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Manchmal denke ich, ich möchte die Menschen gern länger festhalten

Als Kind fiel es mir eine zeitlang schwer, Freundschaften zu knüpfen. Im Teeniealter gab es die beste Freundin & doch gleichen die Szenen meiner Erinnerung keinem Hollywoodfilm. Kein verschworenes Unter-einer-Decke-stecken oder gemeinsame Schwärmereien für den einen coolen Jungen. Ich habe meine Gefühle gern für mich behalten. Ziemlich lange war ich in den gleichen Jungen verliebt wie meine Freundin – ohne, dass sie es wusste.

Serien wie Sex and the City brachten uns bei: „My girls come first.“ Keine romantische Komödie ohne Sidekick. In Blogs, Zeitschriften, in Erzählungen anderer – eine Freundin zu haben gehört dazu & zeichnet aus. Man muss sich mich als kommunikativen Menschen vorstellen. Ich rede gern & viel & lange, ich mag es Abende mit anderen zusammen zu sitzen. Gedanken auszutauschen, zu philosophieren, zu spinnen. Aber Bekannte sage ich häufiger als Freund oder Freundin. Das F-Wort scheint sich nicht zu qualifizieren für Menschen, die ich so selten sehe, mit denen oft monatelang Stille herrscht. Die nicht teilhaben am täglichen Auf & Ab. Obwohl Bekannte mir auch nicht schmeckt. Weil es die Beziehung herabwürdigt.

Woran macht sich Freundschaft fest? „Wen rufst du an, wenn du etwas teilen willst, dass gerade passiert ist – Freud oder Leid?“ hat mich mal jemand dazu gefragt. Meine Mama war mir schon immer sehr nah, mit ihr teilte & teile ich viel. Und mein Partner. Seine Meinung, sein Werturteil, sein Blick auf die Dinge wiegen am Meisten. Aber das ist Familie & auch wenn es so gern in schöne Worte gekleidet wird (XY ist auch mein bester Freund.) sind diese Beziehungen etwas anderes. Man liebt anders, man geht anders miteinander ins Gericht. Tiefer & härter als bei einer Freundschaft vielleicht.

„Wer wäre da, wenn ein Schicksalsschlag auf einen herabregnet?“ ist noch so eine Frage. Die sich nicht beantworten lässt. Weil sie eine Freundschaft als Tauschgeschäft sieht. Als würde man für das eigene Geben Bonusmarken erhalten, die im Notfall einzulösen sind. Ich bin keine Pessimistin, keine Schwarzseherin, aber man kann keinen Anspruch auf Empathie & Hilfe erwerben. Dieser Vertrag ist jederzeit kündbar. Hoffen kann man & vertrauen mag man einwenden. Und vielleicht ist genau das das Wesen einer Freundschaft. Und meine Worte sind Ausdruck der Vereinzelung, des Egoismus. Ja, vielleicht.

Ich kenne drei Personen, mit denen ich mich auch nach Monaten wieder treffen kann & tiefe Gespräche führe. Wie bei einem Gummiseil lässt sich der Abstand schnell & bequem verringern, so leicht wieder Nähe herstellen, dass es mir manchmal unheimlich erscheint. Aber sie nehmen nicht an meinem Alltag teil. Ich kann mich schnell wieder öffnen, um dann meiner Wege zu gehen & den gemeinsamen Moment wieder flüchtig werden zu lassen. Ich fühle keine Leere, keine klaffende Lücke weil dies so ist. Mehr ein dumpfes Gefühl, dass es anders sein könnte (oder müsste?) & ein leichtes schlechtes Gewissen.

Aber um diese paar Personen geht es mir eigentlich nicht. Es kreuzen erstaunlich viele Andere meinen Weg, die mir entsprechen. Mit denen sich Freundschaften ergeben könnten. Mit denen ich schon vieles geteilt habe. Zufallsbekanntschaften, mit denen man auf Partys redet & soviel preisgibt, weil es sich richtig anfühlt. KollegInnen, die miterleben & mitfiebern. Internetmenschen. Es ist ein kurzes Zueinander-finden, das nicht weitergeführt wird. Ich bin nicht selten schuld daran. Einige der längeren Freundschaften gibt es nur, weil sich das Gegenüber immer wieder bemüht hat, Kontakt zu halten.

Wenn ich Fotos sehe, alte SMS & Chatverläufe anschaue, dann werde ich nachdenklich, nostalgisch vielleicht. Das richtige Wort will mir nicht in den Sinn kommen. Manchmal bemerke ich auch, dass ich diesen Menschen schon fast vergessen hatte, obwohl man damals, wenn auch nur für kurze Momente, soviel geteilt hat. Dass es nicht weiterging hat keinen Grund, keinen Anlass, keine gerade Erklärung. Man wollte sich melden, wollte nachfragen, und mit den verstrichenen Tagen, Wochen & Monaten verblasste der Impuls & wurde immer weniger möglich. Vermutlich macht mich das nachdenklich, macht mir Angst. Die Unberechenbarkeit, die Willkür des eigenen Zeiteinsatzes.

Manchmal denke ich, ich möchte diese Menschen gern länger festhalten. Das Gummiband enger ziehen, verknoten. Das Flüchtige in Beton gießen. Sich bewusst Zeit nehmen zu schauen, ob man ein Fundament bauen kann. Und weiß doch nicht so richtig, was ich schlussendlich auf das Fundament stellen will. Es ist die Ahnung von etwas Möglichem, die mich nachsinnen lässt. Länger festhalten, sich mehr Zeit nehmen, das möchte ich manchmal. Und dann kommt wieder das Leben dazwischen.

Foto: flickr – Bhavna Sayana – CC by 2.0

Schnipsel vom Elternsein – Spiel doch mal was

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich mir im Babyalter kaum etwas sehnlicher wünschte – neben Schlaf, regelmäßigem Essen & eindreiviertel Minuten Zeit allein im Bad -, als dass das Kind anfangen würde zu spielen. Ich hatte in meiner doch recht diffusen Vorstellung des Kinderhabens eine besonders eindringliche Idee davon, dass Kinder sehr viel spielen. Also gut erzogene Kinder, deren Fantasie nicht durch übermäßigen Fernsehkonsum (also alles vor dem 18. Lebensjahr) zerstört sein würde. Was meine unweigerlich sein würden. Ein weiterer Post zu Anspruch & Wirklichkeit drängt sich auf, soll heute aber nicht Thema sein.

Da das Baby von sich aus nicht spielte & die diversen plüschig (Bio-Baumwolle) – bunten (aber dezent, um die Sinne nicht zu überfordern) Stimuli gekonnt ignorierte, wenn man selbst sie bespielte, hatte ich eine Phase, in der ich sehr viel Spielzeug kaufte. Ich war der Vorstellung aufgesessen, dass ich nur das eine magische Ding finden müsste, den heiligen Gral der Faszination, welcher das Kind anknipsen würde wie eine Glühbirne. Über kurz  oder lang landete ich bei den blinkenden Batteriemonstern, die sich anhören wie 90er Jahre Techno, der aus einem sehr kaputten Autoradio dröhnt. Damit hatte ich nach gefühlten sechs Monaten bereits die ersten Grundprinzipien meiner modernen Elternschaft über Bord geworfen. Auch dazu vielleicht einmal mehr.

Nun sind wir in dem glorreichen Alter angekommen, indem das Kind durchaus & gerne spielt. Der mittlerweile beträchtliche Spielzeugfundus wird immer noch kaum einbezogen, was mich verstört & ein klein wenig ärgert. Denn ich bin dazu übergegangen, Dinge zu kaufen, die mir Spaß machen könnten & möchte diese dann auch bespielen. Vorzugsweise mit dem Kind, weil die Zeiten des ganz-allein-spielens immer noch kurz sind & man nie effizient genug mit der eigenen Zeit umgehen kann. Wenn das Kind im Bett ist, kann ich nämlich nicht mehr spielen, sondern muss als Erwachsener performen, also Tatort & Tagesschau gucken oder eben bloggen.

Meine Spielsachen werden aber nur selten mit ein bezogen. Das Kind denkt sich eigene Spiele aus. Diese weisen eine Langeweile auf, wie ich sie aufgrund der Erzählungen anderer Eltern bisher nur im Witzeerzählalter vermutete. Die Spiele des Kindes haben immer sehr blumige Namen & versprechen Großes, um dann flach zu enden. Meist in einem Rumgefuchtel mit einem Stück Pappe. Außerdem ist das Kind sehr dogmatisch & um klare Regeln bemüht. Es erklärt den erwarteten Spielverlauf ausdauernd & duldet keine Abweichungen. Auch genauestes Zuhören schützt nicht davor, beim Spielen gemaßregelt zu werden, weil man ständig etwas falsch macht. Wäre ich im Alter des Kindes würde ich mit einem verächtlichen „Mit dir macht das keinen Spaß zu spielen.“ aufstehen & gehen. Aber so bin ich Korsett des vernünftigen Erwachsenen gefangen & fruste vor mich hin.

Auch die noch kurzen, sich aber zunehmend verlängernden Phasen des komplett-allein-spielens können mich nicht richtig trösten, denn auch beim beiläufigen Zuhören wird mir klar, wie sich langsam das Böse der Welt meines Kindes bemächtigt. Zunächst scheint es selbst eine Vorliebe dafür entwickelt zu haben, denn es personifiziert mit Vorliebe Hexen & böse Zauberinnen & sympathisiert in Büchern & Filmen gern mit den zwielichtigeren Gestalten. Außerdem sind in letzter Zeit erstaunlich viele Protagonisten des Kindes nicht mehr unter uns. Erst neulich freute sich mein weiches Mutterherz an einer herzallerliebst eingedeckten Teeparty auf dem Wohnzimmerteppich & den sichtlich herausgeputzten Kuscheltier- & Puppengästen, als das Kind zwischen Kuchen verteilen & Kaffee einschenken reklamierte: „Und eure Eltern sind alle tot.“

An diesem betrüblichen Zustand bin ich allerdings ausnahmsweise nicht schuld, habe ich doch lange versucht, das Alles vom Kind fern zu halten. Als ich als frische Mutter erstmals wieder ein Märchenbuch in der Hand hielt & mir die Unhaltbarkeit der Geschichten klar wurde, entschied ich mich blitzschnell für dichterische Freiheit. So hüpfte Rotkäppchen jahrelang mit ihrem Körbchen fröhlich über die Waldwiesen, begegnete keinem Wolf, sondern auf einer Lichtung nur ein paar Rehen & Hasen, die sie zur Großmutter mitnahm, um mit dieser Kuchen zu essen. Dramaturgisch mag das etwas dünn klingen, genügte dem Kind aber völlig. Man kann sich meine Verwunderung vorstellen, als es das erste Mal nach der Version mit Wolf & Bauch aufschneiden verlangte. Der Grund für das Böse im Kinderzimmer, so wurde schnell klar, war die Märchenverseuchung in meiner Umwelt. Es kam von der gefürchteten Fremdbetreuung im Kindergarten. Da haben sie ihm das Original vorgelesen.

Foto: flickr – Hitty Evie – CC by 2.0

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Warum wir alle ein bisschen weniger ehrlich sein sollten

In letzter Zeit ertappe ich mich häufiger dabei, dass ich mit kleinen Schwindeleien erziehe. Im Englischen gibt es dafür den noch besseren Begriff: white lie – die weiße Lüge. Also die irgendwie gute Lüge. Wie die weiße Magie, im Gegensatz zur schwarzen.

Ich sage dann solche Dinge wie: „Das Auto fährt nicht los, bevor du nicht richtig angeschnallt bist.“ oder „Der Brokolli ist ganz traurig, wenn du ihn nicht isst.“

Ich bin keine besonders gute Lügnerin. Was nicht heißt, dass ich nicht weiß, wie es geht. Gerade in stressigen Situationen kann die Fähigkeit, die Wahrheit ein wenig zu ziehen, zu vereinfachen oder sie ganz zu vermeiden, ziemlich hilfreich sein. Wenn sich die Notwendigkeit ergibt, bin ich bereit & auch schon relativ häufig damit durchgekommen. Es fehlt mir also nicht am Pokerface sondern mehr am unbeeindruckten Gewissen. Wie sehr ich auch trainiere, mir ist es bisher nicht gelungen, eine Lüge ohne Magengrummeln zu servieren. Das war schon als Kind so, wenn ich angesichts der bohrenden Blicke von Eltern & Lehrern kläglich versagte. Ich bin nicht gern unehrlich. Ich will den Menschen vertrauen & mag es, wenn sie mir vertrauen. Lügen, auch die kleinen Notlügen, sind nunmal immer ein kleiner Treuebruch. Auch wenn wir alle jeden Tag lügen. Wenn auch nicht 200 mal, wie man immer mal wieder liest, und unsere Gesellschaft zusammenbrechen würde, wenn wir einander stets die nackte Wahrheit sagen würden.

„Und was soll dann dieser Posttitel?“ werdet ihr euch fragen. Nun, nicht nur was Kindererziehung betrifft, entdecke ich zunehmend die Energie der aufmunternd-positiven Kleinlüge. Auch wenn ich mit angloamerikanischen KollegInnen zu tun habe, fällt wir oft auf, wie häufig sie Schummeleien oder nicht ganz wahre Übertreibungen verwenden, damit andere sich besser fühlen. Man kann das mögen oder nicht. Ich finde ein beiläufiges „Toll siehst du aus.“ zu jemandem, der es vielleicht gerade nicht tut aber Aufmunterung gebrauchen kann, sympathischer als ein hektisches Übergehen. Ich kritisiere nämlich gern zu schnell & zu detailliert.

Eigentlich geht es bei einer Notlüge oder Schwindelei (schon die Worte verniedlichen ja) darum, das eigene schlechte Gewissen ein wenig auszutricksen & die Verantwortung wegzuschieben für diese kleine unwahre Nichtigkeit. Trotzdem plädiere ich für mehr gewissensneutrale, wohltuende Schummeleien. Vorausgesetzt, sie erfüllen die notwendigen Kriterien. Sie sollten nämlich selbstlos sein, nicht auf den eigenen Vorteil bedacht & dem anderen nicht weh sondern gut tun. Dafür muss der Wunsch, dem anderen etwas Gutes zu wollen, ernst gemeint sein.

Am Besten verpackt man sie möglichst beiläufig. So können sie zur Steigerung der Laune von Freunden, Familie, Kollegen oder völlig Unbekannten & damit zur Steigerung des eigenen Wohlbefindens teilhaben. Könnt ihr gern mal ausprobieren. Dazu gehören Sätze wie

  • Das hast du super gemacht. Was ziemlich einfach klingt, weil es meistens nicht mal 100% gelogen ist, sondern nur übertrieben, fällt vielen Erwachsenen untereinander trotzdem erstaunlich schwer. Gerade Wahrheitsübertreibungen bringen beim Gegenüber aber Selbstbewusstseinsschübe in Gang & können in vielen Szenarien genutzt werden. Jemanden, der unsicher wirkt & vielleicht noch nicht 100 sondern nur 80 Prozent super war, einfach mal zu applaudieren & nicht gleich zu kritisieren, kann eine Menge bewirken. Bei dir & bei ihm.
  • Alles wird gut. Ok, ok, ich habe auch eine zwiegespaltene Beziehung zu diesem Satz, nicht nur weil er so einen Bart hat, sondern weil er eigentlich immer eine Lüge oder zumindest nur eine Vermutung ist. Trotzdem, gut dosiert eingesetzt, kann er seine Wirkung entfalten. Oft  ist nämlich gar nichts gut. Das Leben fühlt sich schonmal an, wie eine Weiterentwicklung von definitiv-nicht-gut zu einigermaßen-ok-aber-lange-noch-nicht-gut. Ein einfaches „Wird schon wieder.“ kann auch dem Rationalsten angesichts  von Verzweiflung & Panik helfen. Als Placebo zur Beruhigung. Und zum Wissen, ich bin jemandem nicht egal. Manchmal wirkt es sogar richtig & schafft ein kleines bisschen Hoffnung. Sogar bei einem selbst. Was mich zum nächsten Satz bringt.
  • Ich bin toll/großartig/fantastisch. Versucht es mal, das mit Nachdruck zu sagen. Oft zu denken. Was nach einer ganz traurigen Motivationsmethode eines noch traurigeren Motivationscoaches klingt, ist eigentlich nur eine sinnvolle Gegenentwicklung. Wir schieben alle tagtäglich so viele Zweifel in unseren Köpfen herum, dass die eigene Demontage eine ziemliche Wissenschaft & ein Sport geworden ist. Frauen fällt es oft besonders schwer, nett zu sich selbst zu sein. Um das wieder gerade zu rücken, sind kleine Schritte von Nöten. Irgendwo anfangen ist nicht schlecht. Vielleicht bei diesem Satz.

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Fallen euch noch mehr kleine Schummeleien ein, die sich in den Alltag integrieren lassen? Viel zu oft ist ein nicht ganz wahres Kompliment das einzige nette Wort, was dein Gegenüber den ganzen Tag hören wird. Ich finde, wir sind alle viel zu überkritisch mit uns selbst & mit anderen. Ein bisschen mehr Unterstützung, nicht immer wahr aber ehrlich gemeint, klingt doch gar nicht so schlecht, oder? Und wer das gleiche Problem wie ich mit dem richtigen Lügen hat, kann nebenbei noch ein bisschen trainieren.

Foto: flickr – Lord Jim – CC by 2.0

Ice Ice Baby – Geschlechterkampf am Temperaturregler

Wem erzähle ich hier vom Geschlechterkampf am Temperaturregler? Jede, die regelmäßig die heimische Heizung hochstellt während der Mitbewohner oder Partner wieder runterregelt, jede, die heimlich die Eisfüße zum Wärmen unter die fremde Decke schiebt, kennt ihn – den Kalten Krieg im heimischen Wohnzimmer. Dass Frauen sich irgendwie mit anderen Temperaturen wohl fühlen als Männer mag ein Klischee sein. Bei mir bestätigt es sich.

Was zu Hause schlecht ist, kann im Büro nicht schaden.  Auch hier gibt es den Temperaturkrieg als eine Variante der beliebten Bürohierarchiesierungsspielchen. In langwierigen Konferenzen zum Beispiel wird die Stellung der Alpha-Beta-Männchen & Weibchen nicht nur über Sprechakte („Es wurde schon alles gesagt, aber noch nicht von mir.“) ausgefochten, sondern auch gern über das Öffnen & Schließen von Fenstern. Auch bei eingefahrenen Verhandlungsrunden habe ich erlebt, dass die Kompromissbereitschaft der Parteien bewusst durch Einfrieren bzw. Hochkochen befördert werden sollte. Was übrigens für gemischte Vorstandsteams spricht. Denn wenn Frauen & Männer unterschiedliches Kälte- & Wärmeempfinden haben, dann können sie sich hier super abwechseln, da immer eine Gruppe einen kühlen Kopf behält.

Während sich draußen der Sommer zu neuer Höchstform aufschwingt, haben sich amerikanische Wissenschaftler dem Phänomen der unterschiedlichen Geschlechter-Büroklimazonen jetzt auf jeden Fall so richtig schön wissenschaftlich angenommen.

Kurzfassung des Problems: Entweder schwitzen die Männer im Drehstuhl oder die Frauen frieren. Öfter frieren aber die Frauen. Und warum? Nun ist es so, dass in vielen Bürogebäuden die Temperatur zentral gesteuert wird & man selbst nicht am Heizlüfter drehen kann. Temperatursozialismus sozusagen. Und welche Temperatur stellt man ein? Na die Thermische Behaglichkeit! Diese hat sich ein freundlicher Däne in den 1960ern ausgedacht, der Standard war ein Mann.

Übrigens nicht die einzige Domäne, in der ein männlicher Standard genutzt wird & die Frauenwerte quasi runter gerechnet werden. Bei der Airbagentwicklung werden erst seit einigen Jahren konsequent weibliche Dummys eingesetzt, weil es ja schon wichtig ist, dass die Physiognomie stimmt, wenn man vom Rettungssack nicht geköpft sondern gerettet werden möchte.

Und die Gendermedizin kann ein Lied davon singen, dass Medikamentenstudien meist an jungen weißen Männern durchgeführt werden (was Frauen, Kinder, alte Menschen. usw. alle ausschließt). Auch viele medizinische Behandlungen sind noch immer auf Männer optimiert. Ich wusste auch nicht, dass Herzkrankheiten bei Frauen oft zu spät diagnostiziert werden, weil sie sich nicht unbedingt im klassischen (männlichen) Stechen in der Brust äußern.

Wo der Mann der Standard ist, muss es also auch nicht zwangsläufig für die Frau passen (oder alle anderen Männer, oder Kinder um fair zu bleiben…). Faierweise muss man auch zugeben, dass der dänische Kältestandard ausgehend von einem Mann um die 40 mit 80 kg vielleicht generell nicht mehr ganz zeitgemäß ist. Die Wissenschaftler stellten ihre Studie auch auf breitere Füße. Sie maßen zum Beispiel bei 16 Probandinnen den Grundumsatz bei leichter Bürotätigkeit, der sich vom Männlichen unterscheidet. Und weisen daraufhin, dass Frauen oft weniger anhaben, besonders so obenrum. Während Männer mit hochgeschlossenem Hemd wärmen, verlieren Frauen Wärme über den Ausschnitt. Science at it’s best.

Im Fazit kommt die Studie auf die geschlechterbasierte Diskrimierung zurück. Und empfiehlt: wir machen alles ein paar Grad wärmer, lassen die Männer schwitzen, sparen so Energie & retten nebenbei noch den Planeten. (Wenn das mal nicht nach Win-Win klingt.) Zitat:

“If women have lower need for cooling it actually means you can save energy, because right now we’re just cooling for this male population,” said Joost van Hoof, a building physicist at Fontys University of Applied Sciences in the Netherlands (…) So for the planet’s sake, men should “stop complaining,” Dr. Kingma said.“

Ich jedoch, würde gern einen Vorschlag zur Güte einwerfen. Ich würde mich ausnahmsweise mal mit dem Thermostatsexismus abfinden, mir weiterhin eine Strickjacke ins Büro legen & für den Ernstfall ein paar lange Unterhosen. Dafür schließen wir dann den Gender Pay Gap, bauen nicht nur die Kitas aus sondern qualifizieren & bezahlen die ErzieherInnen ordentlich, beenden endlich diesen traurigen Streit um die Versicherungsprämien der Hebammen & erkennen Care & Familienarbeit vernünftig an. Na, wie klingt das? Ist doch ein Deal, oder?

♫♫♫ Die Kälte, sie ist nun ein Teil von mir. ♫♫♫

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Foto: flickr – David Smith – CC by 2.0

#23 Ein Monat NaBloPoMo plus neue Schreibimpulse [NaBloPoMo]

Der Juli geht zu Ende & mit ihm ein Monat NaBloPoMo. Eine kleine Zwischenbilanz hatte ich bereits hier gezogen. Die Endbilanz ist noch ein wenig positiver. 23 Posts sind es geworden, so viele wie in noch keinem anderen Monat. Um Masse geht es nicht, aber es macht mich trotzdem stolz. Denn der Blog wurde regelmäßig befüllt und es hat sich eine schöne Schreibroutine etabliert.

Die werde ich nicht halten können. Weiterlesen