Beauty & Banales, Schönes & Banales

Im Land der sehnsüchtigen Augen

Ich habe in den letzten Monaten viel über Kinderbücher nachgedacht, nachdem die Debatte um angemessene Sprache in der Kleinen Hexe losging. Kommentare hierzu gab es zum Beispiel bei umstandslos oder der mädchenmannschaft. Ich war und bin der Meinung, dass Kinder ziemlich gut abstrahieren und unterscheiden können. Sie verstehen, dass Kinder bei Pippi Langstrumpf immer Kaffee trinken. (Das war sicher der ohne Koffein aber machen Kinder heute auch nicht mehr.) Sie verstehen auch, wieso Emil von den Detektiven nicht einfach nach dem Diebstahl seine Mutter per Handy anruft oder die das Geld per Überweisung schickt. Und der blonde Michel aus Lönneberga kriegt Ohrfeigen und wird im Schuppen eingesperrt. Will sagen, andere Zeiten, andere Welten. Vorbildlernen halte ich für wichtiger als 100% politisch korrekte Kinderbücher. Wenn Eltern Respekt vorm anderen vorleben, haben den auch die Kinder. Egal, ob in der Kleinen Hexe Neger vorkommen oder nicht. Das sieht Corinne natürlich ganz anders. Da kennt sie kein Pardon. Wie bei rosa Hello Kitty-Lego. Aber ich gebe ja gern zu, ich werde auch immer aufmerksamer. Und bin vor ein paar Tagen über eine Wiederholung von Beverly Hills, 90210 gestolpert. Als Kind der 90er war das meine Serie. Mit Abstand sah der ehemalige Traum meiner schlaflosen Nächte Dylan McKay allerdings ziemlich alt aus. Ständig Probleme und immer am Scheitern an sich selbst. Die jeweiligen Freundinnen bauen ihn dann wieder auf. Kurze Überlegung: Wenn die Medien mit denen wir aufwachsen unsere Sicht auf Mann und Frau-Sein beeinflussen, womit bin ich dann aufgewachsen? Die Typen aus meinen Lieblingsserien der 90er waren alle ziemliche Problemfälle um es mal auf den Punkt zu bringen. Und neben ihnen steht der starke Mädchencharakter. Angela aus Willkommen im Leben, die den ständig verstrubbelten Jordan Catalano versucht in ihr Leben zu hieven. Ist schon klar, dass 16jährige Mädchen andere Prioritäten haben, aber ich möchte ihr zurufen: „Mensch Mädchen, das wird doch nichts.“ Oder die wunderbare Blossom mit ihrem, wie sagen wir es, nicht ganz ebenbürtigem Bruder Joey und immer mal wieder Freund Vinnie. Auch mit Alkoholproblem immer mal wieder an der Welt verzweifelnd. Noch heute schlägt sich die gleiche Schauspielerin in der Big Bang Theory mit Sheldon Cooper herum. Oder Clarissas fensterkletternder Sidekick Sam. Alles starke, unabhängige Mädchen – intelligent, witzig, die Welt steht ihnen offen. Alles Serien, die ich meiner Tochter auch zeigen würde. Aber so schwache männliche Gegenparts! Kann Fernsehen nur eines von beidem? Starker Junge ODER starkes Mädchen? Ein kurzer Blick auf heutige Serien wie Hannah Montana (Miley/Hannah und Oliver, der Angst vor Kaugummi hat), Gossip Girl (Blaire und Chuck)…zeigt wenig Neues. Wäre doch mal nicht schlecht, wenn es beides geben würde. Dann rutschen die weiblichen Charaktere auch nicht immer in diese Kümmer- und Retterinnenrollen. Die Frau als Zuhörerin und Ratgeberin, sicherer Hafen, die dem Mann sein (emotionales) Heim bereitet – hallo Klischee. Wie wäre es mit jede*r mal stark und jede*r mal schwach. Wie im richtigen Leben. Hoffentlich.