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Kennt ihr den Elf on the shelf? – Er wohnt jetzt bei uns.

Das ist Zwerg Zwerg ist unser familieneigener Elf on the shelf. Eine Bekannte hatte mir davon erzählt, das Ganze kommt aus den USA. Die Geschichte geht so: der Elf ist ein Helfer des Weihnachtsmannes & stellt eine 1A-Big Brother-mäßige Überwachung der Kinder in der Weihnachtszeit sicher. Da kennen sich die Amerikaner ja aus. Normalerweise kommt er um Thanksgiving ins Haus & beobachtet tagsüber regungslos das Benehmen der Kinder. Nachts wird er wach, fliegt kurz zum Nordpol & schreibt alles in die Akte. Weil der Elf nicht die hellste Kerze auf Santas Adventskranz ist, vergisst er immer, wo er saß, bevor er lebendig wurde. Am nächsten Morgen sitzt er also nie dort, wo man ihn zurückgelassen hat. Die Kinder müssen ihn dann suchen.

Das klang wunderbar nach Weihnachtstradition & ich beschloss: wir brauchen einen Elf. Nun ist das mit Traditionen so eine Sache, wenn man Kinder bekommt. Ich habe Weihnachten immer sehr geliebt & will dieses wunderbare Gefühl weitergeben. Aber genau wie die eigenen Eltern will man es nicht machen. Weil man eben nicht mehr das Kind ist. Also eigene Traditionen schaffen. Die müssen aber meinen Ansprüchen genügen & genauso erinnernswert sein wie die, die ich selbst kenne. Eine Tradition, mit dem Gefühl von „Aus der Kälte heimkommen & bei Stollen & Punsch in die Decke eingemummelt in die Kerzen schauen während die Weihnachtsplatte läuft.“ Sich geliebt & geborgen fühlen. Kann nicht so schwer sein, oder?

Ich war also ein wenig auf der Suche und der Elf klang super. Ich würde ihn verstecken & jeden Morgen würde er fröhlich jauchzend gesucht werden. Besser als jeder Adventskalender. Ich konnte es kaum erwarten.

Das Set mit Buch & Elf war schnell gekauft. Ich konnte nur eines in Englisch finden, aber das war nicht schlimm. Wer aufmerksam mitliest, weiß bereits, dass ich bei Kinderbüchern gern etwas anderes vorlese, als drinsteht.  Dann eben simultan übersetzten. Ich war bereit, für meine Tradition Opfer zu bringen.

Der Elf war bereits beim Auspacken eine kleine Enttäuschung. Er roch ziemlich nach Plastik & war  nicht so beweglich, wie ich gehofft hatte. Zum Spielen war er aber auch nicht gedacht, wie wir dem Buch mit der Geschichte entnahmen. Denn es gab zwei Regeln:  Der Elf musste einen Namen bekommen & das Kind durfte ihn nicht anfassen, weil sonst der gleiche sofortige körperliche Verfall eintritt wie bei raffiniertem Zucker (aber das ist eine andere Geschichte mit dem Thema Kinderladenelternabend) die Weihnachtsmagie verschwinden würde. Und die Weihnachtsmagie will natürlich keiner auf dem Gewissen haben.

An diesem Punkt wurde aus meiner neuen magischen Familientradition bereits ein kleiner Trotzanfall. Das Kind hatte nämlich keine Lust, dem Elfen einen Namen zu geben, so dass er mürrisch Zwerg getauft wurde. So richtig warm wurde es mit der Puppe sowieso nicht. Innerlich konnte ich es dem Kind nicht verdenken. Wer Horrorfilme kennt, weiß, dass Kinder einen sechsten Sinn fürs Böse haben. Und seien wir mal ehrlich, diese Augen…

Meine Tradition stand also bereits auf sehr wackeligen Beinen. Ich tat trotzdem weiter mein Bestes, um die Geschichte zu verkaufen & das Buch wurde immer wieder zum Vorlesen angeboten. Der Plan ging trotzdem nicht auf. Weil der Enthusiasmus für den Elf immer kleiner wurde, wurde auch meine Lust, jeden Abend ein neues Versteck zu finden, immer kleiner. Die morgendliche Suche war bald vom Spaßgrad her für uns beide auf dem Level von Zähneputzen.

Auch der Teil mit dem Benehmen lief nicht so toll. Insgeheim hatte ich mir ein kleines Druckmittel erhofft („Der Elf sieht das & sagt es dem Weihnachtsmann!“). Rückblickend ist meine eigene Naivität beinahe niedlich. Dieses Jahr musste ich wegen Kinderladenverrätern bereits ausführlich erklären, dass die Geschenke nicht von Verwandten kommen (wie an Geburtstagen, Ostern & oft auch an sämtlichen anderen Tagen des Jahres) sondern von dem bärtigen Mann.

Und dann komme ich zusätzlich mit dem Spionage-Elf um die Ecke. Auf das erste „Hör bitte auf, die Wand anzumalen, der Elf sieht alles.“ folgte nur ein leicht irritierter Blick. Das Kind schien sich zu fragen, wieso es nun auf eine Plastepuppe hören sollte, wenn es es bei mir schon nicht tat. Wer konnte es ihm verdenken? Und dann noch das Nicht-Anfassen-Dogma. Ich war zermürbt & packte den Elf in die Kuscheltierkiste. Genau an diesem Punkt kam der Spaß für uns beide zurück. Am nächsten Tag wollte das Kind – endlich befreit von Mamas krampfhaften Ansprüchen – mit dem Elf verstecken spielen. Und wir fingen an, Verstecke zu suchen.

Erst klassisch im Wohnzimmer…

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…& beim Spielzeug.

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Dann erweiterte der Elf seinen Radius auf die anderen Räume der Wohnung,

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& wurde ziemlich kreativ.

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Das war nicht mehr die ursprüngliche Idee und hatte auch mit Weihnachten nicht mehr so viel zu tun. Eine Tradition wird das Ganze auch nicht werden, inzwischen liegt der Elf wieder in der Ecke. Aber wir hatten Spaß.

Und die Moral von der Geschichte? Kaufe kein Spielzeug, wo Made in China draufsteht, wenn du willst, dass es Füße hat. Ja. Aber auch: Traditionen kann man sich nicht backen. Wie bei so vielen Dingen, geht es meistens schief, wenn man zu viel plant. Wie es dem Elf jetzt geht, fragt ihr? Sein Benehmen lässt leider zu wünschen übrig. Ich habe den leisen Verdacht, er war heimlich bei Twitter & hat sich Inspirationen vom #Dinovember geholt.

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Aber wir kriegen das hin:

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Disclaimer: Während der Produktion wurden keine Elfen verletzt. Die FSK 18 Bilder sind natürlich OHNE das Kind entstanden.

Foto: flickr – peapodsquadmom – CC by 2.0

Das 6-Monatskind ist sehr lady-like – Royale Nachhilfe in Rosa-Hellblau

Als britischer Royal ist das Leben vermutlich eher so gähn. Ständig muss man irgendwo auftauchen, Bänder durchschneiden & Hände schütteln. Dabei weiß man nie, was man anziehen soll. Ein neues Outfit suggeriert Verschwendungssucht oder Modebewusstsein, ein bereits getragenes Nachlässig- oder Sparsamkeit. Am Ende geht es sowieso nur um die Fotos. Und vielleicht noch um ein paar private Worte, die sich gut in bunten Blättern machen. So geschehen in der letzten Woche bei unserem Lieblingsvorzeigeehepaar William & Kate.

Beim Besuch einer Selbsthilfegruppe für Suizidgefährdete wurden sie ganz themenkonform nach dem Befinden des Nachwuchses befragt. George, so Kate, sei der „lautstarke, große Bruder“, ein „Wirbelwind.“ Auch wenn man es beim stets wohlfrisierten, pullundertragenden Kleinkind nicht auf den ersten Blick vermuten mag, so überrascht mich diese Aussage kein bisschen. Weiterlesen

Die griechische Handwerker-Tragödie

Es beginnt harmlos mit einem tropfenden Wasserhahn, schlechtem Fernsehempfang oder dem seltsamen Geräusch aus dem Kühlschrank. Meist ist auf das eigene Unterbewusstsein Verlass, welches das Problem zunächst konsequent ignoriert. Denn es weiß, was es erwartet. Irgendwann wird es dennoch offenbar: aus dem Wasserhahn rinnt es mittlerweile so laut, dass das Geräusch nur noch vom Kühlschrank übertönt wird, während man sich wundert, dass kein Darsteller in der Lieblingsserie das gigantische schwarze Loch thematisiert, was sich über den Bildschirm bewegt.

Du hast ein Haushaltsproblem. Die Zeit des Leugnens ist vorbei & wie bei allen schwerwiegenden Lebenskrisen, wird zunächst google zu Rate gezogen. Nachdem das youtube-Video von Paul, der ein ähnliches Problem mit einer Mischung aus Backpulver, Essig & Speisestärke in den Griff bekommen hat, durchprobiert ist & Partner/ Freunde/ Bekannte darauf bestanden haben, „mal was zu probieren“, was die Sache erfahrungsgemäß verschlimmert hat, ergibst du dich deinem Schicksal & machst dich auf die Suche nach „jemandem, der sich mit so etwas auskennt“ – oder zumindest so tut als ob. Bald wird dich ein Handwerker besuchen.   Weiterlesen

Alle Jahre wieder – shiny, happy Engel

Jedes Jahr im November, kurz bevor die Weihnachtsbeleuchtung die Straßen erhellt, glitzert ein diamantenbesetzer BH durch die Nacht. Millionen schauen zu, wenn die Victoria’s Secret Engel in einer Wolke aus Haarspray, Kristallen & pinkem Satin auf die Erde herabschweben. Die Lichter, der Glitzer & Glamour hat seine ganz eigene Faszination & Victoria’s Secret spielt gern mit der eigenen Weltentrücktheit. Das Augenzwinkern wird dabei nicht nur kultiviert, sondern mit jedem Jahr weiter perfektioniert. Hier ist nichts nur sexy, sondern immer auch fun. Der Spaß steht im Vordergrund, die Engel lächeln & werfen Küsschen. Es ist ein sorgfältig durchorchestriertes Ereignis mit Prominenten in der ersten Reihe & aktueller Musik, kalkuliertem Lichteinsatz & minutiöser Planung – das trotzdem nie den Anschein einer großen lockeren Pyjamaparty verliert, bei der fröhliche Mädchen Verkleiden spielen.

Mittlerweile spielt auch die Vorberichterstattung eine große Rolle. Auf der eigenen Internetseite & auf youtube kann im Vorfeld die Konzeption der Show bis zu den Castings verfolgt werden. Im letzten Jahr schrieb ich darüber, wie die Körperarbeit der Models zu einem Full-Time-Job stilisiert wird, den man gern mit den Anstrengungen von Sportlerinnen gleichsetzt. Mit dem feinen Unterschied, dass es eben nicht darum geht, den Körper zu sportlichen Leistungen zu ermächtigen, sondern möglichst gut aussehen zu lassen.

Empowerment, Selbstermächtigung & Selbstbewusstsein sind auch in diesem Jahr die Victoria’s Secret – Botschaft. Auf der Internetseite erfährt man die Ideen hinter den Outfits & welche dazugehörigen Models gesucht werden. Ein Rock n’Roll Girl mit Ecken & Kanten, fragil & feminin darf es auch sein. Aber trotzdem selbstbewusst, stark & kraftvoll…und natürlich immer wieder fun und cheeky. Die sexy-fröhliche Powerfrau im Mädchenkostüm, immer einen vorwitzigen Kommentar auf den Lippen, die sollte doch zu finden sein.

Die Marke, die regelmäßig ihren Umsatz um bis zu 50% in den Wochen nach der Show steigert, weiß, dass nur sexy & sinnlich ohne Subtext nur halb so gut funktioniert wie sexy & sinnlich mit starken Frauen. Wieso sollte man nur Männern gefallen? Wieso den Markt der selbstbewusst-selbstbestimmten Frau, die bei offensiv sexualisierter Werbung die Nase rümpft, ignorieren, indem man sich auf das klassische Bild des passiv-weiblichen Objektes beschränkt?

Victoria’s Secret Models sind immer auch ein bisschen frech. Ihre Attraktivität, so das Versprechen, lässt sie ihre eigenen Regeln machen. Sexy und Objekt sein ist einfach Ausdruck der eigenen Freiheit. Das passt super in eine Konsumkultur, die mittlerweile der Meinung zu sein scheint, dass Frauen sich durch so ziemlich alles empowered fühlen können – von der Wahl der richtigen Frühstücksflocken bis zum Schuh- & Handtaschenshopping. Denn die Größe der eigenen Sammlung zeigt wie stark & unabhängig frau ist. Das wusste vor Destiny’s Child bereits Carrie Bradshaw, die das Kochen verweigerte & stattdessen Manolos im Ofen lagerte. Seht her, männerdominierte Welt, ich kann mich selbst beschuhen.

Bei aller Unabhängigkeit & Empowerment  wird nicht vergessen, dass man Unterwäsche verkaufen will. Die trägt man eigentlich für sich selbst, wie Brustimplantate & Haarverlängerungen, aber ein bisschen auch, um den Männern zu gefallen. Dass das ganz wunderbar funktioniert, zeigen die häufigen Kameraschwenks in die Gesichter männlich-prominenter Zuschauer während der Show – die dann wahlweise den Mund leicht offen stehen haben (das Boybandmitglied), süffisant-ironisch lächeln (der selbstreflektierte Hollywoodschauspieler) oder sich entspannt mit einer „Zeig mir, was du hast.“-Attitüde zurückgelehnt haben (der Rapper).

Weibliche Zuschauerinnen werden eher selten gezeigt. Das Weiblichkeitsbild ist ja auch bereits auf dem Laufsteg präsent.Irgendwie geht es eben doch um den männlichen Blick. Und um Profit, der sich auf eine einfache Botschaft reduzieren lässt: Wenn du dieses Etwas trägst, bist du noch begehrter. Aber unemanzipiert fühlen musst du dich dabei nicht. Ist ja alles fun. Und selbstentschieden. Von dir, du selbstbewusste Konsumentin!        

PS: Ein guter Ort, um endlich einmal den TED talk von Cameron Russell (übrigens auch ein ehemaliges Victoria’s Secret Model) zu empfehlen.

Foto: flickr – Cyril Attias – CC by 2.0

Dating in Feminismusland – Von Regeln & der Bumble App

Als ich Bumble hörte, kamen mir kleine, dicke, freundlich-summende Hummeln in den Kopf. Im Fall von Bumble wären es sogar freundlich-summende-feministische Hummeln. Empowered Hummeln. Denn die App, die es seit Anfang des Jahres gibt, verspricht feministisches Dating. Woo-hoo. Gegründet wurde sie von Whitney Wolfe, 25 Jahre alt & Mitgründerin von Tinder, jedermans & -fraus digitaler Lieblings-Wisch-und-Weg-Vekupplungsapplikation. Ihren Ausstieg bei Tinder begleitete 2014 ein Rechtsstreit wegen sexueller Belästigung. Es ging um einen Ex (und Mitgründer), der die Trennung nicht akzeptieren wollte. Wolfe gewann. Und startete neu.

Der feministische Markenkern von Bumble, ein „Feminist Tinder“, das nichts weniger will, als Frauen die Kontrolle zurück zu geben & damit das Dating modernisieren, ist schnell erklärt: Nur Frauen können den ersten Schritt machen. Tun sie dies nicht binnen von 24 Stunden, ist Prince Charming wieder weg aus der Vorschlagsliste. Es sei denn, er verlängert das Ultimatum für die Dame auf weitere 24 Stunden. (Das funktioniert aber nur mit einer Frau pro Tag – siehe  Tindervergleich weiter unten.) Weiterlesen