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We love Code – Eine Buchvorstellung für alle, die schon immer mit Computern reden wollten

Code ist überall – in unseren Weckern, im Auto, Fernseher und natürlich in Computern. Julia Hoffmann und Natalie Sontopski, Gründerinnen der Code Girls Leipzig, haben ein Buch geschrieben, das als kleines 101 des Programmierens erklärt, was große Teile unseres Alltags zusammenhält. Ich habe zwar schon in einem kurzen Rails Girls – Workshop in die Programmiersprache Ruby hinein geschnuppert und google mich sonst munter durch HTML, wenn mir etwas auf dem Blog nicht gefällt, aber sonst habe ich keine Ahnung. Also hatte, bevor ich das Buch gelesen habe. Damit war ich die perfekte Zielgruppe.

We love Code ist quasi die Einführung vor der Einführung. Bevor man sich entscheidet, was man eigentlich lernen will, findet man hier die Grundlagen. Was sehr trocken klingt und dem Buch nicht gerecht wird. Das sieht nicht nur schick aus, sondern erklärt kurzweilig, wie ein Computer von innen aussieht, welche Programmiersprachen es gibt oder wie Apps und Webseiten eigentlich funktionieren. Gespickt ist das Ganze mit Ausflügen in die Geschichte des Code. Hier begegnet man einer Frau nach der anderen. Programmieren ist eben nicht nur was für Jungs.

Das sieht auch Autorin Natalie so. Sie hat mir drei Fragen zum Buch beantwortet:

Neonfarbenes Cover, das ins pinke geht, ein Psychotest, welche Programmiersprache am Besten zu mir passt und die Angst, dass man ein Matheass sein muss, um programmieren zu können wird bei euch auch zerstreut…. – Ist „We love Code“ ein Mädchen-Computerbuch?

Unser Buch ist ein Buch für Mädchen wie für Jungs. Denn, warum soll ein Buch für Jungs nicht auch ein pinkes Cover haben? Leider verhält es sich immer noch so, dass Jungs leichter den Zugang zu den sogenannten MINT-Themen finden. Sei es, weil es mehr Rollenvorbilder gibt oder sie mehr in dem Verhalten bestärkt werden. Deswegen wäre es natürlich schön, wenn sich bei der Lektüre des Buches mehr Mädels denken: Das kann ich auch! Und was die Mathematik angeht: Unserer Erfahrung nach sind auch nicht alle Jungs Mathematik-Asse. Das Kapitel soll generell mit dem Vorurteil aufräumen, dass man hervorragend in Mathematik sein muss, um programmieren zu können. Gerade am Anfang ist das erst einmal egal, da braucht es nur Wissensdurst und eine ordentliche Portion Enthusiasmus – egal ob Junge oder Mädchen.

Ihr schreibt: „Unsere Welt ist vollgepackt mit Code.“. Deshalb ist es keine schlechte Idee, ein paar Grundkenntnisse zu haben. So wie heute auch niemand mehr darüber diskutieren würde, ob man Englisch lernen sollte. Eine sehr logische, aber für mich tatsächlich neue Perspektive. Kannst du dazu ein bisschen mehr erzählen?

Wir benutzen in diesem Zusammenhang gerne den Begriff „code literacy“. Denn genau so wie uns in der Schule erworbene Grundkenntnisse in Mathematik, Erdkunde, Deutsch

oder Biologie helfen, das Weltgeschehen zu verstehen und Zusammenhänge logisch zu erschließen, genauso helfen uns Grundkenntnisse in „Code“, die digitale Welt besser zu verstehen. Sie nimmt schließlich inzwischen einen fast genauso großen Platz in unserem Leben ein wie die analoge Welt. Wir glauben, dass es nicht schadet, mehr über die Struktur, die Dienste und die Funktionsweise zu wissen. So entstehen schließlich mündigere Bewohner der digitalen Welt, die informiert an der Gestaltung partizipieren können. Es ist ein Irrglaube zu denken, dass die nachwachsende Generation automatisch alles über Code und Programmieren weiß, weil sie damit aufwachsen. Wir sind schließlich auch mit Fernseher und Telefon aufgewachsen, aber wissen in der Regel nur, wo der Einschaltknopf ist. Die genaue Funktionsweise ist uns vollkommen fremd.

Im hinteren Teil des Buches habt ihr viele Leseempfehlungen und Linktipps gesammelt. Wenn ich jetzt Lust aufs Programmieren bekomme, wo soll ich am Besten anfangen – Selbststudium oder eine Community suchen?

Wir empfehlen einen Mix aus beidem: Um das Selbststudium kommt man nicht herum. Programmieren ist nicht unähnlich dem Lernen einer Sprache. Und das bedeutet gerade am Anfang viel üben, üben, üben. Eine Community unterstützt einen dabei. Gerade wenn man an einer Aufgabe scheitert oder etwas nicht versteht, hilft es enorm, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und sich gegenseitig zu helfen. Es gibt natürlich auch Communities online, aber so ein Austausch vor Ort hilft meistens mehr. Auch, weil man so viele neue Freunde finden kann!


Danke, liebe Natalie.
Wer mehr von ihr lesen will, der schaut in We love Code oder in ihren tollen Blog EndeMitteZwanzig.

Mega, der mittelalte Mann mit Meinung!- Liebeserklärung an einen Typ, der es mir schwer macht, ihn ernst zu nehmen

„Vielleicht ist der mittelalte, wahnsinnig intellektuell tuende Mann gar kein Fossil mit  antiquiertem Beziehungsbild, sondern nur ein trauriger Feuilletonist, der die Seite in der ZEIT füllen muss, die für Kontroversen vorgesehen ist.“

Jetzt steht er da wieder im Flur und glotzt auf meine Hose. Ich kann auch nichts dafür, dass in seinen Kreisen Rollkragenpullover unter schwarzen Sakkos der kulturelle Code sind. Er stutzt. Vermutlich gucke ich ein bisschen argwöhnisch. Ich erzähle einfach was von der Hose. Jetzt denkt er: „Für sowas hat sie Zeit. Vier Mal die Hose waschen.“ Dabei wüsste er, dass die Waschmaschine ganz von allein problemlos hintereinander durchläuft. Wenn er sie bedienen könnte.

Ja, ja, meine Schuhe haben eine Kette. Und deine sind abgetragen, weil deine Peer-Group findet, der mit dem abgewetztesten Professoren-Look ist der Klügste. Wie er mich langweilt in seiner Selbstgefälligkeit. Vielleicht liegt es daran, dass er nicht mehr so viele Haare hat. Männer sind da ja sehr speziell, wenn es um ihre Haare geht. Gerade mit zunehmendem Alter. Nachher wird er wieder mit stolzgeschwellter Brust mit mir rumlaufen. Seht her, fast 50jähriger mit wenigen Haaren hat eine attraktive Frau am Arm. Dann wird er wieder alle anstarren, damit sie bloß zurück gucken und mich anglotzen. Dabei tut er immer so wahnsinnig emphatisch. Müsste ihm eigentlich klar sein, dass man als Frau schon genug angestarrt wird und nicht noch den Typen nebendran braucht, der das befeuert. Irgendwann kommt uns deswegen mal einer dumm. Dann kann er sich aber allein mit dem herum schlagen.

Ständig muss er alles bewerten. Immer bildungsbürgerlich alles reflektieren und die Kleistzitate raushängen lassen. Kennt, weiß und versteht alles. Hat Ahnung vom richtigen Geschmack, von Make-up und Designern. Und sich nur dafür entschieden, sich nicht damit zu beschäftigen. Dabei hat er erst letztens meine Menstruationstasse für einen Puderzerstäuber gehalten. Das ist diese Generation, deren Lebenstrauma es ist, ’68 erst geboren worden zu sein und es nicht miterlebt zu haben. Das können Sie nur überwinden, wenn sie Bourdieu inhalieren und große Reden schwingen. Und ich muss es ausbaden.

Dass er immer sein Ego mit mir polieren muss, nervt am Meisten. Dann nimmt er mich mit so ironischer Distanz zu seinen Freunden mit. Und freut sich den ganzen Abend, dass die bestimmt heimlich denken, wie geil der Sex mit mir wäre. Nur weil deren Frauen anders aussehen. Kann er nicht abstrahieren, das jeder etwas anderes gut finden könnte.

Deshalb lasse ich ihm sein Weltbild. Es ist anstrengend, mit ihm zu diskutieren. Meistens schauen wir sinnlose Frauenfilme. Dann ist er beruhigt, weil alles an mir so schön vorhersehbar ist und man muss sich nicht unterhalten. Wenn er doch unruhig wird, lasse ich hier und da ein paar Sätze fallen – über die Einrichtung bei Fifty Shades of Grey oder so. Männer wie er haben sowieso die höchste Meinung von Frauen, wenn sie möglichst wenig sagen. Dann können sie uns gut einordnen, weil keine großen Störfeuer an eigener Meinung zu erwarten sind. Er hält mich ja auch für emanzipiert, weil mich fremde Meinungen zu meinen Klamotten, Schuhen und Haaren nicht interessieren. Weil ich einfach das mache, vom dem er denkt, dass es mir wichtig ist: Klamotten, Schuhe und Haare.

Früher hätte er selbstverständlich den Chefarztposten gekriegt, seine Sekretärin oder eine Krankenschwester geheiratet und sich ein Leben lang überlegen gefühlt. Heute muss er sich sein Beziehungsgefälle irgendwie anders zusammenschustern. Ich weiß, dass er denkt, er ist reflektierter und weltgewandter, ein bisschen besser, ein bisschen intellektueller als ich. Aber er weiß natürlich, dass er das als moderner Mann nicht sagen darf!!!1!!

Außer eben auf einer ganzen Seite in der ZEIT, die er kürzlich mit mir vollgeschrieben hat.

***

Disclaimer: Ja, Daniel Haas, ich habe Sie gegoogelt. Die Rollkragen-unter-Sakko-Referenz ist kein Zufall. Und das mit den Haaren auch nicht. Den Rest habe ich mir ausgedacht. Das kann man jetzt fies finden, so auf den Äußerlichkeiten herum zu reiten. Aber das machen Sie in ihrem Text ja auch. Ich bin übrigens aus Berlin, eine Frau und trage gerade Schlabbershirt – also alles tippi-toppi mit ihrem Welt- und Frauenbild. Gut, wir wissen beide, worum es ging. Ich bin mit Anlauf über das Stöckchen gesprungen, das Sie und die ZEIT den sich-dauerbeschwerenden-Online-Frauen hingehalten haben. Gern geschehen.

 

Von der Schönheit zufälliger Begegnungen

Irgendwann in Frankreich fand ich eine Metrostation nicht. Das lag nicht nur an meiner Unkenntnis der Stadt. Es lag daran, dass mir viel im Kopf herum ging. Nach einigen Praktikumsmonaten überlegte ich, mein Studium dort zu Ende zu bringen. Das Für und Wider waberte in meinem Kopf. Immer noch nicht fündig geworden, setzte ich mich auf eine Bank. Eine Frau kam dazu.
Irgendwann schaute sie herüber und fragte: „Woher kommen Sie?“ Wir redeten, mein Französisch war noch nicht wirklich weit, aber es ging. Ich verlor kein Wort über meine Gedanken zum richtigen Weg in die Zukunft. Dann fragte sie unvermittelt: „Sind Sie abenteuerlustig?“ Ich antwortete zögernd. Das Gespräch verging, aber der Satz hatte sich in festgebohrt. Danach war es klar. Ich würde es nicht machen.

Wie ungefähr 99,9% der Weltbevölkerung finde ich es von Zeit zu Zeit schwer mit diesem Leben. Manchmal dreht man sich in einem sehr grauen Kinderkarussell mit nichts als den eigenen Gedanken als Mitfahrer. Dann trifft man sie. Diese zufälligen Menschen.

Ich hatte bisher ein paar dieser zufälligen Begegnungen. Zwei auf einer Party, eine an einer Bushaltestelle und diese auf der Parkbank in Paris. Es wurden Worte gewechselt, die wie zufällig wirkten. Aber genau passten und mir ein Stück den Weg wiesen. Ich habe nicht mein Herz ausgeschüttet, den Stolperstein erklärt, das Problem erläutert. Eigentlich konnte die andere Person nicht wissen, was mich beschäftigte. Sie sagte nicht: „Also, ich würde das so machen.“ Aber sie hinterließ etwas. Ich verließ sie mit einer neuen Perspektive und der unerwarteten Entdeckung, dass die Dinge lösbar schienen. Und Menschen wunderbar sein können

Die Unterhaltungen endeten so natürlich, so unbemerkt, wie sie gekommen waren. Wir beide wussten, dass sie einmalig waren und es wohl auch bleiben würden. Manchmal waren ihre Auswirkungen sofort spürbar, manchmal wurde es mir erst später klar. Wenn sie vorüber waren, wusste ich, dass die schlingernden Bälle, die dir das Leben manchmal zuwirft, zu fangen sind.

Diese Begegnungen liegen eine Weile zurück. Es war wohl eine bestimmte Zeit, in der mir Fremde neue Perspektiven eröffneten. Je älter ich wurde, desto weniger fanden sie statt. Lag es an dem Glas Wein, das ich auf der Party getrunken hatte, an der besonderen Atmosphäre im Regen fröstelnd an der Bushaltestelle? War die Zeit einfach reif für eine Entscheidung an diesem Tag in Paris?

Oder habe ich damals Fremden einfacher zugestanden, meinen Blick zu verändern, habe ich mir erlaubt, ihnen zuzuhören? Vielleicht sehe ich Dinge, die ich auf mich beziehen könnte, heute zu schnell als ein Infragestellen meiner selbst, meiner Sichtweisen, meiner Entscheidungen. Und lasse sie nicht mehr zu. Vielleicht habe ich mich selbst um diese zufälligen Begegnungen gebracht. Je älter man wird, desto fester zusammengefügt ist das eigene, kleine Universum. Man möchte nicht mehr, dass jemand zu stark daran rüttelt.

Vielleicht bin ich älter geworden und schaffe es jetzt allein im richtigen Moment vom Karussell zu springen. Ich suche mir meine Hilfen nun selbst, ich habe sie bereits hier.

Trotzdem, solche Begegnungen ganz zu verlieren, nicht mehr offen zu sein, wäre schade. Ihr Schimmer passt gut in die Schatzkiste der eigenen Erinnerungen, auch wenn es ohne sie bereits glitzert. Ich kann sie nicht suchen, aber ich werde wieder auf sie warten.

Foto: flickr – super awesome – CC by 2.0

Langhaarmädchen

Lasst mich euch von den Langhaarmädchen erzählen. Ich war 10 Jahre alt und hätte man die 25 Kinder in meiner Klasse in einer Schlange bis zum Horizont aufgereiht, die Sonne hätte das Langhaarmädchen getroffen und sie glitzern lassen. Dieses Mädchen war klug und beliebt. Es hatte ein hübsches, rundes, symmetrisches Gesicht, blaue Augen und dicke, blonde Haare, die genau die richtige Anzahl Wellen hatten, um nicht lockig zu sein und auch nicht wie Schnittlauch herabzuhängen. Wenn wir uns in langweiligen Mathestunden alle ein Haar ausrissen, um es lang zu ziehen und am Lineal abzulesen, wer die längsten Haare hatte, die schönsten, die Prinzessinnenhaare, gewann immer das Langhaarmädchen. Ihr gelangen die Dinge. Sie war ein wenig frech aber nie zu sehr. Über sie hätte man ein Kinderbuch schreiben können. Eines von denen, die immer im besten Sommer der Kindheit spielen und in denen es nie getrennte Eltern gibt. Die anderen Mädchen liebten sie. Die Lehrer liebten sie. Aber am Wichtigsten – die Jungen liebten sie.

Ich hatte schnell beschlossen, dass das Langhaarmädchen meine Rivalin war. Es war in jedem Fall nicht fair, wie schön sie war und sportlich und gut in der Schule. Es war nicht fair, dass ihr die Jungen zu Füßen lagen, wo sie mich nicht ansahen. Ich war mausgrau und klein und von mir gemocht zu werden schien eine peinliche Angelegenheit zu sein. Einer der Jungen ging mir wochenlang aus dem Weg, nachdem er herausgefunden hatte, dass ich ihn mochte. Es war einer der Jungen, der sich immer in der Nähe des Langhaarmädchens aufhielt. Der Anblick der beiden zusammen machte mich krank, noch lange nachdem meine Schwärmerei für ihn beendet war. Ich versuchte besser als das Langhaarmädchen zu sein. In jeder Sportart, in jedem Fach. Ich starrte auf ihren Hinterkopf in der Reihe vor mir und versuchte, ihr Geheimnis zu ergründen. Die  Tatsache, dass sie nicht einmal wusste, dass wir Rivalinnen waren, machte mich ärgerlich. Ich sagte mir, ich hasse sie nicht wirklich, das wäre lächerlich. Aber ich wollte sie bezwingen, besser sein als sie. Und genoss trotzdem jeden Funken Aufmerksamkeit, der auf mich fiel. Als würde etwas von ihrer Aura dann auch mich umfangen.

Drei Jahre später. Eine neue Schule brachte neue Jungen zum Verlieben und neue Mädchen, mit denen ich mich messen konnte. Alle anderen Mädchen schienen eine Figur zu entwickeln und ich wusste nicht mehr, wo ich in der Umkleidekabine hinschauen sollte. Ich zog meine Sportsachen auf der Toilette an und beobachtete die beliebten Mädchen aus dem Augenwinkel, wie sie in Shorts und knappen T-Shirts auf der anderen Seite der Turnhalle spitze Lacher ausstießen. Ein Langhaarmädchen war perfekt. Sie hatte die richtige Kleidung, die glänzenden Haare. Sie hatte genau die richtige Größe, um neben jedem Jungen niedlich auszusehen und perfekte Brüste.

Ich verachtete sie. Ihr Gesicht, ihr Lachen, ich verachtete auch das gute Gefühl, dass über mich kam, als sie mir einmal ein Kompliment für meinen Rucksack machte. Und einmal für meine schmale Hüfte. Sie sagte, sie sei neidisch. Neidisch, dachte ich. Es klang wie Spott. Ich konnte sie nicht leiden aber warum mochte ich sie so viel weniger als andere Mädchen, die hinter meinen Rücken flüsterten und lachten? Ich hätte mich langsam an eine Antwort herantasten können aber ich ignorierte das Gefühl.

Von klein auf wird Mädchen die Welt erklärt. Sie drehen sich nebeneinander in Kleidern und man sagt ihnen, was hübsch an den Schleifen der anderen ist. Was sie im Fernsehen, in Filmen und in Büchern sehen, sagt ihnen, dass die Aufmerksamkeit und Liebe der Welt eine begrenzte Ressource ist, um die es mit anderen Mädchen zu konkurrieren gilt. Es ist eine bestimmte Art von Feindlichkeit, die in dir wächst, wenn du deine Negativität wie selbstverständlich auf andere Frauen lenkst. In der unterschwelligen Vorstellung, dass am Ende des Weges ein Mann stehen wird, für den es sich lohnt. Es ist wie ein Rucksack, den du immer mit dir führst, der dich mit jedem Schritt selbst wunder und verletzter werden lässt.

Es sollte nicht mehr lange dauern, bis ich das Langhaarmädchen kennenlernte, das die gläserne Wand in meinem Kopf zwischen der Abteilung für Mädchen als Freundinnen und Mädchen als Rivalinnen und Konkurrenz einriss. Heute bin ich ärgerlich, wenn ich an die vertane Zeit des Verachtens denke. Ärgerlich, dass mir niemand etwas anderes beigebracht hat als zu vergleichen. Ich finde es immer noch unfair. Unfair, dass wir alle Teilnehmerinnen an einem Wettbewerb waren, für den sich keine von uns angemeldet hatte. Ich hätte die Langhaarmädchen lieben oder hassen können, begründet auf ihrem Selbst, nicht auf der Tatsache, dass ein Junge finden könnte, dass sie hübscher waren als ich.

Manchmal möchte ich mich heute neben eine unsichere 13jährige stellen. Ich würde neben ihr stehen, wenn sie ein in der Sonne glitzerndes Langhaarmädchen betrachtet und ihr sagen, dass es in Ordnung ist gemocht zu werden und nicht gemocht zu werden. Zu mögen und nicht zu mögen. Dass sie entscheidet. Dass sie die Menschen suchen soll, die ihr gut tun und dass die hübschesten Mädchen ihre Freundinnen sein dürfen. Ich würde ihr sagen, dass sie noch so viel lernen und verstehen wird. Dass es so viel mehr Möglichkeiten für Menschen und die Liebe gibt, als sie sich jetzt vorstellen kann. Ich würde zu ihr sagen: „Lass mich dir von meinen Langhaarmädchen erzählen.“

Foto: flickr – Ubé – CC by 2.0

#edrecovery – Wie sich essgestörte Mädchen auf Instagram unterstützen

Für einen der letzten Posts  trieb ich mich eine Weile im Instagram-Essensbilder-Universum herum und stieß  auf einen Hashtag, der mir vorher noch nicht begegnet war: #edrecovery (eating disorder recovery – also etwa „von der Essstörung gesunden“). Noch eine Online-Community zum Thema Körper und Essen – aber ohne pedantische Fitnesstracker und Minivideos zu wahnsinnig effektiven Übungen. Hier postet eine immer größere werdende Anzahl von zum größten Teil jungen Mädchen um ihre Essstörung zu thematisieren…und zu bewältigen. Ich kannte die Berichterstattung über Pro-Ana Foren, What’s App-Gruppen und Blogs, die sich zum gemeinsamen Hungern motivieren, Anorexie als Freundin Ana beschreiben und ihr mit dem Slogan „It’s not a diet, it’s lifestyle.“ den Status als Krankheit absprechen. Weiterlesen