Alle Artikel mit dem Schlagwort: Bekenntnisse

Sommer

Immer im Sommer schmiede ich Pläne und sprühe vor Ideen. Dabei ist der Sommer die schlechteste Zeit dafür. Denn der Sommer ist zum Eis essen und Schwimmen gehen und die Seele in der Sonne baumeln lassen gedacht. Also muss ich beinahe jeden Sommer wieder lernen, keine schlechte Laune zu bekommen. Ich bekomme schlechte Laune, weil ich eigentlich sofort alles machen möchte (aufmerksame Podcasthörerinnen wissen um meine Ungeduld). Aber wenn ich sofort alles machen würde, bleibt, das ist ganz klar, keine Zeit für Eis und baden und Seele baumeln lassen. Und dann, ich kenne das, sitzte ich schwupps wieder im Berliner Winter und kann mich gar nicht mehr darüber freuen, dass ich viele Dinge gemacht und versucht habe. Weil manche von ihnen eben nur Versuche blieben und schon wieder im Nebel der fast vergessenen Ideen verschwunden sind, die einmal so großartig klangen und dann doch überraschend schnell ihren Zauber verloren. In solchen Fällen sind Kinder eine ganz wunderbare Erfindung, denn sie fragen sich nicht, ob man große oder kleine Ideen gegen Eis und Ausflüge oder den …

Ich mag den Muttertag

Morgen werden mich kleine Arme umarmen und mir dicke, feuchte Küsse aufdrücken. Ich werde ein selbstgemachtes Bild von einem Blumenstrauß bekommen. Ganz kleine zusammengeknüllte Seidenpapierkugeln wurden aufgeklebt und bilden den Blumenstrauß. Es sind sehr viele kleine Kugeln. Ich weiß, wie lange das gedauert haben muss, bis aus den Kugeln der Strauß wurde. Und wie ab und zu die Konzentration meines Kindes verloren gegangen sein wird. Aber ich weiß von der Person, die ihr dabei geholfen hat, dass es sich nicht hat ablenken lassen. Weil sie dieses Geschenk für ihre Mama unbedingt fertig machen wollte. Mein Mann wird mir einen Kuss aufdrücken und „Danke“ sagen. Einen Kuss, der ein wenig länger dauert als sonst, wenn der Alltag oft nur Aneinandervorbeigehusche für uns bereithält. Wir werden uns anblicken und uns verschwörerisch anlächeln wegen des ganzen Wahnsinns, den wir hier jeden Tag wuppen. Meine 75jährige Nachbarin ist morgen nicht da, aber hat mir schon Pralinen vorbei gebracht. Ich mag Pralinen nicht besonders, aber ich habe mich trotzdem gefreut. Morgen ist Muttertag. Ich bin gern Mutter und ich mag den …

Altpapier-Poesie

Allerspätestens mit den ersten Sonnenstrahlen war klar, dass der Kartonfriedhof auf dem Balkon verschwinden musste. Wir haben einen ziemlich ansehnlichen Balkon ordentlicher Größe, aber das Papier hatte ihn fast verschwinden lassen. Alles begann mit den vor Weihnachten eintreffenden Paketen diverser Versandhändler. Es war draußen so kalt und so ungemütlich und irgendwie schlief das Baby immer oder hatte schlechte Laune oder ich hatte gar keine Lust, es in 25 Schichten Jacken zu hüllen, um das bisschen Papier loszuwerden. Das bisschen Papier  wurde allerdings recht schnell größer und bald war es so groß, dass es sowieso nicht mehr mit nur einem schnellen Gang zur Papiertonne hätte weggebracht werden können. Der anwachsende Haufen, inzwischen um diverses Weihnachtsgeschenkapier und noch mehr Karton ergänzt, wuchs und wuchs und störte mich durchaus. Aber draußen war es ja, wie es sich für einen ordentlichen Berliner Winter gehört, meistens sowieso grau, so dass ich die Vorhänge, die sonst nur für die Abendstunden vorgesehen waren, einfach virtuos so vor die  Tür zum Balkon zog, dass ich den Kartonhaufen bei meinen natürlichen Laufwegen durch die Wohnung kaum noch …

#4 Die schlechtgelaunte Folge – Unbeschrieben-Podcast

Der Frühling ist da, aber hat bei mir noch nicht richtig eingeschlagen. Ich habe schlechte Laune und das liegt auch am Buch. Irgendwie läuft es nicht so richtig. Und weil ich euch versprochen habe, euch auf allen Schritten des Weges mitzunehmen, ist es in diesem Monat eine kleine „Mimimi“-Folge geworden. Viel Spaß beim Hören (trotzdem :-) ) , ich freue mich über Kommentare, Sterne auf iTunes und Rezensionen. Eure Corinne Podcast-Feed ::: iTunes ::: Soundcloud:::Download Foto: flickr – John Floyd – CC by 2.0

Valentinstag

Wir haben den Teppich shampooniert. Einen Teppich zu shampoonieren ist nicht so leicht, wie man es sich vielleicht denkt. Man hat bei Shampoo eher Werbung für Haarshampoo im Kopf, in der alles immer sehr schnell geht. So ist es nicht. Menschen, die schon einmal gutbehaarte Hunde nach Waldspaziergängen reinigen mussten, haben eine Ahnung von dem Warten und Tupfen und dem Warten und Schäumen und der ganzen Sauerei, von der man hofft, dass sie am Ende in strahlender Sauberkeit mündet. Wir kamen beide beinahe wie aus dem Nichts auf die Idee, dass man doch einmal den gesamten Teppich shampoonieren könnten. Vielleicht, weil schlechtes Wetter war, dachte ich zunächst und auch, weil er einen Fleck von Tomatensoße hatte. Es war die Tomatensoße, die wir immer kochen, obwohl unsere Kinder sie sowieso nie essen. Sie war stückig. Es ist ein Frevel mit ihnen, denn sie wissen nicht um den Zauber der bloßen Existenz stückiger Tomatensoße. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass wir sie haben. Noch vor 30 Jahren gab es nur eine einzige Sorte Soße. Man rief Massen von Versuchspersonen zusammen, wenn …