Das Flüchtlingsthema ist allgegenwärtig. Ich habe zum Glück niemanden in meiner direkten Umgebung, der nicht Empathie zeigt. Viele denken zusätzlich: „Man müsste etwas machen.“ …und wissen doch nicht richtig wie. Kato hat einfach gemacht. Vorhang auf für die coole Frau im Juli.
Ich kenne Kato von ihrem Lifestyleblog Innocent Glow, seit ich im Mai letzten Jahres bei ihrer Blogparade mitmachte. Im Spätsommer fing Kato an, über Flüchtlinge zu schreiben. In einem ihrer Posts schrieb sie:
„Als ich heute morgen in der Gruppe das Posting eines Syrers gesehen habe, der sich bei den Deutschen für die Hilfe bedankt, hatte ich fast Pipi in den Augen. Die Beiträge aus anderen (Blogger-)Facebookgruppen, die mir mit diesem Facebookaccount ebenfalls angezeigt werden, erscheinen mir in diesem Kontext schon zynisch. Hauls, pseudodeepe Kolumnen, Interior-Posts. Es interessiert mich einen Scheiß, wie du dein Wohnzimmer eingerichtet hast oder was in der aktuellen Glossybox drin war.“
Und dann ging alles sehr schnell.
Zuerst gab es einen Unterblog und dann eine ganz eigene Seite. Kato hatte überlegt, wie sie am Besten helfen kann. Als ausgebildete Lehrerin für DaF (Deutsch als Fremdsprache) überlegte sie, eine Plattform aufzubauen, die alle Informationen bietet, wenn man selbst unterrichten möchte. Sprache ist Integration war geboren. Aber lassen wir sie selbst von der Idee berichten:
„Das Flüchtlingsthema bewegt mich stark und ich war damals ja auch schon einige Monate in dem Bereich aktiv. Der Grundgedanke von Sprache-ist-Integration ist, Ehrenamtliche dazu zu bewegen, sich für Flüchtlinge zu engagieren und zwar besonders in der Sprachförderung. Mit Geflüchteten zu basteln und zu kochen und Fußball zu spielen ist auch nett, aber ihnen die Sprache zu vermitteln, ist einfach viel nachhaltiger. Ich habe im Netz oft gelesen, dass Leute sich für den Bereich interessiert haben, aber Sachen schrieben wie: „Naja, ich kann ja kein Arabisch, also kann ich denen ja nicht Deutsch beibringen.“ Da wollte ich drauf antworten und die Leute ermutigen. Ich dachte, wenn ich hier vor Ort was mache, kann ich vielleicht 10 oder 20 Menschen helfen. Wenn ich was im Internet mache und damit 10 oder 20 Menschen erreiche und sie dazu bringe, Deutschunterricht anzubieten, wird mehreren Hundert geholfen. Im Zuge von #bloggerfürflüchtlinge habe ich das Ganze dann in die Tat umgesetzt. Am Anfang wollte ich nur zwei, drei Artikel dazu posten. Zunächst wollte ich primär Links und Neuigkeiten sammeln. Dann kamen Rezensionen hinzu und es ging immer weiter.“
Kato betreibt den Blog allein in ihrer Freizeit.
Was mich sehr beeindruckt, denn ich habe im letzten dreiviertel Jahr gesehen, wie er stetig gewachsen ist. Das Thema ist ein großes und Kato hält in ziemlichem Tempo Schritt. Wenn ihr Leser Fragen wie Wie motiviere ich meine Schüler am Besten? oder Was mache ich bei sehr heterogenen Klassen? stellen, richtet sie kurzerhand einen Frage-Antwort-Bereich ein, damit alle etwas von ihrer Expertise haben. Man sagt oft, dass der eigene Blog ein Herzensprojekt ist. Hier merkt man es an jeder Ecke.
Auf die Frage, wie viel Zeit sie in ihr Projekt steckt, kommt von ihr die vermutete Antwort: „Viel! Zu viel!“. Auf Sprache ist Integration ist es nicht nur mit dem Schreiben getan. Vieles erfordert Recherche und nicht nur wegen der zunehmenden Größe der Seite will sich Kato natürlich keine Fehlinformationen erlauben. „Und ein perfektionistischer Typ bin ich auch noch.“ sagt sie und lacht.
Um so trauriger, wenn auch hier das Internet seine andere Seite zeigt.
Insbesondere unter ihren Youtube-Videos musste Kato immer wieder Trollkommentare und negatives Feedback entfernen. Inzwischen hat sie die Kommentare unter ihren Videos deaktiviert. Dass sie dort nicht mehr postet, liegt aber eher daran, dass sie an einem neuen Format tüftelt. Auf Facebook lässt sie sich mittlerweile auch konsequent auf keine Diskussionen mehr ein und löscht.
Viel wichtiger sind sowieso die Dankeschön- und Lob-Emails, die sie erreichen. Wenn man sie nach ihren Wünschen für die Zukunft der Seite fragt, geht ihre Antwort in die gleiche Richtung:
„Interaktion findet nicht so oft statt. Ich würde mir mehr Vernetzung und Feedback wünschen. Zum Beispiel Erfahrungsberichte von Ehrenamtlichen oder Erfahrungsberichte von der Arbeit mit einem bestimmten Buch oder einer Methode.“
Und natürlich steht über allem ihr ursprünglicher Wunsch, etwas zu tun:
„Es ist schade,“ sagt Kato, „dass bei weitem nicht jeder motivierte Flüchtling einen Sprachkurs besuchen kann. Nicht genug LehrerInnen, nicht genug Ressourcen. Wer keine Zeit hat, spendet Geld, und wer kein Geld hat, spendet Zeit. Ehrenamtlicher Deutschunterricht ist kein Buch mit sieben Siegeln, denn Hilfe wird an jeder Ecke gebraucht.“
Sprache ist Integration will ein Knoten sein, an dem Wissen und Erfahrungen, nützliche Links und praktische Hilfen sich treffen können. Wenn wir alle daran arbeiten, dass wir viele starke Seile mit vielen starken Knoten verknüpfen, dann schaffen wir das.
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Dass ich Kato super finde, habt ihr bestimmt bemerkt. Das war auch schon vor dem DaF-Blog so. Denn auf Innocent Glow schreibt sie liebevoll und wortgewandt über ihr Studentinnenleben, Mode und Medien. Auch wenn das neue Baby DaF-Blog viel Zeit in Anspruch nimmt, soll das Leuchten auf Innocent Glow nicht ausgehen. Im Gegenteil, Kato hat versprochen, bald passiert hier wieder Etwas. Noch ein Grund für euch, einmal vorbeizuschauen.
Foto: flickr – justine warrington – CC by 2.0
Superprojekt, danke für die Vorstellung! Und Kato weiterhin viel Herzblut und die nötige Zeit für ihre Blogs :)
Schönes Portrait, hab mich schon auf die nächste coole Frau gefreut und werde mich mal auf dem Lifestyleblog umschauen, der sieht gut aus. Ansonsten spende ich Kleidung, Spielzeug o.Ä., wir haben erst vor zwei Wochen unseren nicht mehr bespielten Sandkasten und das Planschbecken für eine Flüchtlingsunterkunft aussortiert.
Schade, dass inzwischen immer mehr Blogger_innen die Kommentarmöglichkeit deaktivieren oder aber Kommentare einzeln manuell freischalten müssen. Ich wollte eigentlich auch immer offen für Diskussionen sein, aber die immer gleichen rechtspopulistischen Kommentare mit den immer gleichen Argumenten beantworten zu wollen, geht über meine seelischen und zeitlichen Ressourcen. Ich bin eine von denen, die keine Zeit oder auch nur noch Energie übrig hat, um vor Ort zu helfen, also beschränke ich mich auf Spenden, soweit das mit einem durchschnittlichen Angestelltengehalt möglich ist…naja, ich lebe ja sparsam bis frugal, also bleibt etwas übrig am Monatsende.