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Gastbeitrag: Ich bin so eine, der die Jeans gleich wieder passt. –
Eine neue Perspektive auf den After Baby Body

Der erste Gastbeitrag, der mich erreichte (wenn auch nicht der Erste hier veröffentlichte), hat mich besonders gefreut. Denn er kam von keiner geringeren als Larissa vom No Robots Magazine. Eine meiner Lieblings- und Herzbloggerinnen, die hier sehr persönlich über eine Perspektive auf den After Baby Body schreibt, die es so auf dem Blog noch nicht gab. Danke, Larissa!

Neulich in der Babygruppe: Ein paar junge Mütter mit noch recht kleinen Babys unterhalten sich.
Mutter 1 an Mutter 2: „Du hast deine Figur aber auch schon wieder zurück!“
Mutter 2: „Ja, das war auch kein Problem. War eigentlich gleich wieder so, als ich aus dem Krankenhaus kam.“
Mutter 3: „Ey, davon will ich gar nichts hören!“

Er wird ja viel besungen, der After Baby Body.

Die Magazine bejubeln Stars, wie toll sie kurz nach der Geburt wieder aussehen. Die Normalo-Frau weint entweder, weil sie das mit dem After Baby Body nicht so toll hinbekommt wie eine Gisele Bündchen oder weil sie den Druck, der auf junge Mütter gemacht wird, für absolut unverschämt hält.

about-workLarissa sagt selbst, dass ihr „ganzes Leben doch irgendwie online ist“ und bloggt seit 2014 auf No Robots Magazine. In ihrem Blogzine findet ihr wunderbare Texte über das Leben, Kunst und Kommerz – immer mit klugem Blick für gesellschaftliche Themen. Unbedingt reinlesen! Larissa ist übrigens freie Redakteurin. Man kann sich ihr Talent also auch gern gegen Geld sichern.

Weil sie den Begriff After Baby Body nicht mehr hören kann. After Baby Body? Was soll das denn überhaupt? Muss man darüber überhaupt reden? Nun, ob man muss, das weiß ich nicht. Aber offensichtlich wird darüber geredet. Warum also nicht mal die fragen, die sonst nie reden dürfen. Die, die lobend in Magazinen gezeigt werden. Die, die sich ein bisschen schämen, dass sie eine Woche nach der Geburt wieder in ihre engen alten Jeans passen. Ich bin so eine Frau.

Und dahinter steckt kein Wunderwerk, kein Diät-Wahn, kein hartes Trainingsprogramm. Ja, früher, da dachte ich mal: „Wow, wenn man in der Schwangerschaft seine Figur verliert, dann mache ich währenddessen auf jeden Fall ganz viel Sport! Ich will danach wieder so aussehen wie vorher!“ Ja, und? Pustekuchen! Die ersten drei Monate lag ich auf dem Sofa und habe im Halbschlaf wimmernd Netflix geguckt. Die letzten Wochen lag ich wie ein dicker Käfer auf dem Rücken und habe mit Armen und Beinen gewedelt, um wieder auf die Füße zu kommen.

Okay, ja, dazwischen habe ich sehr diszipliniert jeden Tag Pilates gemacht. Aber nicht für meine Figur, sondern weil es mir gut tat und es die Rückenschmerzen im Rahmen hielt. Also, was ist nun mein geheimer „Schlank nach der Geburt“-Super-Tipp? Hab ich nicht. Ich bin einfach so. War ich schon immer. Mir wurde es leicht gemacht dank genetischem Vorteil, moderatem Heißhunger und kaum Gelüsten (außer einer Vorliebe für Pflaumen).

Jetzt sitzen sie da, all die Mütter, denen es nicht so geht und sagen: „Ja, ist ja toll für dich. Halt doch die Klappe und sei froh!“ Ich halte aber nicht die Klappe. Denn, wenn wir schon vom After Baby Body reden, dann seien wir doch ehrlich: Ein Körper, der ein Kind ausgetragen hat, der wird nie wieder so sein wie vorher. Ich bin groß und schlank, genau wie meine Mutter in meinem Alter auch. Es gibt ein Bild von ihr im neunten Monat, wie sie den Bauch extra weit raus streckt, damit man überhaupt etwas sieht. Ich war überzeugt, dass es bei mir auch so sein wird. Lange habe ich mich gefreut, dass man mir die Schwangerschaft kaum ansah, während ich trotzdem meinen kleinen Bauch raus gestreckt habe, stolz auf das wachsende Bäuchlein. Noch im achten Monat bin ich in Salzburg die Berge hoch gestiefelt. Jubelte jeden Morgen beim Einölen, dass ich ohne Streifen durchkommen würde. Und dann: Boom! Gefühlt innerhalb von einer Nacht explodierte mein Bauch förmlich. Mein Kind ist nämlich auch groß. Und war bei der Geburt kein Leichtgewicht – dass es sich noch fast eine Woche über Entbindungstermin Zeit ließ, machte die Sache nicht besser. Und so schob ich schließlich meinen Riesenbauch in den Kreißsaal und presste in einer nicht-komplikationsfreien Geburt trotz PDA unter Höllenschmerzen mein Kind heraus.

Mein Körper war danach nicht der selbe.

Ja, zehn Tage nach der Geburt probierte ich mal meine frühere Lieblingsjeans an (Skinny-Schnitt, W29, L34) und sie passte.

Larissa2 Aber makelloser Body? Von wegen! Der Bauch, der nie wirklich trainiert war, war schlaff und zerrissen. Zwar wurden die dunklen Streifen im Laufe der Zeit blasser und ein bisschen Bauch bildete sich zurück, aber auch jetzt nach fast einem Jahr sieht man ihm trotzdem noch an, dass er ein Kind getragen hat. Nein, ich habe keine Pfunde behalten. Kurz nach der Geburt betrachtete ich mich im Spiegel und erschrak vor mir selbst. Ich kam mir vor wie ein wandelndes Skelett. Ein paar Monate später kaufte ich mir zum ersten Mal in meinem Leben eine Waage, um mein Gewicht im Auge zu behalten. Ich habe vier Monate voll gestillt. Mein Kind hatte großen Hunger, ich wenig Zeit zum essen. Tipp á la „So verlieren Sie Ihre Pfunde nach der Schwangerschaft“?: Stillen und keinen haben, der für einen kocht. Ich hielt mit einem Arm das Baby, um mir mit dem anderen alles in den Mund zu stopfen, was man schnell auf die Hand essen kann (vor allem Bio-Dinkel-Waffeln von DM, in großen Mengen). Und fühlte mich dabei wie ein ausgesaugtes Haut-Gespenst.

Makelloser Body? Pah, von wegen! Mein erster „Ausflug“ nach der Geburt ging nach zwei Wochen zu Rossmann – zwei Häuser weiter. Auf dem Rückweg hatte ich solche Schmerzen, dass ich den Weg kaum geschafft hätte. Es dauerte Monate, bis ich wieder richtig laufen konnte. Manchmal merke ich die Geburtsverletzungen heute noch. Ja, auch das gehört zum After Baby Body. Wer sagt denn, dass es einer Gisele Bündchen anders geht?

Und mal ganz ehrlich: Guckt man sich After Baby Body-Galerien der Stars an, dann sieht man meistens auch eher weite Kleidung, die den postpartalen Bauch kaschiert. Man kann nämlich auch mit Schwabbel und Schwangerschaftssstreifen heiß aussehen.

Foto: flickr – andrea – CC by 2.0

„Ein Rock verleiht auch Autorität.“ – Berufskleidung über den Wolken

IN DER LETZTEN WOCHE erreichte die Geschichte von Nicola Thorp auch die deutschen Feuilletons von Süddeutsche, ZEIT bis FAZ. Die Zeitarbeitskraft sollte als Rezeptionistin im Londoner Büro der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers arbeiten, weigerte sich aber High Heels mit 5 cm-Absatz zu tragen und wurde nach Hause geschickt. Inzwischen hat Thorp eine Petition gestartet und Frauen posten aus Solidarität Fotos von sich in flachen Schuhen im Büro.

Darf ein Arbeitgeber Kleidungsvorschriften machen, die eine bestimmte Art von Weiblichkeit einfordern?

Rein rechtlich, ja. Es gibt sie bei Banken, Juwelieren oder Parfümerien. Als ein Pilot der Lufthansa vor zwei Jahren klagte, weil er seine Pilotenmütze nicht tragen wollte,  – Den Pilotinnen war das Tragen freigestellt. – gab ihm das Bundesarbeitsgericht Recht. Es bestätigte aber auch, Kleidungsvorschriften für Männer und Frauen dürfen unterschiedlich sein.

Ich habe nur zwei internationale Tourismusbörsen als Messehostess auf hohen Schuhen verbracht und kann unumwunden zugeben, diese Erfahrung hat mir Promotionjobs und hohe Schuhe nachhaltig verleidet. Aber nicht bei jeder Arbeit, die feminine Kleidung vorsieht, ist eine Bierhalle in unmittelbarer Nähe…

Deshalb habe ich bei Lisa nachgefragt. Sie fliegt seit acht Jahren auf Kurz- und Langstrecke für eine große deutsche Airline um die Welt. Wenn der Post erscheint, ist sie gerade irgendwo zwischen Hong Kong und Heimat.

Eine Flugbegleiterin erzählt…

Zu Lisas Uniform gehören offiziell nur die Textilien. Schuhe und Koffer darf sie sich selbst aussuchen. Ganz frei ist sie nicht, neben Farbe und Material sollten Schuhe „einen erkennbaren Absatz“ haben. Auch was die Frisur betrifft, gibt es Vorgaben: „Gepflegt, und alles was auf den Schultern aufliegen würde, muss geschlossen getragen werden“. Ohne, dass es ausdrücklich gefordert ist, reguliert sich vieles von selbst, was Haare und Make Up betrifft. Die Meisten tragen Hochsteckfrisuren oder Lippenstift und Lidstrich. Dazu sagt Lisa:

„Dass zu unserer Uniform ein gepflegtes, klassisch-elegantes Erscheinungsbild gehört, finde ich nur logisch: Wir strahlen dadurch eine Kontrolle aus, die den Gästen spürbare Sicherheit vermittelt. Jemand, der aussieht, als sei er eine halbe Stunde vor Abflug aus dem Bett gefallen, wirkt nicht besonders vertrauenserweckend.“

Eine Mindestkörpergröße von 165 cm gibt es auch (Fun Fact: leider von mir knapp verfehlt.) und das „Gewicht sollte in angemessenem Verhältnis zur Körpergröße stehen.“ Das ist auch notwendig wegen der sicherheitsrelevanten Aufgaben, so Lisa. Vorschriften sind hier übrigens von Airline zu Airline unterschiedlich. Bei den asiatischen und arabischen geht es strenger zu. Im Kern gelten die gleichen Vorschriften (Aussehen: gepflegt-klassisch-elegant) übrigens auch für Männer. Sie haben nur weniger Auswahl bei der Kleidung. Flugbegleiterinnen dürften neben Rock und Kleid nämlich auch Hose tragen.

Dass Lisa sich gern für Rock und hohe Schuhe entscheidet, mag zunächst überraschen. Und dann doch wieder nicht. Steht beides im Businesskontext doch nicht nur für Attraktivität, sondern auch für Professionalität. Eine Studie der Columbia Universität bestätigt, Menschen in formeller Kleidung, werden nicht nur als professioneller wahrgenommen, sondern auch respektvoller behandelt. Und es fällt ihnen leichter, eine Distanz zu Kund*innen und Kolleg*innen zu wahren, wenn sie dies wollen. Auch Lisa findet ihre Uniform sehr sinnvoll und hatte als Berufsanfängerin keine Probleme, sich daran zu gewöhnen:

„Gerade als junge Frau muss man in der Lage sein, sich gegen teils 40 Jahre ältere Vielflieger durchzusetzen – da ist die Uniform schlagendes Argument. Sie gibt dem/der Träger/in sofort eine gewisse, von jedem wahrgenommene Professionalität, sorgt automatisch für die Wahrung einer gewisse Distanz und funktioniert im Fall der Fälle als richtiges „Schutzschild“. Wenn ein Gast sich bei mir über eine Verspätung oder Unregelmäßigkeit beschwert, für die ich nichts kann, ist mir in Uniform unterbewusst immer klar, dass er sich über das Unternehmen beschwert, nicht über mich als Person. Um ehrlich zu sein, war ich eher stolz, unsere Uniform zu tragen – und bis heute ist das Schminken und Fertigmachen vor dem Flug für mich eine Art Ritual, die mich auf die Arbeit und meine Aufgaben einstimmt.“

Und doch ist eben nicht alles gleich.

Während einem Piloten die Uniform vermutlich nur Autorität verleiht, trägt sie bei Flugbegleiterinnen noch andere Konnotationen. Der Hauptgrund, wieso Lisa an Bord ist, ist die Sicherheit. Nicht umsonst lernen sie und ihre Kolleg*innen nur einmal die Grundregeln des Bordservice. Aber wiederholen jedes Jahr Erste Hilfe- und Sicherheitstrainings. Kein Wunder, dass sie nicht nur Stewardessenklischees ärgern, sondern auch andere Distanzlosigkeiten. Da hilft manchmal auch keine Uniform.

„Am meistern ärgern mich nach wie vor die drei gängigsten Klischees – alle haben mit Intelligenz, Erotik und Homosexualität zu tun. Jedes von ihnen hat (wie alle Klischees) einen Funken Berechtigung, aber wer jede/n von uns auf sie reduziert, hat vor allem selbst einen sehr eingeschränkten Horizont (kein Klischee!). Mir sind tatsächlich recht wenige wirklich unangenehme Dinge in diesem Zusammenhang passiert. Sicher bekomme ich öfter eine Telefonnummer zugesteckt oder ein nettes Kompliment gemacht, als zum Beispiel eine Erzieherin oder eine Beamtin, aber solange das nicht zudringlich wird, spricht das für mich nur dafür, dass ich einen guten Job mache und sich die Leute bei mir wohlfühlen. Sicher kommt es vor, dass Männer „die sexy Saftschubse“ in uns sehen und sich deshalb fast schon berechtigt fühlen, uns anzugraben. Aber das sind dieselben, die der Meinung sind, ein kurzer Minirock rechtfertige sexuelle Belästigung und damit in meinen Augen minderbemittelt. Was mich wirklich nervt ist nur die ewige Frage nach dem „Mile High Club“ und ob ich Mitglied sei – welche andere Berufsgruppe würdet ihr denn ernsthaft nach ihrem Sexualleben am Arbeitsplatz fragen?!“

Vielen Dank, Lisa, dass du meine Fragen so schnell und offen beantwortet hast!

Lisas Antworten und die Geschichte aus Großbritannien zeigen, feminine Kleidungsvorschriften können mehrere Dimensionen haben. Die Diskussion, die nicht nur in Großbritannien entstanden ist, ist interessant. Nicht wenige meiner Bürokolleginnen sagen, dass sie sich mit Absatz souveräner und durchsetzungsstärker fühlen. Nicht zuletzt ein Resultat des veränderten Ganges (Kopf hoch, Rücken gerade) und der erhöhten Körpergröße. Dass das eigene Selbstbestimmungsrecht und Gleichbehandlungsgrundsätze verletzt werden, wenn Rock oder Absätze verlangt werden, ist aber ebenso nachvollziehbar. Wie ich mich, meinen Körper und meine Professionalität präsentieren möchte, ist schlussendlich nur meine Sache. Fremdnormierungen sind die Vorschriften und Handreichungen auf jeden Fall. Wenn sich Gerichte mit dem Thema beschäftigen, geht es übrigens nicht nur darum, was ein Unternehmen mithilfe der Kleidung seiner Angestellten darstellen möchte (Einheitlichkeit, Professionalität…), sondern immer auch darum, was wir alle als Vorstellungen in unseren Köpfen haben. Die das Unternehmen dann natürlich treffen möchte.

Mit dem Finger auf die Firmen zu zeigen, ist nur eine Seite der Medaille.

Unsere Erwartungen an das Aussehen einer Person, was wir gesellschaftlich bestimmten Berufen zuschreiben, prägt das Bild, was uns präsentiert wird, ebenso. Wenn in der Werbung die Flugbegleiterin freundlich lächelnd mit perfekten Zähnen dem Businessman das Nackenkissen reicht und nicht die Sicherheitshinweise demonstriert – zugegeben kein schönes Anzeigenmotiv, aber ihr merkt, wo ich hin will – dann ist das auch unser aller gesellschaftliche Wahrnehmung.

Das ist die gute Nachricht. Denn wenn sie uns nicht gefällt, können wir versuchen, sie zu ändern. Es ist an uns, wenn wir ein Flugzeug betreten, eine Wertschätzung zu zeigen, die über gut aussehende Frau, die meinen Kaffee macht, hinausgeht. Am Ende ist es nämlich die gleiche Frau, die dir den Notausgang zeigt. Und die Frage mit dem Mile High Club, die lassen wir in Zukunft auch, ok?

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Lisa – helleflecken.de

Wer mehr über Lisas Reisen und das Leben als Flugbegleiterin erfahren möchte, der sollte ihren Blog Helle Flecken lesen. Hier schreibt die studierte Publizistin, die neben dem Fliegen auch als Social Media Managerin arbeitet, seit zwei Jahren z.B. über immer wieder gern gestellte Partyfragen à la Läuft tatsächlich immer was zwischen Piloten und Flugbegleiterinnen?

Foto: flickr – Freya Hobbs – CC by 2.0

Oh, Jesus – Jessi gastbeitragt über Religion

Als Jessi mir schrieb, dass sie über Religion schreiben will, weil „Religion wie Analsex ist, gern in den Medien, jeder hat ein paar abstrakte Worte dazu zu sagen, aber über die Praxis redet keiner.“, da habe ich etwas länger gestutzt. Hatte aber eine Idee, was sie meinte und herausgekommen ist ein sehr interessanter Text einer jungen Christin. Den ich selbst nicht hätte schreiben können. So habe ich mir das mit den Gastbeiträgen vorgestellt. Danke, Jessi! ***

Religion ist eine Krücke für die schwachen Menschen, so kommt es mir immer vor, wenn ich erzähle, dass ich Christin bin. Also erzähle ich nur noch selten davon. Das fällt mir nicht besonders schwer, denn das Thema kommt sehr selten auf.

Mit der Flüchtlingsdiskussion wird wieder mehr über Religion geredet.

Ich denke, ich hätte eine Meinung dazu, die man sich anhören könnte. Denn ich kann es nachvollziehen, was es heißt, religiös zu sein. Wenn ich aber erzähle, dass ich an Gott glaube, so richtig wirklich und auch in die Kirche gehe, bete, all das, dann werde ich schräg angeschaut.

flickr – Mary – CC by 2.0

Jessi ist 17 und erst vor Kurzem über Facebook auf das makellosmag gestoßen. Weil sie überlegt, nach dem Abitur „etwas mit Schreiben“ zu machen, kam sie auf die Idee mit dem Gastbeitrag. Die Idee eines eigenen Blog beschäftigt sie auch bereits eine Weile. Deshalb freut sie sich über ganz viel Feedback von euch, wie ihr ihren Text fandet.

Ich merke, dass ich dann für naiv gehalten werden. Als wäre ich noch nicht richtig erwachsen, würde noch bei Mama am Rockzipfel hängen. Denn da muss ich das ja her haben, von meinen Eltern. Habe ich auch, aber jetzt ist meine Religion mein Eigenes und ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht. Das wird mir selten geglaubt, denn Glauben kommt heute schlecht an. Die Meisten finden es naiv und Gott braucht man auch nur, wenn man selbst sein Leben nicht auf die Reihe bekommt.

Du betest, weil du deine Probleme allein nicht gelöst bekommst.

Du glaubst an ein Leben nach dem Tod, weil dein jetziges Scheiße ist und glaubst nur an etwas, was größer ist als du selbst, weil du selbst dir so klein vorkommst.

Die anderen schauen mich an und denken, schön, dass du einen Strohhalm gefunden hast. Ich kann aber auf eigenen Beinen stehen. Unabhängigkeit und Stärke geht nicht mit Religion zusammen. Als Frau schon gar nicht. Dass man sich selbst für den Glauben entschieden hat, glaubt keiner. Den muss dir doch jemand eingeredet haben.

Manchmal werde ich darüber richtig sauer. Und wünsche mir, dass Gott es allen zeigt. Dass er sich mal zeigt als allmächtig und ein paar Feuerblitze schießt, damit sie alle vor ihm niederknien. Das ist natürlich ein unchristlicher Gedanke, das ist mir klar. Meine Religion hat auch mit Selbstaufgabe zu tun, mit klein sein. Jesus ist Gottes Sohn, der Sohn von jemandem, der alles erschaffen hat. Und doch kam er als Mensch, eingeschränkt wie wir sind. Er kam als Baby, abhängig von anderen, lebte mit den Armen und starb völlig machtlos. Seine Machtlosigkeit und sein Außenseitersein kam daher, dass er über Recht und Unrecht nicht nur gesprochen, sondern auch gehandelt hat. Er hat jeden akzeptiert, wie er war. Von den religiösen Führern wurde er dafür verachtet, bei ihnen gab es keinen Platz für seine Offenheit. Sie dachten, sie waren im Recht, weil sie sich an ihre eigenen Regeln hielten. Nur die Sünder verstanden Jesus. Sie verstanden, dass sie ihre Probleme vor Gott nicht verstecken können und nicht nur durch eigene Stärke überwinden können. Und dass dort jemand war, der freigiebig Vergebung anbot. Ich verstehe nicht, was man daran naiv finden kann, wieso es nicht zum heutigen Leben passen sollte.

Von mir aus muss man nicht glauben.

Aber als Jesus am Schwächsten war, als er starb und begraben wurde, erwuchs seine größte Stärke, die Wiederauferstehung. Wenn ich selbst wiederauferstehen könnte, mich immer auf meine eigene Kraft verlassen könnte, bräuchte ich Gott vielleicht auch nicht. Mit einem perfekten Leben könnte ich vielleicht denken, alles eine verrückte Idee. Aber ich bin menschlich. Jesus kam, um sich denen anzunehmen, die Hilfe brauchen. Und wenn wir ehrlich sind, brauchen wir alle irgendwann einmal Hilfe. Ob wir es begreifen oder nicht. Egal, ob wir jetzt stark tun. Meine Religion ist das Wissen, dass ich bereits eine Lösung habe, wenn etwas schief geht. Das finde ich sehr erwachsen und weitsichtig und klug. Deshalb ärgert es mich, dass Religion irgendwie immer mehr mit Unintelligenz gleichgesetzt wird. Als wäre es eine natürliche  Entwicklung hin zum Nicht-Glauben, wenn man nur klug genug ist und lange genug darüber nachdenkt. Und dann denke ich, vielleicht können wir mit anderen Religionen so wenig anfangen, weil wir selbst verlernt haben, den Glauben an etwas zu akzeptieren.

Foto: flickr – Gabriel Herrera – CC by 2.0

Frauen, erhebt eure Stimme – aber bitte richtig.

Es gibt eine Bibi Blocksberg-Folge, in der eine leicht genervte Barbara Blocksberg Bibis Bruder zuraunt: „Boris, quietsch nicht immer so!“ Frau Blocksberg, die Geschlechterklischees sonst super beherrscht, liegt hier ausnahmsweise falsch. (An dieser Stelle sei die Highlightfolge Ohne Mami geht es nicht, in der Bibis Vater versucht eine Dose Nudelsoße mit der Bohrmaschine zu öffnen, nicht empfohlen.) Frau Blocksberg also, hat die Situation diesmal verkannt. Denn Jungs quietschen eher selten. Mädchen und Frauen dafür umso mehr. Ihre Stimme zu hören, stößt manchen nicht nur metaphorisch auf. Sie ist bereits aufgrund der Tonlage eine Belastung für das männliche Ohr. Es sei denn, es geht um Sex. Da ist man(n) geneigter, Defizite zu ertragen. Als Beischlafgenossin bevorzugt man die hohen Tonlagen und Frauenstimmen werden sogar höher, je näher der Eisprung liegt. Hey, du da, nicht mit dem Kopf schütteln! Alles wissenschaftlich bewiesen. (Vorsicht: Link führt zur BILD.)

Während bei uns eher gepiepst wird, wird andernorts geknurrt.
Erst am Wochenende sah ich ein Video, das erklären wollte, warum Hillary Clinton es schwer haben wird. Sie sei zu steif, verbissen, zu ehrgeizig und ambitioniert – und wenn sie redet, hört sie sich an wie Marge Simpson.

Sag, was du willst – aber knurr nicht immer so

Das mag man als Nichtigkeit abtun. Aber dass Frauen sich durch ihre Sprechweise die Wirkung ihrer Worte verbauen, ist eine weit verbreitete Idee. Wer fiebst und quietscht, irgendwie nölt oder gackert, wird eben seltener ernst genommen. So beklagte sich im Sommer letzten Jahres Naomi Woolf, Feministin, Schriftstellerin und Aktivistin in einem Essay über eine Sprechweise, die sich junge Frauen  angewöhnt hätten. Man findet sie in Britney Spears Gesang und bei Kim Kardashian im Originalton. Eine Art kehlig-nasalen Ton, der an Enten erinnert, so Woolfs Beschreibung. Damit stehen sich Frauen selbst im Weg, beim Finden ihres Platzes in der Gesellschaft, beim eigenen Aufstieg.

Die Geschichte der weiblich-erfolgreichen Stimme ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Legendär die Episode, in der sich Margaret Thatcher eine tiefere Stimme antrainierte. Und der politische Erfolg prompt folgte. Kaum ein Persönlichkeitsseminar, dass sich an erfolgreiche Frauen und die, die es werden wollen, richtet, in dem nicht das Sprechen eine Rolle spielt. Mehr Volumen, klarer, lauter, nicht so viele Pausen, nicht so langsam, besser atmen – die Liste ist lang.

Wer über die Just not sorry – App für den Chromebrowser gelacht hat, die bestimmte vermeintlich weibliche Floskeln wie „Ich bin da keine Expertin…“ oder „Entschuldige, aber…“ unterkringelt als wären es Rechtschreibfehler, die war vermutlich noch nie in einer Fortbildung, in der Sprechpausen gestoppt werden und man sogenannten uptalk trainiert.

Ich warte noch auf den Wirtschaftswoche-Artikel, der Männern empfiehlt leiser zu reden

Das ist das bewusste Anheben der Stimme am Ende des Satzes, um zu verhindern in der Argumentation unterbrochen zu werden. Eines von mehreren Tools, um sich Gehör zu verschaffen. Wer sie nicht kennt, womöglich falsch intoniert, wirkt schüchtern, unsicher, am Ende gar inkompetent. Gute Tipps? Möglich. Angesichts der Flut der Angebote von Sprechtrainingsseminaren, die auf meinem Schreibtisch landen, warte ich trotzdem noch auf den Artikel in der Wirtschaftswoche, dass Männer leiser sprechen sollten. Und weniger Floskeln wie „Es ist doch offensichtlich, dass…“ verwenden. Weil diese verbale Marotte sonst den Eindruck erwecken könnte, sie wären ziemliche Klugscheißer.

Frauen zu sagen, wie sie sich zum beruflichen Erfolg reden können, ist nicht weit entfernt von Ratschlägen zu Körpermaßen und Aussehen. Da machst du etwas falsch, aber du kannst etwas dagegen tun. Ergo, du hast das Gelingen deiner Wünsche doch selbst in der Hand. Weibliche Sprache zu bewerten heißt zunächst abzuwerten. Um dann eine Lösung anzubieten. Und ist damit gar nicht so weit entfernt von ultimativen Sommerdiät-Tipps. Geliefert werden wieder neue Gründe für die Selbstreflexion. Bis hin zu Selbstzweifeln?

Ist „Mache ich richtige Sprechpausen?“ das neue „Macht mich das fett?“

„Mache ich zu viele Sprechpausen?“ ist dann einem „Sehe ich in der Hose dick aus?“ nicht unähnlich. Ersteres nehmen wir nur bereitwilliger an. Denn sich um den eigenen Erfolg zu kümmern, ist nicht nur schick, sondern auch irgendwie feministisch. Und doch ist das richtige Sprechen nur eine weitere – meistens exklusiv weibliche – Baustelle. Natürlich lassen sich auch Vorstandsvorsitzende gern einmal rhetorisch schulen. Aber hier wird nicht das männliche Sprechen per se als erfolgsverhindernd abgewertet. Es geht nur eben noch ein bisschen besser. Und Frauen fangen mit dem Hinterfragen in bedeutend tieferen Hierarchiestufen an. Klar, wer klug ist, will etwas werden. Und sich klug verhalten. Frau weiß eben, dass dafür etwas getan werden muss.

Dazu kommt, dass der zu erreichende Standard männlich geprägt ist – tiefer und akzentuierter sollte man sprechen. Mir grummelt immer ein wenig der Magen, wenn man Frauen rät, sich wie Männer zu verhalten, um Erfolg zu haben. Nicht nur, weil ich der Meinung bin, dass einige männliche Verhaltensweisen in Wirtschaftsprozessen gern abgeschafft werden können. Finden übrigens auch viele junge Männer, die mit den Frauen erst unten auf der Leiter stehen.

Außerdem stößt es keine Veränderung für niemanden an, wenn wir nur Altes reproduzieren. Stattdessen sollten wir lieber neue Orte schaffen, an denen Frauen reden können wie sie mögen. Sich am Konferenztisch richtig reinzuhängen (Props to Sheryl Sandberg!), mag an der ein oder anderen Stelle der eigenen Karriere helfen. Daran zu arbeiten, dass alle anderen sich ein bisschen zurücklehnen, macht aber Platz für mehr als nur eine Frau. Oder eine andere Minderheit, die an Konferenztischen noch nicht wirklich vertreten ist.

Und mal ganz ehrlich: wenn David Beckham, der klingt wie Mickey Mouse, es in dem als männlich wahrgenommenen Sport per se zu Millionenruhm gebracht hat, dann dürfen Frauen in Wirtschaftsunternehmen oder der Politik auch knurren und piepsen.

Foto: flickr – bixentro – CC by 2.0

„Der Traum, ein Buch zu schreiben war immer da.“ – Frau Margarete, ihre Leidenschaft und eine erfolgreiche Verlagssuche

Schon eine Weile habe ich die Idee. Es sollen mehr coole Frauen ins makellosmag. Solche, die spannende Dinge tun oder Spannendes zu erzählen haben. Deshalb gibt es nun auch die Gastbeiträge. Selbst nachfragen will ich auch von Zeit zu Zeit. Wie heute bei Katie. Sie erzählt über ihre Leidenschaft fürs Schreiben und wie das Ganze zum Buchvertrag führte. Und gibt Tipps für alle, die auch den Traum vom Cover mit eigenem Namen darauf träumen.***

Schreiben ist nicht nur Katies liebstes Hobby, es ist viel mehr. Ihr geht es wie mir, wenn die Idee da ist, kann sie nicht nicht schreiben – egal ob es ein Blogbeitrag oder Seiten für einen Roman sind. Erste Geschichten hat sie früher an ihre Eltern verschenkt, eine Figur begleitet sie bereits seit 12 Jahren. Als eine Lehrerin sie ermunterte vor der Klasse vorzulesen, tat sie ihr allerdings keinen Gefallen.

KatieKleinEs gibt eine Menge tolle schreibende Frauen im Internet. Katie kenne ich über ihren Blog, der schnell zu meiner Instanz geworden ist, wenn es um Filme und Serien geht. Denn darum geht es unter anderem auf Frau Margarete. Neben schön geschriebenen Alltagsgeschichten findet man dort auch eine empfehlenswerte Monatsrückschau in die Blogs der Anderen. Ihr solltet also unbedingt einmal vorbeilesen. Und das sage ich nicht nur, weil mir Menschen, die so lässig zu ihrem Fantum für Jake Gyllenhaal stehen, einfach sowieso grundsympathisch sind.

Sich im geschriebenen Wort auszudrücken fällt ihr noch heute manchmal leichter als im Gesprochenen. Wenn ein Witz im Kopf sehr komisch klingt, man aber nur irritierte Blicke erntet, wenn er den Mund verlässt. Auch das kenne ich. Auf ihrem Blog kann man ihr übrigens ein wenig über die Schulter schauen. Sie liebt Statistiken und ihre Tabellen und Zahlen zum Schreibfortschritt begeistern mich immer wieder. Wie Excel und Kreativität zusammengehen und was sie sonst zum Schreiben braucht, habe ich sie gefragt:

Selbstrechnende Tabellen und kreatives freies Schreiben wie beim WriYoBo (Schreib ein eigenes Buch-Challenge), bei der du mitgemacht hast, wie geht das zusammen? 

Meine Tabellen und Zahlen dienen in erster Linie mir zur Orientierung. Ich könnte mich den ganzen Tag mit Listen befassen. Zunächst macht mir sowas also einfach Spaß. Ich kann ohne Planung nicht schreiben und die Entwicklung von Figuren und Handlung ist ja ebenso ein kreativer Prozess wie das Ausformulieren beim Schreiben. Ich möchte, dass das, was ich schreibe, auch gut wird und dafür brauche ich einen roten Faden, an dem ich mich entlang hangeln kann. Wo geht die Geschichte hin? Was wird noch passieren? Wer spielt eine Rolle? Außerdem geht es bei den Projekten ja auch darum, bestimmte Ziele zu erreichen. Beim WriYoBo ist mein persönliches Ziel 18.000 Worte im Monat – da habe ich einfach gerne eine Übersicht, wie viel ich schon geschafft habe und was noch zu tun ist. Wenn es mal wieder irgendwo klemmt, schaue ich mir meine Zahlen an und weiß „Das hast du schon mal geschafft, das schaffst du diesen Monat wieder.“ Für mich ist Schreiben also nicht nur das Aufschreiben der Geschichte, sondern auch alles was drumherum passiert.

Was brauchst du zum Schreiben? 

Musik, unbedingt! Ich setze mir meine großen Kopfhörer auf und tauche ganz in die Geschichte ein. Manchmal so sehr, dass ich mich erschrecke, weil mein Freund plötzlich neben mir steht und ich nicht bemerkt habe, dass er zur Tür hereingekommen ist. Welche Musik ich höre, hängt von meiner Stimmung ab und davon, was ich gerade schreibe. Manchmal brauche ich etwas Lautes wie Linkin Park. Manchmal aber auch ganz romantische oder traurige Songs von John Legend oder Hozier. Und wenn die Figuren in meinem Buch gerade feiern gehen, dann höre ich auch schon mal die Best-Of-Alben von Britney und Christina durch.

Außerdem brauche ich zum Schreiben Ruhe und Zeit. Ich denke, ich schreibe eher langsam und manchmal brauche ich ein bisschen, bis ich wieder vollkommen drin bin in der Geschichte. Deswegen schreibe ich vor allem abends, wenn ich nichts anderes mehr vor habe. Wenn ich weiß, dass ich z.B. in einer Stunde aus dem Haus muss, kann ich nicht schreiben. Eigentlich funktioniert Zeitdruck für mich immer ganz gut, z.B. bei Arbeiten in der Uni, beim Schreiben aber gar nicht.


Katie bewundert Astrid Lindgren und Joanne K. Rowling für die Erschaffung ihrer einzigartigen Welten und als Persönlichkeiten, die gesellschaftlich und politisch engagiert waren und sind. Jane Austens clevere Frauenfiguren in einer Zeit, in der Frauen nicht viel Raum zur Cleverness gegeben wurde, nennt sie ebenso wie Jeder Moment ist Ewigkeit von Kriegsfotografin Lynsey Addario, wenn man sie fragt, welche Bücher sie begeistert haben. Bald wird sie selbst begeistern. Denn sie hat das geschafft, wovon viele träumen. Wie sie zu ihrem Verlag kam, habe ich mir natürlich auch erzählen lassen. 

Was war zuerst da, der Wunsch, ein Buch zu schreiben oder die Idee dazu?

Der Wunsch ein Buch zu schreiben war definitiv zuerst da. Davon habe ich wirklich schon lange geträumt. Ganz konkret wurde dann alles im November 2014, als ich zum ersten Mal am NaNoWriMo teilnahm. Ich arbeitete an einer Geschichte, es gab im Prinzip nur eine Szene, eine dieser Ideen. Aber während ich schrieb, reifte in mir der Gedanke, dass dies die Geschichte sein könnte – die, die es irgendwann mal in ein Buch schaffen könnte. Und dann schrieb ich im November und Dezember rund 60.000 Worte. Ohne große Überarbeitung gab ich das Manuskript an Freundinnen, die es gelesen und für gut befunden haben. Aber auch einige Kritik vorbrachten. Und so habe ich ein ganzes Jahr damit verbracht, diese erste Rohfassung zu überarbeiten. Ich habe die Geschichte dann noch einmal überarbeitet, nachdem ich den Buchvertrag bereits hatte. Vermutlich würde ich sie jetzt immer noch überarbeiten, wenn ich das Manuskript nicht schon abgeschickt hätte. Ich freue mich jedenfalls darauf, wenn meine Lektorin mit ihrer Arbeit beginnt und ich noch ein wenig an den Details feilen kann.

Wie ging es dann weiter? 

Ich spielte mit dem Gedanken, das Buch als Selfpublisher zu veröffentlichen, weil einem im Internet nicht besonders viel Mut gemacht wird, wenn es um die Verlagssuche geht. „Verlage nehmen keine Debütautoren“, „Da kommst du ohne Agenten nie rein“, „Das dauert Monate“ – da hatte ich wirklich Angst vor. Aber dann dachte ich mir, ein Versuch kostet nichts. Mein Freund hat mich in dieser Sache außerdem sehr motiviert und unterstützt (Okay, ein bisschen erpresst. „Wenn du das Manuskript nicht abschickst, tu ich es“ waren seine Worte.) Deswegen habe ich mir ein paar Verlage ausgesucht, an die ich mein Manuskript bzw. eine Leseprobe senden wollte. Darunter waren große und kleine Verlage, ganz verschieden. Wichtig ist natürlich, dass man schaut, dass der Verlag auch das Genre anbietet, in dem man schreibt. Auf den Amrûn Verlag wurde ich durch das Schreibnacht-Forum aufmerksam bzw. über die Autorin Katharina Wolf, die ebenfalls dort veröffentlicht hat. 


Katie versuchte ihr Glück und schickte eine Mail. Die Antwort kam sofort. Sie hatte vergessen, die Leseprobe mitzuschicken und nur das Exposé angehängt. „Souveräner erster Auftritt.“ sagt sie und lacht.

3289017683_3e636acf3a_m1. Glaube an dich und deine Ideen, aber verschließe dich nicht vor Kritik. Die Idee kann in deinem Kopf noch so toll sein, wenn sie aber niemand außer dir versteht, dann musst du vielleicht noch ein wenig daran arbeiten. 2. Mache dich mit einigen Regeln des Schreibens vertraut. Ja, die gibt es. Und damit meine ich nicht nur grundlegende Kenntnisse in Rechtschreibung und Grammatik. Du solltest wissen, wie eine Geschichte aufgebaut wird, damit sie spannend ist. Du solltest dich mit Plot, Thema und Spannungsbogen befassen. Regeln kann man brechen, aber sie zu kennen hilft einem, das Handwerk des Schreibens zu verstehen. 3. Schaue bei der Verlagssuche auch über den Tellerrand. Natürlich ist es toll, von einem bekannten Publikumsverlag verlegt zu werden. Aber es gibt viele kleine Verlage, die deine Wünsche ebenfalls erfüllen könnten. Oft hast du hier auch einen sehr viel engeren Kontakt zu Verleger, Lektoren etc. Wichtig dabei ist, dass du einen ordentlichen Verlagsvertrag bekommst, wo Dinge wie Urheberrecht, Vergütung und Laufzeit geregelt sind. Verlage, bei denen du etwas dazu zahlen sollst oder erst ab dem 500. verkauften Exemplar vergütet wirst, sind nicht seriös. Lass die Finger davon und versuche es lieber im Selbstverlag – Plattformen wie neobooks bieten tolle Möglichkeiten für Selfpublisher. 4. Schreib!

Dem Verlag hatte aber bereits das Exposé gut genug gefallen, um sich zu melden. Als dann noch am selben Tag der Satz  „Haben Sie Lust, ein Buch mit uns zu veröffentlichen?“ in ihr Postfach flatterte, gab es Freudentränen und zitternde Hände, die ein „Ja“ tippten. Jetzt, mit dem echten Vertrag in der Hand kann sie es immer noch nicht glauben. Katie weiß, dass ihre Geschichte ein Glücksfall ist, weil sie schon nach wenigen Wochen der Suche einen Verlag gefunden hat. Ich finde ja, dass Glück auch immer ein bisschen mit Arbeit zu tun hat. Und Katie hat ihre eigenen Tipps beherzigt, sich Rückmeldungen geholt, immer wieder überarbeitet und gefeilt.

Ich freue mich, sie bald in Papier zu lesen. Welche Ratschläge sie für alle Schreibverrückten hat, könnt ihr auf der rechten Seite nachlesen. 

Vielen Dank an Katie! Es hat Spaß gemacht, dich ein bisschen näher kennen zu lernen.

Lasst mir in den Kommentaren gern euer Feedback da, wie ihr die neue Rubrik findet und ob ihr in Zukunft noch mehr coole Frauen kennen lernen wollt. Und wenn ihr eine kennt oder selbst eine seid, schreibt mir doch einfach eine Mail.

Foto: flickr – avrdreamer – CC by 2.0