Alle Artikel in: Leben & Lesen

Lernkurve

Diese Woche stolperte ich über Elizabeth Gilbert. Die Autorin, die mit “Eat, Pray, Love” zuerst der Welt die Welt, die Selbstfindung und das Essen beibrachte und dann die Freuden eines kreativen Lebens, berichtet bei Oprah Winfrey über ein Erlebnis. Normalerweise erzählte Gilbert in ihren Vorträgen, dass man sich nur trauen müsse, der eigenen Leidenschaft zu folgen. Glück, Erfolg und Babywelpen würden dann ebenfalls erscheinen. Dann las die Autorin nach einem dieser Vorträge einen Facebookpost. (Hey Liz, just came from your speech. Because of what you said up there I have never felt worse in my life. I have no passion, I have no guiding flame, it is just not there.

90er-Jahre-Understatement

Diese Woche starb die Queen, die ich eigentlich nur mit Diana verbinde und Michael Gorbatschow ist tot, mit dem ich eigentlich wenig verbinde – außer, dass er etwas mit den Ereignissen zu tun hat, die die Erwachsenenwelt meiner Kindheit so endgültig veränderten. Fast scheint es, als wollte das Universum uns sagen, dass die 90er vorbei sind, auch wenn sie gerade überall wiederkehren. Meine Tochter fischte aus der Auslage einer großen Modekette ein “Spice Girls”-T-Shirt und ich begegne den aufgezwirbelten Schneckendutts, die mich an die Modestrecken der Bravo erinnern.

Emotional Support Rabbit

Kurz dachte ich, wir würden uns beim Haustiererwerb antizyklisch verhalten. Schließlich hatten wir uns tapfer durch die erste, zweite (welche war es nochmal, ich habe den Überblick verloren) Pandemie gekämpft, ohne der Verlockung eines Familienhundes zu erliegen. Aber wie immer, wenn man sich außerhalb eines Trends wähnt, ist man natürlich mittendrin und bekommt schnell vor Augen geführt, dass das vermeintliche Außenstehen nur eine kurze hedonistische Selbstüberhöhung war. Rund um Ostern steigt nämlich der Absatz von Zwergkaninchen in jedem Jahr rasant an, worüber ich schnell freundlich aber bestimmt von der Hasenverkäuferin meines Vertrauens (danke, google) aufgeklärt wurde. Ich war zu diesem ersten Schnuppertermin zur Hasensuche (see what I did there) bewusst allein erschienen, was ich für klug hielt.

Happy Woman’s Christmas

Heute ist der 6. Januar. Der Tag, an dem die Heiligen Drei Könige bei Jesus ankamen. (Ja, late to the party, aber es war ja auch ein langer Weg und nur ein Stern statt Google Maps, man kann sich das vorstellen.)  Und es ist der Tag, an dem in Irland traditionell „Little Christmas“ gefeiert wird, das kleine Weihnachten. Nun könnte man mosern, dass es vermutlich das „kleine Weihnachten“ heißt, weil es ein Fest für Frauen ist. 

Pessimistische Stofftiere

Unser neuer Mitbewohner ist eines dieser elektronischen Stofftiere. Das Tier ist ein Hund. Er ist süß und flauschig, aber anstelle von Knopfaugen hat er einen kleinen Bildschirm. Als ich noch klein war, nahm ich jede Nacht alle meine Kuscheltiere mit zu mir ins Bett. Alle, ohne Ausnahme. Auch wenn ich dann selbst kaum Platz hatte, dachte ich, die des Bettes Verstoßenen würden mir sonst traurig aus ihren Knopfaugen hinterherblicken. Der Trick funktioniert bei den digital programmierten 2017er Augen nicht mehr. Sie schauen schon seit Tagen traurig ohne dass sie bei meinen Kindern eine Reaktion auslösen. Der Hund hat nämlich in regelmäßigen Abständen Hunger oder Durst. Dann muss man ihn per Druck auf seine Pfote (Auswahlmenu erscheint) mit einem Knochen oder Wasser (Bestätigung mit Druck auf den Bauch = Entertaste) versorgen. Tut man dies nicht, schaut er traurig und gibt in immer kürzer werdenden Abständen ein klägliches „Ich habe Hunger oder Durst.“ mit zitternder Computerstimme von sich. Da ich ihn allerdings bereits am ersten Tag auf die geringste Lautstärke stellte, als er noch nach ständigem „Spaß“ verlangte, entfaltet sein Flehen nicht die gewünschte Wirkung. So steckt der Hund …