Alle Artikel in: Leben & Lesen

Bekenntnis einer nicht mehr ganz so anonymen Listenschreiberin

Ich komme aus einer Dynastie von Zettelschreibern. Meine Eltern schreiben beide gern Dinge auf, Listen, notwendige Erledigungen, Tagesinformationen. Ihre Listen traf man überall an, auf dem Block neben dem Telefon, auf hastig herausgerissenen Zetteln, in Notizbüchern, auf Druckerpapier. Sie hingen mit Tesa am Kühlschrank. Allerdings war es nie chaotisch. Schließlich handelte es sich um Listen. Sie waren immer schön geschrieben und sogar, wenn meine Mutter etwas durchstrich, sah es elegant aus, eine perfekte, gerade Linie. Das Listenschreiben liegt also vermutlich in meinen Genen. Wenn ich morgens aufstehe, nehme ich mir einen Stift und Papier. Dann mache ich meine Liste. Das ist vielleicht etwas altmodisch, aber Listen im Smartphone, selbst in tollen, sehr klugen Apps, wo ich sie teilen kann, sind nicht das Gleiche für mich. Genauso wie ich einen Kalender aus Papier habe, habe ich meine papierene Liste. Manchmal brauche ich die Liste, um tatsächlich nichts zu vergessen. Die Tage sind voll und ich habe häufig Angst, etwas zu übersehen. Aber das ist es nicht nur. Die Liste hilft mir, Dinge zu ordnen. Aber sehr, …

Gastbeitrag: Meine facebook-Freundin

Viele Artikel wurden zu dieser Studie geschrieben. Der, die herausgefunden haben will, dass uns das Betrachten anderer Leben im Netz unglücklich macht.  Die Argumentationskette scheint logisch. Die Meisten posten eben häufiger Sonnenuntergänge und das eigene lachende Gesicht als Tränen, perfekte Leben also. Und wir fühlen uns klein. Unsere Reaktionen auf Postings scheint aber auch auf anderer Ebene beinahe automatisiert: Wir vergleichen, wir bewerten, wir beneiden, wir verdammen. Umso mehr habe ich mich über diesen Gastbeitrag von Julia gefreut. Weil er ehrlich ist und eine Brücke schlägt, wo wir sonst immer gleich zu wissen glauben, wo der Graben verläuft. Bevor ihr los lest, sei euch noch Julias wunderbarer eigener Blog (ebenso wie ihre anderen Onlineaktivitäten) aufs Wärmste empfohlen. Mit klugen, manchmal fast poetischen Texten – und immer mit einem emphatischen Blick auf die Welt.  Meine facebook-Freundin ist nicht meine Freundin. Wir sind miteinander zur Schule gegangen. Seitdem haben wir uns nicht mehr gesehen. Fast 20 Jahre nicht. Aber auf facebook sind wir verbunden. Meine facebook-Freundin hat ein großes Publikum. Sie sendet – wir sehen zu. Sie fotografiert – wir spenden Beifall. …

Gastbeitrag: Meine facebook-Freundin

Viele Artikel wurden zu dieser Studie geschrieben. Der, die herausgefunden haben will, dass uns das Betrachten anderer Leben im Netz unglücklich macht.  Die Argumentationskette scheint logisch. Die Meisten posten eben häufiger Sonnenuntergänge und das eigene lachende Gesicht als Tränen, perfekte Leben also. Und wir fühlen uns klein. Unsere Reaktionen auf Postings scheint aber auch auf anderer Ebene beinahe automatisiert: Wir vergleichen, wir bewerten, wir beneiden, wir verdammen. Umso mehr habe ich mich über diesen Gastbeitrag von Julia gefreut. Weil er ehrlich ist und eine Brücke schlägt, wo wir sonst immer gleich zu wissen glauben, wo der Graben verläuft. Bevor ihr los lest, sei euch noch Julias wunderbarer eigener Blog (ebenso wie ihre anderen Onlineaktivitäten) aufs Wärmste empfohlen. Mit klugen, manchmal fast poetischen Texten – und immer mit einem emphatischen Blick auf die Welt. 

Wir lassen uns das Singen nicht verbieten

Heute war so. Heute war grau. Heute war ein Tag, wie man die Tage nicht gern hätte. Heute war ein Tag, an dessen Ende ich als grundsätzlich positiver Mensch viel lieber an den nächsten Tag denke, als an die vergangenen Stunden. Weil ich es aber doch tue, also noch einmal an den heutigen Tag zu denken, fällt mir etwas auf. Heute war es wieder sehr laut. Aber gut laut. Melodiös laut. Ich habe in den Untiefen meines CD-Regals alte Schätze gehoben. Und während ich durch die Wohnung lief und 90er-Jahre-Klassiker schmettere (darunter die heilige Dreifaltigkeit von Un-Break My Heart/Toni – Vision of Love/Mariah– I Have Nothing/God bless you, Whitney), bemerkte ich, dass ich nicht nur Eins-A textsicher war. Ich bemerkte auch, dass mich meine Tochter mit einer Mischung aus Freude und Verwunderung anschaute. (Wie verwirrt sie war, ließ sich schon allein daran ablesen, dass sie nicht zum Ruf nach sofortigem CD-Wechsel auf den Bibi und Tina – Soundtrack ansetzte.) Selbst das Baby blickte kurz irritiert aus der Trage auf und unterbrach sein wimmerndes Nagen auf der …

Happy Holidays

Es war ein tolles Jahr mit euch. Ich habe die besten Leserinnen (und ein paar versprengte Leser) der Welt. Es ist toll, mit euch meine Texte zu teilen. Egal, ob ihr Weihnachten feiert oder nicht, ich wünsche euch ein wenig Ruhe und Besinnlichkeit und viele geliebte Menschen um euch herum. Für mich geht es jetzt in die Weihnachtspause. Und ich muss zwangsläufig an das letzte Jahr denken, als ich mich auch früh verabschiedete. Aus gutem Grund, denn an Weihnachten kam auch mein Weihnachtsbaby. Der Text zum Wunder ist übrigens der meistgelesene Post des Jahres: Körper, später. Auf Platz 2 folgt Ivanka Trumps Feminismus und am dritthäufigsten wurde die SHAPE-Frau im Urlaub angeklickt. Mit ganzen 4 Aufrufen steht auf Platz 1.031 und damit dem letzten Platz in diesem Jahr dieser Listenpost: 10 Dinge, über die ich meine Meinung geändert habe. Ich finde ja, es spricht wiederum für meine Leserinnen, also euch, dass ihr offensichtlich nicht so gern auf Listen mit klickbaren Titeln klickt. (Aber bei Nummer 5 werdet ihr schmunzeln.) Rutscht gut ins das neue Jahr. …