Neueste Artikel

Wintergeburtstag oder Mama hat es schon immer gewusst.

Es wird langsam Zeit, dass ich vorbaue. Beim ersten Kind habe ich die Chance verpasst & hatte auch noch keinen Blog. Nun ist das Baby fast drei Wochen alt & ich sollte loslegen.

Ich stelle mir das Ganze so vor: Man will ja immer das Beste für sein Kind. Manchmal macht einem das Leben aber einen Strich durch die Rechnung oder man selbst hatte einfach keine Lust, etwas anders zu machen. So ehrlich muss man sein. Beide Szenarien schützen nicht vor späteren Vorwürfen des Nachwuchses. Merke: Es gibt immer Dinge, die man anders hätte machen können aber nie richtig. Beispielsweise wird meine Tochter ihren Namen irgendwann blöd finden. Die große Schwester tut das jetzt schon & hätte sie gern Schildkröte oder Anna genannt – inklusive eigener Umbenennung in Elsa. Wir hätten dann bis zur vollkommenen Glückseligkeit des Kindes nur noch ein Rentier und einen sprechenden Schneemann gebraucht. Aber ich schweife ab. Weiterlesen

Körper, später

Der Moment, als mein Körper vom schwangeren Körper zum nicht mehr schwangeren Körper wurde, war kurz und beinahe flüchtig. Monatelang war er gewachsen, aufgegangen, gequollen. Es fühlte sich für mich nie magisch an, schwanger zu sein. Keine Ahnung einer Urkraft, keine alles überströmende Faszination während meine äußere Hülle sich unaufhaltsam den Bedürfnissen dieses neuen Lebens anpasste.

Und trotzdem gab es da diese Seelenverwandtschaft mit meiner Mitte und der Person, die sie beherbergte. Es war ich und doch nicht ich zur selben Zeit und ich liebte das Gefühl, obwohl es kompliziert war. Vielleicht weil es kompliziert war. Es musste keinen Sinn ergeben. Diese Beziehung zum Baby und meinem Körper war, was sie war. Denn sie war sehr greifbar verankert – an mir und in mir. Ihre Tiefe und Präsenz war unumgänglich, ich musste nur herunterblicken.

Als die Wehen einsetzten, folgte mein Körper seinem eigenen Plan. Sich zurückzunehmen und mit ihm die Arbeit zu tun für die er geschaffen war, klingt wenig traumatisch, spirituell oder sinnstiftend wie manch andere Geburtsgeschichte es tut, beschreibt aber am Besten, was passierte. Ein wenig Pathos muss mir trotzdem gestattet sein, denn Worte sind nicht stark genug um den Bruchteil Zeit zu beschreiben, wenn eine Person die Welt betritt. Noch bevor ich im fluoreszierenden Licht das kleine Gesicht und die Händchen meiner Tochter sah, sah ich die losen Rollen an Fleisch, die mich herausforderten, sie nun zu verabscheuen. Die verlangten, dass ich mich nun von ihnen abwandte, immer Gewahr der Herausforderung, die in den nächsten Monaten vor mir liegen sollte: jedes Anzeichen los zu werden, dass dieser weiße, wachsartige, mit Dehnungsstreifen verzierte Bauch jemals Heimstatt eines menschlichen Wesens war. Die Dehnungsstreifen kannte mein 12jähriges Ich bereits aus jenem Sommer, als ich im Freibad auf ihre Existenz an meinen Oberschenkeln hingewiesen wurde. Ein Sommer, der weinend in der Umkleide endete.

Es sah diesen Körper, in dem Moment, in dem er meine Tochter hervorgebracht hatte und es wäre einfach gewesen vor ihm zurück zu schrecken. Genauso einfach wie in den folgenden Tagen, im Licht des Krankenhausbadezimmers. In den Tagen des Wochenbettes, wenn Flüssigkeiten aller Art einen mit aller Vehemenz auf die eigene Körperlichkeit zurückwerfen. Wir haben uns dafür entschieden, die Kraft und Macht des weiblichen Körpers gegen seine ausschließliche Sexualität einzutauschen, so dass uns seine Gegenwart nun verunsichert. Selbst in seinen stärksten Momenten. Nicht nur die gelöschten Bilder von stillenden Frauen auf Instagram und Facebook künden davon.

Aber ganz egal, ob man alle Kilos wieder verliert, alle Muskeln wieder herstellt, die Beweise dafür, dass dieser Körper ein Baby genährt hat, bleiben für immer bestehen. Mindestens im eigenen Inneren. Wieso also dieses vom Körper abkoppeln? Dinge, die soviel Gewicht haben, sind selten einfach und nicht immer makellos schön.

Nur Sekundenbruchteile nachdem ich meinen Körper betrachtet hatte, schaute ich auf meine Tochter, die er hervorgebracht hatte. Sie war kleiner, als ich sie mir vorgestellt hatte. Ihr kleines Gesicht war friedlich verschrumpelt. Ihr nackter Körper lag auf meinem und sie begann nach meiner Brust zu suchen. Ich war so voller Stolz auf mich und dieses kleine Wesen, dass – gerade erst so rüde aus seiner natürlichen Umgebung gerissen – genau wusste, was sie tun sollte. Sie war noch völlig ohne belastende Gedanken, ohne Normierungen, ohne Zwänge. In diesem Moment trafen wir beide eine stille Übereinkunft. Ich versprach ihr, dass ich versuchen werde, diesen Körper, der sie und ihre Schwester zu mir geschickt hatte, nie zu hassen. Dass ich ihr Vorbild, ihre erste Lehrerin sein werde. Meine Aufgabe wird es sein, ihr beizubringen, sich selbst zu lieben. Ihren Körper zu lieben, der genau der perfekte Körper für sie sein wird.

Es wird Menschen geben, die ihr etwas anderes erzählen wollen. Dass er nicht gut genug für sie ist. Ich bin dafür verantwortlich, dass sie diesen Worten kein Gehör schenkt. Dafür fange ich bei mir an. Ich freue mich darauf, bald wieder Sport zu machen. Ich freue mich darauf, an Stellen wieder anders auszusehen, als ich es jetzt tue. Und ich freue mich darauf, diesen Körper für immer zu lieben. Mit all seiner Geschichte.

Foto: flickr – Scribe215 – CC by 2.0

Blubb, blubb – makellosmag ist erstmal abgetaucht

Das makellosmag ist abgetaucht. Mein kleines 9-monatiges Real Life – Projekt ist fertig gestellt & bekommt nun volle Aufmerksamkeit. Vielleicht komme ich in den nächsten Wochen mal hoch zum Luft holen. Vielleicht bleibe ich auch die ganze Zeit unter Wasser.

Damit ihr euch nicht langweilt, gibt es hier ein paar Links zu – nein, nicht alten, sondern gereiften – Texten. Und nach meiner Rückkehr gibt’s dann den Multiple-Choice Test, ob ihr  alles gelesen habt.

Liebe Grüße, Corinne. Weiterlesen

Die Person, die den Nachtisch teilen will… – Warum Erwachsene beim Essen mindestens genauso nerven können wie Kinder.

Wenn man täglich mit Kind seine Nahrung zu sich nimmt, ist man manchmal ziemlich froh, dass keiner zuschaut. In der Öffentlichkeit habe ich auch viel zu oft das Gefühl, Dinge rechtfertigen  zu müssen. Leider ist man als Eltern nicht mehr so viel ohne Kind unterwegs, so dass einem ein wichtiges Detail fast gar nicht mehr auffällt: ungewöhnliches Benehmen beim Essen ist keine Kindereigenschaft. Diverse Weihnachtsfeiern & weitere jahreszeitbedingte Essenseinladungen haben es in den letzten Tagen ans Licht gebracht: um sich an öffentlichen Tischen komisch zu verhalten, muss man keine 5 Jahre alt sein. Als Erwachsener hat man aber das Privileg, dass es sich in der gesellschaftlichen Wahrnehmung mehr um persönliche Spleens handelt als um schlechte Erziehung. Über die irgendwie hinweggesehen wird. Außer bei mir im Blog. Hier geht es jetzt nämlich zur Sache. Vorhang auf für die nervigsten Szenen beim Essen mit Erwachsenen.

Vorspeise: Auftritt der Nichtentscheider & Allesentscheider

Bereits im Vorfeld des Restaurantbesuchs zeichnet sich der Nichtentscheider dadurch aus, dass ihm alles egal ist. Wo man hingeht zum Beispiel. Gerade in urbanen Kontexten versucht er hiermit eine gewisse Lässigkeit zu demonstrieren, welche der Nichtentscheider nie besessen hat – auch nicht in seinen jüngeren Lebensjahrzehnten, die er jetzt durch Pseudolockerheit zurückholen will. Das Nervige am Nichtentscheider ist, dass er natürlich trotzdem eine Meinung hat. Nachdem die Wahl auf den guten alten Italiener fiel, wird er dir den Hinweg mit einer Lobeshymne auf den neuen Koreaner um die Ecke & die Gefährlichkeit des gemeinen Kohlenhydrates verderben.

Der Antagonist des Nichtentscheiders ist der Allesentscheider, welcher sich spätestens bei der Vorspeisenwahl offenbart. Während sich die Anwesenden in die Karte vertiefen & überlegen, was ihnen schmecken könnte – denn sie sind über 18 & wollen, können & dürfen das selbst entscheiden – hat der Allesentscheider bereits eine Auswahl an Vorspeisen zusammengestellt, die man doch ganz gemütlich für die Gruppe bestellen könnte. Der Allesentscheider will hiermit auf seine intime Kenntnis der Lokalität hinweisen. Daher bestellt er auch gern Dinge, die nicht auf der Karte stehen oder lässt Vorspeisen mit diversen Gimmicks servieren: „Können wir noch Guacamole, Sour Cream & gebratene Vogelbabyherzen dazu bekommen? Das MÜSST ihr probieren.“

Zwischengang: Die Person, die den Kellner ärgert

Die Liste an Typen, die Kellner ärgern, ist so lang, dass ich mittlerweile beim Betreten eines Restaurants routinemäßig den Impuls habe, mich im Vorfeld zu entschuldigen. Der Allesentscheider, für dessen Nebenwünsche ganze Blöcke vollgeschrieben werden müssen & der sich am Ende der Bestellung nochmal alles vorlesen lässt, ist bereits der Erste. Gefolgt von der Person, die eigentlich nie, nie, nie auswärts essen sollte, weil sie als Kind zuviel Prinzessin auf der Erbse gelesen hat. Gefolgt von zu vielen Episoden des großen Verbraucherchecks in der ARD. Wenn endlich geklärt ist, wer den Parmesan liefert, ob das Rindfleisch aus der Region stammt & eventuell der Name des Hofes erfragt werden könnte, was vegane Bolognese denn nun im Detail bedeutet (detaillierte Beschreibung des Herstellungsprozesses) & wann die letzte Kontrolle des Gesundheitsamtes war (inklusive Einsicht in den Prüfbericht) oder ob man zumindest einen Blick in die Küche werfen könnte – tja…wenn das alles geklärt ist, ist die Sperrstunde leider auch schon ran.

Sollte der arme Kellner diesen beiden Typen nicht mit zenartiger Gelassenheit entgegen treten gibt es in der Gruppe garantiert einen „So schwer kann das doch nicht sein.“ – Mitesser. Der wollte eigentlich bei der Bundeswehr Leute zusammenscheißen, merkte dann aber, dass er sich dort erstmal hochdienen müsste. Jetzt geht er halt gern essen & lässt dort die Leute stramm stehen.

All diesen Kellneralbträumen habe ich nur eine Sache zu sagen. Der Kellner ist IMMER näher dran an eurem Essen. Genau genommen ist er gaaanz nah dran am Essen von ätzenden Gästen wie euch. Denkt mal drüber nach.

Hauptgericht: Zwangsbeglücker & die Person, die „nur mal kosten will“

Spätestens mit dem Hauptgang setzt die kritische Phase des Essens ein. Ich habe mich mittlerweile zu Tode geschämt & bin hungriger als vorher wegen der geteilten Vorspeisenplatte. Aber das Grauen setzt sich beim Hauptgang mit der Person, die nur mal kosten will fort. Was mit einem unschuldigen „Ich mopse dir hier mal ein Pommes.“ beginnt (eigene Bestellung: Quinoabratlinge), endet mit waschechtem Mundraub. Eigentlich müsste sich mein knurrender Magen nun über die Resteverwerter & Zwangsbeglücker freuen. Die Resteverwerter haben in den 80ern zu oft gesagt bekommen, dass sie den Teller leer essen müssen, weil die Kinder in Afrika sterben. Dieses Trauma führt dazu, dass sie nichts überlassen können. Alle Bestandteile ihres Tellers müssen verteilt werden: „Willst du meinen Ruccola? Sicher nicht? Will wirklich keiner meinen Ruccola?“

Die Zwangsbeglücker („Hier, koste doch mal!“) haben kein tiefliegendes Trauma, verteilen aber trotzdem gern & ungefragt. Du siehst die Gabel mit dem Oregano-Hühnchen noch kommen…kannst die Katastrophe aber nicht mehr verhindern. Das in Soße getränkte Fleisch landet mitten auf deinem asiatischen Gemüse. Mag sein, dass eine solche Fusion – Geschmackskombi anderswo viel Geld kostet. Hier wurde dir einfach nur gerade dein Essen ruiniert.

Dessert: Die Person, die den Nachtisch teilen will 

Wer es bis hierher geschafft hat, dessen Menschenliebe wird beim Dessert ein letztes Mal auf die Probe gestellt. Eigentlich sind alle ja immer schon viel zu vollgegessen…bis sich endlich jemand erbarmt zuzugeben, dass er noch Nachtisch möchte, so dass endlich die Dessertkarte den Weg an den Tisch findet. Dann greifen sie an, die Nachspeisengeier. Über zwei Dinge kann man nicht streiten: 1. Süßes geht immer. & 2. Schon Loriot wusste, dass die genau gleich-große Hälfte des Kosakenzipfels nicht existiert. (Und man auf Campingplätzen keine Bekanntschaften machen sollte.)

Also, nein, ich möchte mir kein Dessert teilen! Ein Dessert ist nicht fair teilbar, insbesondere dann nicht, wenn du nur einen Salat als Hauptgang hattest. Bestell dir deinen eigenen Nachtisch. Zur Not findet der Resteverwerter mit dem Kindheitstrauma einen Abnehmer für deine Überbleibsel.

Rechnung: Die Buchhalter & die Person, die immer „beim nächsten Mal zahlt“

Man möchte meinen, wenn man es bis hierher geschafft hat, will man nur noch nach Hause & ist bereit jede Summe zu zahlen, um sich freizukaufen. Nicht so der Buchhalter, der schon den ganzen Abend auf seinen Einsatz wartet. Es gab keine offizielle Wahl zum Chief Financial Officer des Tisches. Niemand hat diese Person beauftragt, aber jetzt wird trotzdem genau ausgerechnet, was jeder konsumiert hat: „Von dem Viertel Rotwein haben du & du getrunken, richtig? Und die zweite Flasche stilles Wasser, wer hatte da was von?“ Nur die gestohlenen Pommes, die verrechnet er komischerweise nie. Außerdem gilt: Wo ein Buchhalter, da auch ein Nachrechner.

Der Nachrechner ist weitläufig verwandt mit der Gattung des gemeinen Nichtzahlers. Diesen gibt es als ehrlichen Lügner („Ich zahle dann beim nächsten Mal.“) über den schusseligen Geizkragen („Ich habe meine Brieftasche vergessen.“) bis zum modernen Rausschleicher („Du könntest alles mit Karte zahlen, ist einfacher. Ich gebe es dir beim nächsten Mal in bar zurück.“). Eine Unterart des Nichtzahlers ist übrigens der Nichttrinkgeldgeber, der mich jedes Mal dazu bringt, dass ich heimlich Geld dazu schmuggle, um nicht vor Scham komplett im Boden zu versinken.

***

Und so verlässt man das Restaurant auf der Suche nach einem Dönerladen mit dem warmen vorweihnachtlichen Gefühl im Bauch, dass Zusammenkünfte unter Erwachsenen komplett überschätzt werden & man morgen endlich wieder in Ruhe mit den Normalen (aka seinen Kindern) essen kann.

Foto: flickr – Takashi Hososhima – CC by 2.0

Barbies crowdgefundende Schwester – Die Lammily – Review

Zu Nikolaus ist die Lammily bei uns eingezogen. Wer noch nicht von ihr gehört hat, Lammily ist eine Barbie-Alternative, entstanden aus einer Crowdfundingaktion. Über Barbies unrealistischen Körper muss man nicht mehr viel schreiben, er erschließt sich eigentlich dem Betrachter sofort. In ihrer Minitaille hätten nie alle lebenswichtigen Organe Platz & aufgrund des Sinnlosverhältnisses zwischen Brustumfang & zu kleinen Füßen, würde Barbie im echten Leben ständig vorn über kippen.

Das Frauenbild, das Barbie vermittelt, wird ebenfalls häufig kritisiert. Auch wenn die Puppe mittlerweile Astronautin, CEO & Rennfahrerin war, geht es bei einem Großteil der Barbiewelt eben doch ums Äußere: Haare, Kleidung, Hübschsein. Weiterlesen