Alle Artikel in: Schönes & Banales

Rauchzeichen

Fangen wir mit dem Offensichtlichen an: Rauchen ist mit das Dümmste, was man tun kann. Es verursacht Krebs und andere schrecklichen Krankheiten, die heute vorn auf den Packungen ausgestellt sind. Außerdem stinkt es und ist – ein nicht zu verleugnendes Argument angesichts des Geldes, das jeden Monat mehr und mehr durch die Finger rinnt – teuer. Trotzdem sind Zigaretten überall. Um mich herum wird wieder geraucht – und das mit einer ziemlichen Selbstverständlichkeit. Zusammen mit den Levis sind auch die Kippen wieder da und ich fühle mich zurückversetzt in die Schulzeit, als die Coolen vor dem Tor standen und qualmten. Wann kam das Memo, was habe ich verpasst?

Beim Frisör

Gestern war ich beim Frisör. Während meine Wimpernfarbe trocknete und ich mit geschlossenen Augen in die Dunkelheit horchte, hörte ich ein Gespräch mit. Bereits als ich den Laden betrat, bemerkte ich, dass es eine besondere Frau in diesem Salon gab. Die anderen Kundinnen und die Angestellten schielten immer wieder verstohlen zu ihr hinüber. Sie schauten sie so an wie viele Frauen anblicken, die ein bisschen zu auffällig gekleidet, ein bisschen zu stark geschminkt sind – mit einer Mischung aus Ver- und Bewunderung. Ich denke, die Frau war Anfang 70, aber ich bin mir unsicher. Ich kann ältere Frauen schlecht schätzen, vielleicht weil ich in den Medien tatsächlich zu wenige von ihnen zu sehen bekomme und gar nicht weiß, wie weibliches Alter eigentlich aussieht. Aber vielleicht auch nur, weil ich mich mit zu wenigen umgebe. Die Frau war nicht allein. Neben ihr saß ihre Begleitung. „Meiner Mutter war es immer zu aufwendig, mir Zöpfe zu flechten,“ begann sie zu erzählen, während ich still in ihrem Rücken saß „ich musste ja auch früh mithelfen, wir waren ja …

Das war alles leichter mit 23

Vor einiger Zeit las ich einen Text von einer Autorin, die eigentlich nur ein neues Parfum kaufen wollte. Man empfahl ihr im Laden ungefragt auch ein Anti-Aging-Produkt. Die Autorin war 23. Sie fand es völlig zu recht absurd, dass sie – quasi gerade erst der Clearasilwerbung entwachsen – als nächstes geradewegs die Falten-Vermeidungs-Ware kaufen sollte. „So’n Quatsch“, schrieb sie, „braucht kein Mensch“. Älter werden ist schließlich kein Problem, sondern völlig normal. Und aufgeklärte, selbstbewusste Frauen lassen sich schon gar nicht unsicher machen und für dumm verkaufen. Damit war die Sache für die Autorin erledigt. Solche Texte sind gut und richtig und wichtig. Ich habe selbst ein paar davon geschrieben. Aber es war leichter, sie mit 23 zu schreiben. Ich weiß nicht mehr genau, wann es begann. Aber irgendwann waren die Kissenfalten auch Stunden nach dem Aufstehen noch da. An manchen Tagen blicken sie mir noch auf dem Weg zur Mittagspause vom Fahrstuhlspiegel aus entgegen. Auf meiner Stirn hat sich eine Runzelfalte festgesetzt, die wohl bezeugt, dass ich viel öfter angestrengt nachdenke, als zu lachen. An …

Gastbeitrag: Fleabag ist die beste Serie, die 2016 niemand gesehen hat

Serien sind super. Ganz am Anfang liebte ich Clarissa, dann schaute ich selbstverständlich Beverly Hills und Melrose Place, es folgten Sex and the City, Roswell, The O.C. oder Gilmore Girls. Zuletzt habe ich Good Girls Revolt in einem Rutsch durchgeschaut und bin immer noch sauer, dass keine zweite Staffel in Auftrag gegeben wurde. Und jetzt, wie weiter? Meine fabelhafte Gastautorin weiß Rat. Sie hat eine Serie für uns entdeckt, die bisher völlig zu Unrecht unter dem Radar lag. Und das ist ihr Text dazu.  Ich liebe Furzwitze. Fäkalhumor ist etwas, was mich mehr zum Lachen bringt, als es ein „kluger“ Witz jemals könnte. Es passiert durchaus, dass ich bei Filmen, wie etwa Deadpool oder Bridesmaids Tränen lachen muss. Viele Menschen scheinen schockiert, wenn sie meine Begeisterung für „unreifen Humor“ entdecken. Ich dachte, das läge daran, dass ich recht ruhig wirken kann, wenn ich neue Menschen kennenlerne. Oder daran, dass ich generell wohl sehr brav wirke. Das ist sicher mit ein Grund, aber ich glaube, es liegt auch daran, dass ich eine Frau bin.

Stoppt den Weihnachtsessen-Hass

Es passiert jedes Jahr kurz nach Weihnachten. Es passiert in den sozialen Netzwerken und im realen Leben. Menschen erzählen von ihrem Weihnachtsfest und sie erzählen vom Essen. Sie stöhnen, sie stöhnen sehr laut, sie beschweren sich. Sie sind sich sicher, dass sie bis Silvester eigentlich gar nichts mehr essen müssten. Mindestens. Sie klopfen auf ihre Mini-Bäuchlein und sagen „Heute geht es zum Ultraschall.“ Sie detoxen, sie joggen. Sie sagen: „Jetzt aber wieder auf Linie, jetzt wieder in die Spur.“ Sie meinen, sie haben sich etwas ruiniert: ihre Diät, ihre gesunde Ernährung, ihren sonst von schädlichen Einflüssen freigehaltenen Körper. Ich bin müde, ich kann es nicht mehr hören. Eigentlich wollte ich einen lustigen Post darüber schreiben, wie ich erstmalig nach Weihnachten wieder eine Hose ohne Gummizug anziehe. Aber es hat mir meinen Humor vertrieben. Denn sie ruinieren sich nur eines, ihr vergangenes Weihnachtsfest. Und meines auch. Weihnachten. Kekse, Stollen, Ente, Lebkuchen – Butter, Zucker, Fett – wenn es euch wie uns geht, existieren sogar noch die Reste des leckeren Essens in Tupperdosen, verteilt im ganzen Haus. …