Alle Artikel mit dem Schlagwort: blablabla

Berlin, Berlin

Das Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, hat dreitausend Einwohner. Ich war in den letzten Wochen viel da. Es ist wunderschön dort und es schreibt sich ganz fantastisch unter einem alten Kirschbaum in einem traumhaften Garten. Untermalt von der Geräuschkulisse der Landmaschinen, Rasenmäher und Kreißsägen – Einer der größten Mythen über das Leben auf dem Land ist ja, dass es dort ruhig zugeht. – habe ich es nicht ganz geschafft, meine Sommerpause einzuhalten. Ich liebe diesen Ort. Aber das Zuhausegefühl überkommt mich schon lange, wenn ich von der A100 aus den Funkturm erblicke. Berlin ist meine Heimat. Zehn Jahre bin ich nun hier. In Berlin ist bald Wahl und nicht nur deswegen ist die Stadt gerade Lieblingskind der Feuilletonisten. Ein komplettes Genre scheint sich nur damit zu beschäftigen, wieviel besser hier früher alles war. Als man noch für 300 Mark im 200 Quadratmeter Altbau wohnte, die Drogen etwas taugten und nichts Unangenehmes passierte. Jemals. Oder es keinen interessierte, weil alle viel entspannter waren. Nicht nur die Feuilletonisten und Onliner fühlen sich diesem urbanen Mythos verpflichtet, sondern …

Von der Schönheit zufälliger Begegnungen

Irgendwann in Frankreich fand ich eine Metrostation nicht. Das lag nicht nur an meiner Unkenntnis der Stadt. Es lag daran, dass mir viel im Kopf herum ging. Nach einigen Praktikumsmonaten überlegte ich, mein Studium dort zu Ende zu bringen. Das Für und Wider waberte in meinem Kopf. Immer noch nicht fündig geworden, setzte ich mich auf eine Bank. Eine Frau kam dazu. Irgendwann schaute sie herüber und fragte: „Woher kommen Sie?“ Wir redeten, mein Französisch war noch nicht wirklich weit, aber es ging. Ich verlor kein Wort über meine Gedanken zum richtigen Weg in die Zukunft. Dann fragte sie unvermittelt: „Sind Sie abenteuerlustig?“ Ich antwortete zögernd. Das Gespräch verging, aber der Satz hatte sich in festgebohrt. Danach war es klar. Ich würde es nicht machen. Wie ungefähr 99,9% der Weltbevölkerung finde ich es von Zeit zu Zeit schwer mit diesem Leben. Manchmal dreht man sich in einem sehr grauen Kinderkarussell mit nichts als den eigenen Gedanken als Mitfahrer. Dann trifft man sie. Diese zufälligen Menschen. Ich hatte bisher ein paar dieser zufälligen Begegnungen. Zwei auf einer …

Fahrradgesicht oder Seid einfach keine Idioten (m/w)

Heute ist der Tag der großen Essays. Aber es will mir nicht gelingen. Ich überlege, woran es liegen könnte. Wer sind die Frauen und was wollen sie? Eine Frage, die 1999 n.Chr. schon die große Philosophin Christina Aguilera nur vage stellte: What a girl wants, what a girl needs nanana, lalala, something, hm…Was „was“  ist, bleibt im Dunkeln. Auch wenn wir uns inzwischen vom Sony Discman zum iPhone vorgearbeitet haben, klingt die Frage auch im neuen Jahrtausend noch in den Ohren. Aber das ist es nicht. Frauen mögen keine homogene Masse mit gemeinsamen Wunschzettel sein. Aber es fällt genug ein, was man auf den Forderungskatalog setzen könnte: Sexualstrafrecht, Equal Pay, Care Arbeit, humane Arbeitskultur, steuerliche Förderung von Kindern und nicht der Ehe. Was ich eigentlich schreiben will, hat wahrscheinlich einfach wenig mit Feminismus zu tun. Oder ganz viel. Ich will schreiben: Wir sollten alle rücksichtsvoller und netter zueinander sein. Nun kommt man sich kindisch vor, wenn man solche simplen Tatsachen aufschreibt. Ich selbst scheitere täglich an dieser Mission. Ich will manchmal nicht reden, obwohl ich weiß, dass …

Insomnia – ein nächtlicher Listenpost

Das erste Kind schlief schlecht bis gar nicht – der Klassiker. Das neue Baby schläft viel zu gut, um wahr zu sein. Damit ich mich nicht zu sehr daran gewöhne, es zählt schließlich erst wenige Wochen, übernimmt mein Kopf dankenswerterweise die Babyrolle. Er schläft schlecht ein, meistens gar nicht & hält mich wach mit ausgefeilter Taktik allerlei Quatsch. Immerhin inspiriert er so wieder einmal einen Listenpost, die klicken ja angeblich gut: Kopf-Wachhaltestrategien – die nervigsten 10. Und ja, ich tippte das hier gerade nachts im Bett…im Dunkeln. Ihr dürft gern mitlesen. Aber leise, die anderen schlafen schon. Gruselige Bilder – „preventing sleep since 1992“ – Kopf: „Hey, erinnerst du dich an den Horrorfilm von letzter Woche? Hier, ich zeige dir nochmal das Gesicht von dem unheimlichen Geistermädchen.“ Wahllose Gedächtnisstichproben – Kopf: „Hey, schläfst du schon? Könntest du mal kurz nachgucken, wie dieses Virus in Dingens hieß? Nur für eine Sekunde? Interessiert mich gerade. Und läuft dieser Film eigentlich schon, hier, der da mit dem Typ aus dem anderen mit den Flugzeugen?“ Replay von peinlichen Momenten meiner bisherigen Existenz …

Die Person, die den Nachtisch teilen will… – Warum Erwachsene beim Essen mindestens genauso nerven können wie Kinder.

Wenn man täglich mit Kind seine Nahrung zu sich nimmt, ist man manchmal ziemlich froh, dass keiner zuschaut. In der Öffentlichkeit habe ich auch viel zu oft das Gefühl, Dinge rechtfertigen  zu müssen. Leider ist man als Eltern nicht mehr so viel ohne Kind unterwegs, so dass einem ein wichtiges Detail fast gar nicht mehr auffällt: ungewöhnliches Benehmen beim Essen ist keine Kindereigenschaft. Diverse Weihnachtsfeiern & weitere jahreszeitbedingte Essenseinladungen haben es in den letzten Tagen ans Licht gebracht: um sich an öffentlichen Tischen komisch zu verhalten, muss man keine 5 Jahre alt sein. Als Erwachsener hat man aber das Privileg, dass es sich in der gesellschaftlichen Wahrnehmung mehr um persönliche Spleens handelt als um schlechte Erziehung. Über die irgendwie hinweggesehen wird. Außer bei mir im Blog. Hier geht es jetzt nämlich zur Sache. Vorhang auf für die nervigsten Szenen beim Essen mit Erwachsenen. Vorspeise: Auftritt der Nichtentscheider & Allesentscheider Bereits im Vorfeld des Restaurantbesuchs zeichnet sich der Nichtentscheider dadurch aus, dass ihm alles egal ist. Wo man hingeht zum Beispiel. Gerade in urbanen Kontexten versucht er …