Monate: April 2016

Lasst uns doch auch ein bisschen Selbstliebe machen. – Warum das mit den neuen Frauenzeitschriften gar nicht so einfach ist

Spätestens seit die britische ELLE eine jährliche Feminist Issue herausbringt und die US-Cosmopolition mit Jill Filipovic eine feministische Bloggerin verpflichtet hat, dreht sich etwas im angloamerikanischen Markt. Auch hierzulande hat man erkannt: ein bisschen weniger Körperhass und ein bisschen mehr Selbstliebe können Verkaufsargumente sein. Jüngstes Beispiel ist die Mai-Ausgabe der GLAMOUR. Die Free your Body-Issue („Your body loves you, love him back.“) verspricht mehr Intuition, mehr Stolz, mehr Ich. Nun wollen wir nicht kleinlich sein und uns wundern, dass da aufs Cover natürlich niemand anderes als Supermodel Bella Hadids befreiter Körper gehört. Wir blättern einfach ein wenig.

Im Cocktailkleid zur absoluten Mehrheit – Wie US-Serien Power Dressing neu definieren

Wenn Melanie Griffith im 80er-Jahre-Klassiker Die Waffen der Frauen heraus findet wie man in der Geschäftswelt erfolgreich ist, verändert sich auch ihr Äußeres. Die doppelt-auftoupierten Haare machen Platz für die einfach-auftoupierte Version und ihre Kleidung wandelt sich. Farben werden dezenter, das Sakko größer und die Schulterpolster breit. Businesskleidung der 80er, dem ersten Jahrzehnt, in dem Frauen selbstbewusst und selbstverständlich ihren Platz am Konferenztisch einforderten, versteckte die weibliche Silhouette. (Nun gut, minus lange Beine vielleicht.) Wo beide Geschlechter Gleiches tun wollten, versuchte man Unterschiede auch in der Kleidung zu vermeiden. Und orientierte sich an denen, die zuerst da waren: Männern in Anzügen. In den 90ern folgte auf den Laufstegen die erste Unisex-Kollektion von Jean-Paul Gaultier. Heute sieht der Power Dress erfolgreicher Frauen anders aus. Claire Underwood und Selena Meyers in den Politserien House of Cards und Veep tragen enganliegende Röcke, aber vor allem figurbetonte Cocktail- und Etuikleider. Die dürfen, insbesondere bei der imaginären Vizepräsidentin Meyers, gern in Knallfarben oder Pastell daher kommen. Ihre Garderobe ist nicht zufällig. Die Stilistinnen beider Serien bestätigen, wie viel Gehirnschmalz in die Ausstattung der Figur …

We love Code – Eine Buchvorstellung für alle, die schon immer mit Computern reden wollten

Code ist überall – in unseren Weckern, im Auto, Fernseher und natürlich in Computern. Julia Hoffmann und Natalie Sontopski, Gründerinnen der Code Girls Leipzig, haben ein Buch geschrieben, das als kleines 101 des Programmierens erklärt, was große Teile unseres Alltags zusammenhält. Ich habe zwar schon in einem kurzen Rails Girls – Workshop in die Programmiersprache Ruby hinein geschnuppert und google mich sonst munter durch HTML, wenn mir etwas auf dem Blog nicht gefällt, aber sonst habe ich keine Ahnung. Also hatte, bevor ich das Buch gelesen habe. Damit war ich die perfekte Zielgruppe. We love Code ist quasi die Einführung vor der Einführung. Bevor man sich entscheidet, was man eigentlich lernen will, findet man hier die Grundlagen. Was sehr trocken klingt und dem Buch nicht gerecht wird. Das sieht nicht nur schick aus, sondern erklärt kurzweilig, wie ein Computer von innen aussieht, welche Programmiersprachen es gibt oder wie Apps und Webseiten eigentlich funktionieren. Gespickt ist das Ganze mit Ausflügen in die Geschichte des Code. Hier begegnet man einer Frau nach der anderen. Programmieren ist eben nicht nur …

Mega, der mittelalte Mann mit Meinung!- Liebeserklärung an einen Typ, der es mir schwer macht, ihn ernst zu nehmen

„Vielleicht ist der mittelalte, wahnsinnig intellektuell tuende Mann gar kein Fossil mit  antiquiertem Beziehungsbild, sondern nur ein trauriger Feuilletonist, der die Seite in der ZEIT füllen muss, die für Kontroversen vorgesehen ist.“ Jetzt steht er da wieder im Flur und glotzt auf meine Hose. Ich kann auch nichts dafür, dass in seinen Kreisen Rollkragenpullover unter schwarzen Sakkos der kulturelle Code sind. Er stutzt. Vermutlich gucke ich ein bisschen argwöhnisch. Ich erzähle einfach was von der Hose. Jetzt denkt er: „Für sowas hat sie Zeit. Vier Mal die Hose waschen.“ Dabei wüsste er, dass die Waschmaschine ganz von allein problemlos hintereinander durchläuft. Wenn er sie bedienen könnte. Ja, ja, meine Schuhe haben eine Kette. Und deine sind abgetragen, weil deine Peer-Group findet, der mit dem abgewetztesten Professoren-Look ist der Klügste. Wie er mich langweilt in seiner Selbstgefälligkeit. Vielleicht liegt es daran, dass er nicht mehr so viele Haare hat. Männer sind da ja sehr speziell, wenn es um ihre Haare geht. Gerade mit zunehmendem Alter. Nachher wird er wieder mit stolzgeschwellter Brust mit mir rumlaufen. Seht her, fast 50jähriger mit …

Von der Schönheit zufälliger Begegnungen

Irgendwann in Frankreich fand ich eine Metrostation nicht. Das lag nicht nur an meiner Unkenntnis der Stadt. Es lag daran, dass mir viel im Kopf herum ging. Nach einigen Praktikumsmonaten überlegte ich, mein Studium dort zu Ende zu bringen. Das Für und Wider waberte in meinem Kopf. Immer noch nicht fündig geworden, setzte ich mich auf eine Bank. Eine Frau kam dazu. Irgendwann schaute sie herüber und fragte: „Woher kommen Sie?“ Wir redeten, mein Französisch war noch nicht wirklich weit, aber es ging. Ich verlor kein Wort über meine Gedanken zum richtigen Weg in die Zukunft. Dann fragte sie unvermittelt: „Sind Sie abenteuerlustig?“ Ich antwortete zögernd. Das Gespräch verging, aber der Satz hatte sich in festgebohrt. Danach war es klar. Ich würde es nicht machen. Wie ungefähr 99,9% der Weltbevölkerung finde ich es von Zeit zu Zeit schwer mit diesem Leben. Manchmal dreht man sich in einem sehr grauen Kinderkarussell mit nichts als den eigenen Gedanken als Mitfahrer. Dann trifft man sie. Diese zufälligen Menschen. Ich hatte bisher ein paar dieser zufälligen Begegnungen. Zwei auf einer …