Gestern ging der November zu Ende und damit auch der Monat, in dem ich wieder mehr schreiben wollte, und zwar so viel wie möglich, über das kleine Glück, das uns im Alltag begegnet. Zwölf Portionen Alltagsglück sind es geworden und das freut mich wirklich, denn dieser November war vielleicht nicht die beste Wahl. Ich habe tatsächlich in den ersten Tagen ein paar Mal gedacht, ob ich nicht aufhören sollte. Zum einen, weil die Welt um mich herum zuverlässig langsam irre macht und das an der eigenen Lockerheit und Kreativität im Schreiben saugt. Es war in den ersten Tagen nicht einfach, mich neben dem beruflichen auch noch für das Hobbyschreiben zu motivieren.
Je mehr Zeit verstrich, desto mehr kam ich aber in den Fluss und habe das Gefühl, ein Stück Leichtigkeit zurückbekommen zu haben, was Texte betrifft. Natürlich wollte ich eigentlich – wie immer – noch viel mehr schreiben. Es stehen noch viele Dinge auf meiner Liste. Erst gestern freuten mich auf einmal Handbremsen unglaublich. Dieses befriedigende Gefühl nach einer langen, anstrengenden Fahrt angekommen zu sein und etwas einrasten zu lassen. Ich ziehe sie immer mit etwas mehr Kraft als nötig nach oben, als wollte ich es besonders betonen: So, angekommen, Ziel erreicht. Eine körperliche Handlung, eine physische Entsprechung, wie gern hätte ich das manchmal auch an anderen Stellen im Leben, irgendetwas drücken oder ziehen zu können mit dem unvergleichlichen Gefühl, dass man es nun geschafft hat, wirklich angekommen ist. Wo doch bei den meisten Dingen, die man erreicht, zuverlässig hinter dem erklommenen Berg ganz schnell der nächste Hügel auftaucht, auf den man eigentlich auch noch hochkönnte. Macht das Sinn? Oder habe ich in den letzten Tagen einfach zu viel von (Not-)bremsen und Verkehrswende gelesen?
Über den Tascheninhalt meiner Kinder wollte ich auch noch schreiben, über die wundersamen und erstaunlichen und ekligen Dinge, die sich manchmal darin finden. Was sie uns über ihre Welt erzählen, wenn wir sie vorm Waschen ausräumen, darüber, wie sie älter werden und uns zeigen, dass der Teil, den wir nicht kennen, immer ein Stückchen größer wird. Die Freude darüber, einen Zug noch zu erreichen, über Popsongs der 90er, das Glück, das sich manchmal in zusammenpassender Tupperware, Heizlüftern, frischer Bettwäsche oder Notizbüchern versteckt… Wie gesagt, meine Liste hat noch ein paar Punkte. Sogar „Zäune“ steht drauf, ohne dass ich gerade noch weiß, warum die dort gelandet sind.
Ich werde weiter über das Glück schreiben, auch wenn ich in den letzten Tagen wieder gezweifelt habe, ob es sinnvoll ist. Ob man das überhaupt darf und nicht in den Verdacht gerät, eine Apologetin der Selbstverbesserungsindustrie zu werden, im Sinne von „Ist ja gar nicht so schlimm mit der Welt, geh einfach mal kurz meditieren und nimm ein Bad, dann zentriert sich das schon wieder.“ Der Vorwurf ist in den letzten Wochen ja wieder an verschiedenen Stellen laut geworden, z.B. wenn eine Zeitschrift auf Instagram ein paar Tipps gegen das graue Wetter teilt und dafür auf die Mütze kriegt.
Das alte Problem, wenig grau, nur schwarz und weiß. Dabei ist es gar nicht so schwer. Nur, weil man sich am täglichen Alltagsglück freut, heißt es nicht, dass man strukturelle Probleme nicht sieht, und wir tun uns alle keinen Gefallen, wenn wir uns auch noch das kurze Durchatmen mit Teetasse madig reden, weil es nicht die nötige Mutter-Kind-Kur ist. Dieses tun und jenes nicht lassen, so schwer ist es nicht. Ein bisschen wie mit den Schulschließungen. Nur, weil man die eigenen Kinder schützen möchte, sind einem die Bildungsdefizite der anderen nicht egal, schaut man nicht automatisch weg bei gestiegenen Zahlen zu häuslicher Gewalt, weiß man trotzdem um die Defizite im ganzen Bildungssystem.
Wir schaffen es nur alle miteinander und wenn die Strukturen um uns herum zu versagen scheinen, ist es umso nötiger auf uns zu schauen, gerade damit wir andere nicht vergessen. Echtes Lebensglück, das sagt die Glücksforschung, hat am Ende immer etwas mit einem „Wir“ zu tun. Wir-Optimierung sozusagen, es gibt z.B. den Begriff Kindness-Happiness-Loop. (Wer freundlich ist und Mitgefühl zeigt, ist glücklicher. Und, fast noch wichtiger, wer das Verbindende in Beziehungen betont und nicht das Trennende, das nur kurzfristig dem Ego hilft. )
Einen offenen Blick für andere zu haben geht viel leichter, wenn wir selbst genug Kraft haben. Noch eine Welle muss keine Chance sein, jetzt endlich Bananenbrot zu backen oder mit Sport anzufangen. Es reicht, wenn wir durchhalten. Wenn man Glück wissenschaftlich betrachtet, geht es zunehmend um den „personal fit“. Die Aufgabe ist, das zu finden, was für uns am meisten Sinn macht.
Irgendwo tief in meinem Trelloboard ist auch die Studie versteckt, die herausgefunden hat, dass kleine, alltägliche Handlungen zum Glück beitragen, aber ich finde sie gerade nicht. Damit wollte ich am Ende des November nochmal den Bogen zum Bügeln schlagen, ihr erinnert euch (Wenn die kleinen Dinge glücklich machen, kann ich mich zur Erleuchtung bügeln?) Aber so wichtig ist es auch nicht, denn ich möchte ja niemanden vom Bügeln überzeugen. Sollte das heiße Eisen nicht die persönliche Glückspaarung sein, geht man eben zufrieden mit Knitterfalten durchs Leben.
Bild: flickr – Tony Alter – CC by 2.0
Im November schrieb ich über kleine schöne Dinge, es ging um:
Du wirst noch immer gerne gelesen und im Netz gefunden. Daher hinterlasse ich Dir sonnige Grüße! :-)
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Stimmt, das ist sehr schön geschrieben;)
Alles Liebe
Bea
Corinne,
glück ist flüchtig und für manche ein weit hergeholter traum. aber was ist glück? glück, was auch immer und wie auch immer wir es wahrnehmen, ist ein nebenprodukt der dankbarkeit. es ist eine veranlagung im leben. dankbarkeit ist eine fähigkeit, das leben nicht als prüfung, sondern als geschenk zu erleben. vielen dank für die teilung ihrer einsicht und weisheit.
Simon
Das stimmt total, auch wenn Dankbarkeit als Begriff so inflationär benutzt wird, dass es fast abschreckt. Geht mir aber genauso, innehalten und auch bewusst machen was man hat, bringt eine Menge.
Habe sehr gern mitgelesen.
Dankeschön!