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Gastbeitrag: Typen beim Onlinedating

Als ich die Rubrik Gastbeiträge eröffnete, wünschte ich mir etwas über das Singleleben. Danke an Maike, die mir diesen Wunsch erfüllt hat. Neben der Tatsache, dass sie ziemlich witzig ist, macht Maike außerdem sympathisch, dass sie ihren Text fast ein wenig schnöde „Typen beim Onlinedating“  nannte. Und damit der Versuchung widerstand, aus ihm einen dieser Listenartikel zu machen. Ihr wisst schon: „Die 6 Typen, die du kennen musst, bevor du zur Liebessuche online gehst. Nimm dich besonders vor Nummer 2 in Acht.“  

Hier kommt ihr Gastbeitrag:

Der Ich-hab-dein-Profil-nicht-gelesen-Typ (Unterart: akzeptus ablehnungimus)

Worte sind überbewertet und ehrlich, wer gibt sich schon wirklich Mühe beim Ausfüllen seiner Profile? Außerdem, so lässt dich dieser Typ wissen, will er ja den Menschen dahinter kennen lernen. So schnell wie möglich, so effizient es geht. Dieser Typ wirft meistens gegen Sonntagnachmittag, wenn der Kater langsam nachlässt und er sich allein im Bett wieder findet, großzügig ein paar Komplimente in die Runde und guckt, was passiert. Aufgrund seiner Nichtlektüre kann es passieren, dass er dir erzählt, dass er gleich noch Grillen geht und sich total auf sein Steak freut. Obwohl dein einziges Ausschlusskriterium Fleischesser waren. Wie Super-Mario, der verpixelte Videospielheld unserer Kindheit, springt er einfach auf alles drauf, in der Hoffnung, dass es Punkte gibt. Da er breit streut und weiß, dass um die nächste Ecke 100 weitere Möglichkeiten warten, kann er aber auch gut mit Desinteresse deinerseits umgehen.

Der Ich-hab-dein-Profil-nicht-gelesen-Typ (Unterart: non akzeptus ablehnungimus)

Der böse Bruder des ersten Typs. Liest auch keine Profile, hält sich aber für ein Geschenk an die Frauenwelt. Deshalb hat er mit Beginn seiner Unternehmungen in den Tiefen des World Wide Web einmal Zeit darauf verwendet, einen Text über sich zu schreiben. Der ihn in seiner ganzen glorreichen Männlichkeit präsentieren soll (mein Job/ meine wahnsinnig interessante Persönlichkeit/ mein cooles und/oder teures Hobby). Den fügt er jetzt nur noch ein und kann sich beim besten Willen nicht erklären, warum du ihn nicht gleich heiraten willst. Un dafür will er jetzt eine Erklärung von dir! Oder zumindest ein kleines Sex-Treffen. Je nach Level seiner geistigen Verbrämung kann es hier ganz schön anstrengend werden. Am Besten ignorieren. Dann folgt meist Ruhe oder nur noch einige üble Beschimpfungen und dann ist Ruhe.

Der Ein-Bild-von-meinem-Penis-sagt-mehr-als-1000-Worte-Typ

Eines muss man den eben beschriebenen Typen lassen. Sie scheinen immerhin zu wissen, dass ein bisschen Konversation bzw. verbaler Austausch zum menschlichen Paarungsritual dazu gehört. Der Penisbild-Verschicker sieht das anders. Angesichts der vielen Selbstzweifel, die Frauen mit sich rumtragen, muss man die Männer einfach bewundern, die Bilder von ihrem Penis verschicken und denken, es würde daraus irgendetwas erwachsen – äh – entstehen. Nun mag es Frauen geben, die Penisse hübsch anzusehen finden, ich selbst gehöre nicht dazu. Aber darum geht es auch gar nicht. Fragen wir uns, was will uns der Autor damit sagen?

  • „Ich habe einen Penis.“ – Schön für dich, und jetzt?
  • „Mein Penis ist errigierbar und jederzeit einsatzbereit.“ – Nehmen wir mal an, hier will jemand seine Potenz beweisen und geht davon aus, es wäre für suchende Frauen ein ERSTkritierum. Dann bevorzuge ich ein ärztliches Attest statt eines Fotos, danke.
  • „So sieht mein Penis aus.“ – Aussehen, Form und Größe mögen ein Kriterium bei der Partnerwahl sein. Aber nicht bevor ich dein Gesicht kenne.
  • „Ich bin ein toller Hecht im Bett.“ – Dann wüsstest du, dass es mehr zur Erregung braucht als ein Bild von deinem besten Stück.

Ich habe schon viel zu viele Worte darüber verloren, denn eigentlich will ich nur eines sagen: Nichts rechtfertigt ein Penisbild. Lasst es sein.

Je nach Anzahl der erhaltenen Bilder geht die Kurve des Ärgerlevels übrigens so: hohes Fremdschämpotential – Resignation – humoristische Bewältigung (Bild zurück schicken mit „Guck mal, das ist meiner.“) – blanke Wut.

Der Im-Ernst-was-arbeitest-du-wirklich?-Typ – aka Sherlock Holmes

Möchte interessant wirken, indem er Fragen stellt, die dir noch keiner gestellt hat. Oder lügt selbst ständig beim Onlinedating, so dass er bei anderen erstmal den Faktencheck macht. Zweifelt gern Details aus deinem Profil an (Komm, was arbeitest du wirklich?) und denkt sich Perlen aus wie „Verrätst du mir dein Gewicht?“ oder „Dein Profil siehst osteuropäisch aus, bist du sicher, dass du da keine Vorfahren hast?“

Der Ich-will-dir-doch-nur-helfen-Typ

Lässt dich sofort wissen, dass du nicht sein Typ bist. Du bist zu verkopft, unsexy, unfreundlich, wählerisch oder alt. Jetzt will er dir helfen, denn du brauchst natürlich einen Mann (sonst wärst du nicht hier). Und so wird das nichts Kleine, deshalb erklärt er dir, wie das läuft in der Welt. Du kannst darüber natürlich sehr, sehr froh sein, denn normaler weise kostet so ein goldener Rat eine Menge Geld  – bei Pick-Up Artist zum Beispiel. Die haben ihm vermutlich auch den Trick beigebracht, dir anzubieten, dass man sich gern mal treffen kann, damit er dir noch mehr Tipps gibt.

Der Ich-bin-hier-um-jemanden-kennen zu lernen-Typ

Möchte jemanden kennen lernen, genau wie du und lässt es einfach drauf ankommen. Gibt Dinge preis, aber nicht zu viel und ist interessiert an dir. „Vielleicht wird etwas draus.“, denkt er sich. Jackpot.

Foto: flickr – Michael Crane – CC by 2.0

 

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