen und Rittern. Mittlerweile kann ich ihrne Wunsch nach dem Friens nachvollziehen, jetzt hat sie nämlich endlich Steine in fast allen Farben.

    Was ich sagen will: Meine Erfahrung sagt mir, wenn man die Rosa Phase laufen lässt, ohne sie zu unterstützen oder zu verhintern dann ist die recht schnell wieder vorbei.

    Übrigens, bei meinem Sohn ging es mir ähnlich. Ich wollte nicht das er nur Autos bekommt oder Ritter spielt. Mittlerweile steckt er in einer extremen Autophase, aber die Autos werden auch in der Kinderküche zu Suppe gekocht und müssen Gute Nacht gesagt bekommen.

    Alles wird gut wenn man die Kinder selber entscheiden lässt. Nur sollte man manche Entscheidungen hinterfragen. Beründungen mit: „Aber XYZ hat das auch“ lasse ich nicht gelten.

    LG, Susann

    • Danke für deinen Kommentar. Ist immer schön, wenn erfahrenere Muttis einen beruhigen können.-) Lego Friends finde ich auch ganz schlimm. Gerade im Vergleich zu Lego City. Die Mädels machen die Eisbecher & wenn es brennt müssen sie die Feuerwehr aus der City holen. Oder die Bauarbeiter, die ihnen die Eisdiele bauen. Aber ich bemerke auch immer mehr, dass Kinder einfach nach ihren eigenen Regeln spielen. Da wird dann vieles durcheinander gewirbelt.

  6. Esther sagt

    Hallo

    Ich finde wir als Erziehende können es so ganz gut sehen: es geht um die Freiheit der Kinder wählen zu dürfen ohne Scham, Stigma oder Diskriminierung befürchten zu müssen. Und dafür sollten wir uns einsetzen: dass bspw. Mädchen wie Jungen die Farbe Pink mögen dürfen, ohne dass sie deswegen enttäuscht oder sogar angewiedert angeblickt werden, ohne ausgelacht oder ausgeschlossen zu werden wegen ihrer Wahl, oder man versucht ihnen ihre Entscheidung als falsch/unlogisch/schlecht/… auszureden.
    Es spricht auch m.E.n. gar nichts gegen pinkes Spielzeug. Warum gab es denn früher kein Pink und Lila bei Lego? Und warum nicht auch mal eine Rakete in Pink? Was ich wirklich traurig finde am pinken Ü-Ei ist die Aufschrift „nur für Mädchen“. Musste doch nicht sein. Ein großes Problem in der Ablehnung von Pinkifizierung ist, dass damit nicht selten eine mehr oder weniger subtile Ablehnung gegenüber jeglicher Weiblichkeit einhergeht. So wie eine Bekannte von mir versucht ihre Stieftochter davon abzuhalten mit Puppen zu spielen. Sie wisse ja jetzt wegen Pinkstinks wie gefährlich das sei. Ich zweifle sehr daran, dass sie jemals einen Text von Pinkstinks gründlich gelesen hat. Aber das oberflächliche Betrachten der Kampagne verstärkte einfach ihren Eindruck, dass jegliche Beschäftigung mit Mädchenspielzeug Kinder dumm und unterwürfig macht. Das finde ich schade, denn Puppen haben als Spielzeuge meiner Meinung nach keinen geringeren Stellenwert als Bagger o.ä. Es gibt zu diesem Thema bereits eine Reihe guter Blogtexte, die sich kritisch mit der Wirkung von, nennen wir es mal: „Pinkabwertung“ beschäftigen.

    Ich bemühe mich meinem Kind das ganze Spektrum zur Verfügung zu stellen, im Rahmen meiner Möglichkeiten und ethischen Grenzen (die Waffen und sexualisiertes Spielzeug ausschließen, die Grenzziehung wird dabei wohl später tw. schwer werden. Noch ist das Kind klein…) Ich denke als Mutter eines Mädchens habe ich recht leicht, denn das Spiel mit „Jungssachen“ und das Tragen von Jungenkleidung ist sozial recht breitflächig akzeptiert für Mädchen. Echte Kämpfe haben da eher die Eltern von Jungen, es gibt immer wieder Bloggerinnen, die davon berichten.
    Wenn mein Kind eine Wahl trifft, die ich scheußlich finde, dann akzeptiere ich das, täusche jedoch keine Begeisterung vor. Aber ich versuche schon meinen Ausdruck im Griff zu haben und nicht ablehnend zu gucken. Kinder können Blicke sehr gut deuten in aller Regel. Gibt es also ein Produkt mit gleichem Preis und gleichen Merkmalen in unterschiedlichem Design, darf das Kind aussuchen und ich akzeptiere das ohne mit der Wimper zu zucken. Falls ich mal einen Jungen bekomme, weiß ich jetzt schon, dass mir durch meine Umwelt dann wesentlich mehr Widerstand entgegen treten wird. Es ist schon seltsam, dass man zuweilen als Kinderquäler angesehen wird, weil man die Entscheidungen seiner Kinder akzeptiert und nicht mit aller Macht versucht sie zum Anschluss an die gesellschaftlichen Normen zu zwingen.
    LG
    Esther

    • Anonymous sagt

      Ein wundervoller Kommentar- das trifft genau meine Gedanken!

    • Bevor ich bei deinem Kommentar war, habe ich oben drüber genauso kommentiert. Ich glaube auch, für Jungen ist es noch schwerer. Ich stimme dir absolut zu. Es geht nicht um die Farbe sondern um die Rollenbilder, die transportiert werden. Und um echte Wahlfreiheit für Kinder. Damit sie wirklich aussuchen können, was sie sein wollen.

  7. Pink macht MICH krank - aber nicht mein Kind ! sagt

    Ich versuche mich kurz zu fassen…
    Mein Sohn ist 3 Jahre und liebt die Farbe Pink. Grauenvoll für mich als Pinkhasserin, war ich doch so froh einen Sohn zu haben und kein Mädchen – weil Mädchenklamotten gibt es ja fast nur pink/Lila/grau .
    Mein Sohn wünscht sich Puppen zum Anziehen, möchte lieber „Mama“ als „Papa“ sein, hat lange Haare die er sich nicht schneiden lassen will und verhält sich auch sonst seeeeehr weiblich ..

    DACHTE ICH!

    Erst neulich sah ich mich gezwungen über meine eigenen Wert- udn Erziehungsvorstellungen zu reflektieren ob ich ihm vielleicht doch mehr Luft lassen soll. Mein größtes Problem dabei wäre wohl selbst mit Puppen spielen zu müssen, die ich nicht mag – nie wirklich mochte.. Ich selbst bin mit 4 Cousins und so garnicht „mädchenhaft“ erzogen wurden… Eher selbstständig und auf die inneren Werte kommt es an , nicht auf das Aussehen…
    Ihr merkt bereits – ich hab irgendwo nen Denkfehler… ich kann es nicht sein, die ihm die Vorliebe dafür vorgelebt hätte – auch der Papa nicht ;) .

    Ich glaube nicht das ich mich schlecht fühlen muss, weil er mit Puppen nur in der Kita spielen kann, dafür haben wir ganz viele Kuscheltiere die auch Anziehsachen brauchen. Und mit seinem Playmobil Krankenhaus und Pferde und Co hat er durchaus auch geschlechtsneutrales Spielzeug. Auch die Farbwahl seiner Klamotten finde ich sehr ausgeglichen, eine seiner Lieblingshosen ist rot und blaue Sachen hat er auch nicht mehr als grün, grau, rot,… Lange Haare liebt er , weil sein Papa Haare bis zum Popo hat und er spielt mit Autos minestens genauso gerne wie mit Puppen… Nur den Nagellack erlaube ich ihm wirklich (noch) nicht – aber eher wegen den chemischen Inhalten,….

    Mein Sohn ist weder mächen- noch jungenhaft im Charakter , er ist ER und auf dem Weg seinen eigenen Geschmack zu finden. Und das tut er egal mit welchem Spielzeug oder Pulli,… Und ich bekomme weiterhin lecker mit Knete „gekochtes“ Essen zum probieren serviert :D Er will gerne „Mama“ sein weil ich ein Vorbild für ihn bin, nicht weil ich eine Frau bin. Er möchte gerne eine Prinzessin sein und kein Prinz weil er sich gerne „hübsch“ kleidet und dann fotografieren lässt – nicht weil er sich „wie ein Mädchen“ gibt …

    (Das Einzige was mich jetzt noch stört ist – das ich dauernd gefragt werde wie alt meine Tochter ein oder waum mein Sohn sich so „mädchenhaft“ verhält)

    Antworten erwünscht :D

    • Ich antworte gern! Habe auch deinen Bericht sehr gern gelesen. Ich glaube für Jungs ist es fast noch schwieriger. Mädchen können auch mal ein T-Shirt mit Bagger anziehen, bei Jungen ist es schwer. Wenn sie pink mögen, ist es ja auch schwer einfach ein pinkes T-Shirt zu finden, weil alles gleich 100% auf Mädchen getrimmt ist mit Rüschen usw. Aber du hast doch gute Lösung gefunden. Finde ich super, wie du das unterstützt. Ich drück dir die Daumen, dass er weiter ER sein kann. Es gibt ein kleines Kinderbuch zum Thema, was bei uns im Nikolausstiefel lag. Es heißt, David & sein rosa Pony.

    • Pink macht MICH krank - aber nicht mein Kind ! sagt

      Vielen Dank für deine Antwort, ich werde gleich mal ausschau nach dem Buch halten und – mich traf es gerade wie ein Schlag als mi einfiel das mein Sohn auch pinkes multifunktionelles Spielzeug (also sowas mit Tasten und Musik und CO) besitzt, so unwichtig ist mir doch die Farbe das ich daran garnicht mehr gedacht habe ;) Das gleiche Spielzeug gäbe auch in „Jungenfarbe“ aber zu dem Zeitpunkt in dem Laden nicht als es seine Oma gekauft hat – bis jetzt hat sich keiner daran gestört ^^

  8. Wir haben auch rosa Zeug bei uns im Haushalt. Sogar Lego-Friends. Ein Friseurset UND Barbies.
    Ich glaube, der Punkt ist nicht, rosa/pink/hellblau etc. zu hassen und das grundsätzlich zu verbieten. Das schafft man doch auch gar nicht.
    Mir geht es darum meine Kinder nicht in ein bestimmtes Klischee zu pressen und sie auch dafür zu sensibilisieren, dass es ein Ungleichgewicht gibt.
    Warum ist es cool, wenn meine Tochter sich mit Star Wars auskennt?
    Warum ist mein Sohn aber verweichlicht, wenn er als Elfe rumrennt?
    Wieso gibts bei Playmobil im Prospekt 4 Spioninnen oder Polizistinnen aber mehr als 10 männliche Figuren?
    Warum ordnet man den Farben überhaupt ein Geschlecht zu?
    Was verbindet man damit Eigenschaften und welche sind das?
    Darum gehts mir jedenfalls.
    Ich fand diesen Satz aus der Rosa-Hellblau-Falle so toll: Den Kindern nicht zwei sondern viele Möglichkeiten bieten. Das verteufelt weder rosa noch hellblau. Das öffnet einfach die künstlich eingeschränkte Werbe-Welt.

    • Genau darum geht’s mir auch, aber bist du dann immer frei davon deine eigenen Vorstellungen nicht über die der Kinder zu stellen? Oder ruhst du dann einfach in dir selbst und kaufst das & weißt, dass bei euch zu Hause eben im Kern andere Dinge vermittelt werden?

    • Ach, das ist unterschiedlich. Es gibt Dinge, da gebe ich nach (Rosa Ü-Ei) und es gibt Dinge, da gebe ich auf keinen Fall nach (z.B. „sexy“ Kinderklamotten oder irgendwelche Waffen).
      Ich glaube, ich habs ein bißchen leichter, weil wir ja Jungs und Mädchen im Haushalt haben und dann mischt sich das schlimmste Genderspielzeug und wird dann zweckentfremdet verwendet. Die Autos werden zum Schlafen in den Puppenwagen gebracht, aus Lego-Friends werden Raumschiffe gebaut, alle frisieren sich gegenseitig die Haare mit dem rosa Friseurköfferchen.
      Das stimmt mich dann friedlich und zuversichtlich.
      Irgendwie gibt es am Ende doch ne Lösung und nen Mittelweg für alles.

    • Das stimmt mich dann auch zuversichtlich. Mit dem ersten, ich glaube viel jüngerem Kind als deinen, bin ich ja auch noch in der Mittelwegfind-Lernphase. Aber ich hatte mich tatsächlich kurz vor mir selbst erschreckt.

  9. Ich weiß nicht, auf welchen Weg ich auf deinen mir bislang unbekannten Blog gestoßen bin und ich weiß auch noch nicht, was genau ich hier schreiben will :-D

    Ich habe zwei Jungs im Alter von 8 und 10 Jahren und beide sind weder betont weiblich noch betont männlich erzogen worden. Beide können mittlerweile Blätterteigpizza mit selbstgeschnittenem belegen und backen und kleine Gericht wie Nudeln mit Gemüse kochen – was sehr praktisch ist, wenn ich krank bin. Sie reinigen (meist muffig und widerstrebend) die Treppen und das Katzenklo, haben jeder eine selbst ersparte Monster High Puppe im Regal, Massen von Legos und Playmos, mit denen maximal 15 Minuten gespielt wurde, sofern Mama (also ich) vorher Tore, Burgen, Kampfmaschinen und Monster zusammen gebaut hatte, loomen mit wachsender Begeisterung (der eine in türkis, grün, blau, der andere in pink, lila, gelb, grün und schwarz), einer spielt Tennis, der andere will unbedingt zum Fußball (würg), beide sind Taekwondoka, der eine ist überintelligent, der andere gerne faul, der eine hilfsbereit und unkompliziert, der andere meist der erste Nagel zu meinem Sarg.
    Beide sind mit relativ neutralen Babyklamotten, mit viel Jeans, einigem Selbstgestrickten und viel Ererbtem groß geworden. Der Kleine ist stilsicher, der selbst Hemden und Pullunder mit größter Coolness und Männlichkeit trägt, der Andere ist bunt, zusammen gewürfelt und betont sportlich.

    Was will ich sagen, wo will ich hin? Ich glaube schon lange nicht mehr an den allzu großen Einfluß der Sozialisation auf die Art und Weise, wie ein Mensch sein Geschlecht auslebt. Wie wichtig oder unwichtig, wie angenommen oder abgelehnt er sich fühlen mag, schon. Aber gerade mein Großer, der sehr gut zwischen den Zeilen und in den Gesichtern der Menschen lesen kann, der für sich selbst schon jetzt in Anspruch nimmt, ein Feminist zu sein, der sich als Fünfjähriger auch gegen die Witzeleien seiner Kigafreunde eine laufende Babypuppe, eine neue Ballettausstattung und rosa Hemden gewünscht hat (diese auch bekam und mit Stolz überall zeigte!) – gerade dieser Junge ist sowas von Kerl in Ausdruck, Verhalten und Aussehen, dass es jede Idee, man könne das im Kindesalter steuern, ab adsurdum führt. Da müsste man so massiv ran, dass man das Kind zwar vermurksen, aber nicht zum neuen Mann erziehen könnte.

    Und so ging mir dann auch irgendwann die Pinkstinks- Posts auf FB auf die Nerven, weil es mir so vorkam, als würde das Eine durch das Andere ersetzt werden: Ich für mich habe also erkannt, dass diese Rosaschwemme ätzend und falsch ist, und so muss ich es nun ausmerzen. Was – wie du gerade erlebst – dazu führt, dass das Kind es will oder aber sich schämt oder traurig ist, wenn es etwas möchte, was Mama nicht will. Was es ja in seiner Bedeutung noch nicht verstehen kann. Die Lösung müsste eher in einer Ausweitung des Angebotes liegen, so dass Mädchen nicht nur auf Rosa angewiesen sein müssen. Denn spätestens mit Beginn der Schule wollen Kinder sich ja als Junge oder Mädchen deutlich positionieren, sie suchen ja nach Dingen, die sie vom anderen Geschlecht unterscheiden – und da bleibt ja zur Zeit nur pink in der schaurigen Glitzerform. Ihnen das aber zu verbieten, bestraft ja nur das Kind.

    Das war jetzt lang und wahrscheinlich nicht immer ganz klar, wie das so ist, wenn man drauf los schreibt. Hoffe, es kommt nicht falsch an :-)

    • Vielen Dank für deinen Kommentar. Ich fand ihn sehr klar .-) und es ist eine wirklich schöne persönliche Anekdote, die Mut macht als Mama von einem noch viel kleineren Kind. Das war genau mein Anlass den Post zu schreiben, wie wichtig ist diese eine Sache in einem ganzen Kinderleben? Würde mich freuen, wenn du immer mal wieder reinschaust im neuentdeckten Blog.

    • Dann ist es wohl besser, ich nehme dich in meine Linkliste auf, sonst bekomme ich ja wieder nichts mit :-)

      (Siehste, kann auch kurz!)

  10. Die Aufregung geht ja eigentlich nicht gegen die Farbe Pink an sich, sondern gegen ihre symbolische Aufladung. Pink sollte eine Farbe wie alle anderen sein, die man mögen oder nicht mögen dürfen soll.
    So wie es jetzt ist, ist eine Vorliebe für oder Abneigung gegen Pink bereits ein politisches Statement.

    • Da hast du leider recht, fürchte ich. Ich finde die Kritik an der zunehmenden Pinkifizierung wichtig, weil man sonst der symbolischen Aufladung in eine Richtung nichts entgegensetzen würde. Wie so oft, kommt es aber auf das Maß an. Und der Hund hat bei mir jetzt Welpenschutz.

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