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Gastbeitrag: Nur weil ihr es sagt, muss ich meinen Körper noch lange nicht lieben

Körpernormen und Schönheitsideale sind allgegenwärtig. Und es gibt den Versuch einer achselzuckenden Leichtigkeit, die diese Ideale ad absurdum führen will. Auch hier im makellosmag. Ich freue mich über diesen sehr persönlichen Gastbeitrag. Er zeigt, wie verdammt schwer das Weglächeln sein kann. Die Autorin möchte anonym bleiben. 

Ich war immer mollig. Mit 16 entschloss ich mich, Vegetarierin zu werden und verlor ein bisschen Gewicht. Ich dachte mir, wenn ich schon ein paar Kilo runter habe, kann ich auch eine Diät machen. Also machte ich eine Diät. Es war eine ordentliche Diät, denn ich wusste viel über Ernährung. Seit ich 12 war, ging ich regelmäßig zu einer Ernährungsberaterin. Meine Mutter hatte damals entschieden, dass es eine gute Sache für mich wäre. Ich bin ihr dankbar dafür. Sie hat mich immer akzeptiert, wie ich war und war damit einer der wenigen Menschen, der das tat, als ich 12 war. Weiterlesen

Halbnackte selbstbestimmte Frauen in Musikvideos gibt’s jetzt auch in der Mutti-Version

Die Bezeichnung MILF ist mir das erste Mal bei American Pie begegnet, als Stiflers Mom Einzug in die Popkultur hielt. Eine Mom I’d like to fuck, also eine Mutter, mit der ich gern mal würde, ist eine Frau, die es geschafft hat, ihrer biologischen Aufgabe nachzukommen und sich trotzdem ihre – tschuldigung – F***barkeit zu erhalten. Wie wichtig die nicht nur für den eigenen Lustgewinn (Heißt, hässliche Menschen haben keinen Sex.), sondern auch für die gesellschaftliche Position und das berufliche Fortkommen ist, hat Amy Schumer bereits in ihrem Sketch Last F***able Day festgestellt.

Nun also Fergie. Die Sängerin, ehemals Mitglied der Black Eyed Peas mit anständiger Solokarriere hinten dran, meldet sich nach ein paar Jahren (War da nicht ein Kind?) mit M.I.L.F. $ zurück. Einer feministischen Hymne, wie ich heute las.
Wie es sich für Pop und Feminismus gehört, wird hier schön ironisch gebrochen. MILF steht für Mom, I’d like to follow, also ein echtes weibliches Vorbild.

So eine Mutter, der man nacheifern will, verdient natürlich ihr eigenes Geld.

Der Song hat nicht umsonst ein Dollarzeichen im Titel. Im Video verbreitet Fergie ihre Botschaft der Selbstbestimmung zusammen mit ihren Müttermädels, die einen repräsentativen Mom-Querschnitt bieten: vier Victoria Secret Models, eine Sängerin und Kim Kardashian, die verkünden ließ, sie freue sich, die „kurvigen Frauen“ zu vertreten – gefolgt von einer Diskussion in den sozialen Medien, ob ihre Taille gephotoshopt sei.

Die Handlung des Stepford-Wives-meets-Pornhub – Films ist schnell erzählt. In der bonbonfarbenen Vorstadt fährt gerade der Milchmann (gespielt von einem Männermodel, gelebte Gleichberechtigung) vor und angesichts der geballten Sexyness erstmal in Ohnmacht. Denn die Mütter stürmen, nur mit ihren knappen Schlafanzügen bekleidet, heraus, um sogleich die Frühstückszutat in Empfang zu nehmen. Fast möchte man rufen: „Klasse Fergie, wenigstens eine Sache richtig gemacht.“ Denn früh wach zu sein und keine Zeit zum Umziehen zu haben, so dass man Milchmann, Postboten und Nachbarn im Schlafanzug öffnet, ist ja tatsächlich ein gern zitiertes Jungmutterkennzeichen. Wären da im Video nicht die knappen Nachtoutfits und die perfekt gelockten Haare.

Auch sonst gucken wir den Karrierefrauen (Geld und Vorbild – wir erinnern uns) mehr beim Geld ausgeben als einnehmen zu (Spa-Besuch, Essen gehen, Schuh-Shopping).

Aber wir wollen nicht kleinlich sein. Eine Bürgermeisterkandidatin gibt es auch. Claire Underwood würde sich im Grabe umdrehen, wenn sie nicht noch leben würde.

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Ansonsten gibt es viele pralle Brüste zu bewundern (so ist das halt beim Stillen) – auch in Aktion. Männer sucht man vergebens – vom Milchmann und dem oben-ohne-Schuhverkäufer mal abgesehen. Vermutlich sind die alle arbeiten.

Am Ende wird das MILK-MILF Wortspiel und die dazugehörige Assoziationskette (Frauenpower – Brüste – Kinder nähren – Brüste – Leben spenden – Brüste) nochmal auf die Spitze getrieben und ordentlich mit der weißen Flüssigkeit rumgesaut, was die nassen T-Shirts hergeben. Wo doch jede Frau, die gestillt hat oder jemals vor einer Brustpumpe saß, weiß, wie kostbar Milch ist. Aber vielleicht ist hier auch einfach nur die EU ihre Überproduktion los geworden.

Nun ist das eben tanzbare Musik, Kaugummi-Pop.

Man könnte darüber hinweg nicken – oder kopfschütteln – , wie über schlecht gemachte Werbung mit Frauenbeinen, wenn nicht immer dieser feministische Unterton heraus gegraben würde. So ein Song hat ja immer auch einen Text und hier hätte man es, in Anbetracht des verhunzten Videos, ordentlich krachen lassen können mit der Befreiungsrhetorik der sexuellen Selbstbestimmung. Leider macht Fergie aber nur weiter mit ihren Kleinmädchen-Hinter-dem-Berg-halt-Assoziationen und lädt ein in ihre „Milchfabrik“, in der sie gerne was „für uns aufschlägt.“

Über Popstars, die sich in ihren Videos freizügig, selbstbewusst und mit Augenzwinkern zeigen, wird schon eine Weile diskutiert. Zuletzt hatten Nicki Minaj oder Beyoncé die Ehre. Nur weil man knappe Outfits trägt und ein paar Beautyroutinen durchläuft (vielleicht sogar gern, OMG), hat man sich nicht für den feministischen Club disqualifiziert. (Ich warte übrigens immer noch auf meinen Mitgliedsantrag.) Und ehrlich, Frauen auch als sexuelle Wesen wahrzunehmen und in der Musikindustrie nicht nur als Objekte der Begierde, sondern Subjekte und Protagonistinnen dieser – ihrer eigenen – Sexualität anzuerkennen, ist überfällig.

So etwas kann auch funktionieren.

Wenn klar wird, dass es um die Sexualität der Frau geht und nicht um ihren Körper als Projektionsfläche, der sich stereotyp als männliche Fantasie präsentiert. Die eigene Sexualität zu lieben und zu leben ist eine der wichtigsten Botschaften. Gerade in einer Gesellschaft, in der jungen Mädchen immer noch vermittelt wird, sie seien weniger körperliche Wesen als die Jungs, sollten nicht zuviel Haut zeigen und sich für ihre Körper und Bedürfnisse irgendwie schämen – oder zumindest nicht darüber reden. Wo das Hure-Heilige-Paradigma noch viel zu oft ausgepackt wird, was im Kern ja immer davon ausgeht, dass sich die ordentliche Frau ein bisschen ziert.

Aber gerade vor diesem Hintergrund wünscht man sich doch, dass Fergie nicht singt, dass „der Milchmann gern zur Vordertür rein kann, um zur Hintertür wieder raus zu gehen“, sondern einfach sagt, dass sie jetzt gern den heißen, jungen Typen knallen würde. Im besten Fall könnte sie ihm noch in Lil‘ Kim-Manier erklären, wie er das machen muss mit dem weiblichen Orgasmus. Das wäre tatsächlich mal ein Gegenpol zum Mütterbild, wenn man unbedingt sexualisieren muss. Dann könnte Fergie independent, also unabhängig, vielleicht sogar aussingen, statt es nur zu buchstabieren. Sonst spielen wir nur wieder dieses „Komm her – Nein, fass mich nicht an.“ – Spiel. Und das ist genauso 50er Jahre wie die Videooptik.

Am Ende ist es mit MILF $ ein bisschen wie mit einem Schulaufsatz.

Schöne Idee, Thema verfehlt. Es reicht kein Dollarzeichen und ein bisschen selbstgewählte Haut, um sich eine Botschaft zu backen. Fergies Frauen zeichnet ihre Schönheit und die bloße Tatsache aus, dass sie sich fortgepflanzt haben. Das sind – sorry – die ältesten und blödesten weiblichen Qualitäten, die man rauskramen kann.

Vielleicht tut man Fergie aber auch nur Unrecht. Vielleicht ist das nur ein Bewerbungsvideo von Models über 30 und einer 40jährigen Sängerin in einer Showbusinesswelt, die gnadenlos aussortiert (siehe am Anfang des Textes zitierter Amy Schumer-Sketch).

Dann müssten sie aber eigentlich alle am Besten wissen, wo der Hase im Pfeffer liegt. Dass Frauen das Alter weniger verziehen wird als Männern in einer Gesellschaft, die Rupert Murdoch noch mit 83 Jahren als begehrtesten Junggesellen New Yorks bezeichnet. Dass, um die wunderbare Nina Hagen zu zitieren, Gleichberechtigung erst erreicht ist, wenn Frauen sich genauso selbstbewusst mit ihrem Körper auf der Straße bewegen, wie Männer mit Bierbäuchen und Glatzen. Und dass Mütter eine Menge brauchen. Je nachdem, wie sie ihr Leben gestalten wollen: gute Jobs und Kinderbetreuung, Zeit für die Kinder, Männer, die nicht nur mitmachen. Sogar pünktliche Dienstleister wie den Milchmann und auch ordentlichen Sex. Aber eines, liebe Fergie, eines brauchen Mütter wirklich nicht. Und das sind falsche Vorbilder.

Fotos: Vevo: Fergie – M.I.L.F. $

Warum ich Bibi Blocksberg trotzdem liebe

Vor Kurzem machte eine Untersuchung zu Kinderhörspielen die Runde. Bibi Blocksberg wurde als langweilige Spießerin enttarnt, die nur das stereotype Familienbild der 80er Jahre verbreitet. Eine Welt, in der Frauen für den Haushalt und Männer für die Entscheidungen zuständig sind.  Im Deutschlandradio-Beitrag sagt einer der Wissenschaftler: „Eigentlich könnten die beiden Frauen Bibi und Barbara Blocksberg alles tun, was sie wollen, sie sind unglaublich mächtig. Aber sie tun nicht, was sie wollen. Es geht ständig darum, sie zu normalisieren.“

Ich habe Bibi Blocksberg – Hörspiele als Kind geliebt und ich liebe sie immer noch. Inzwischen hören wir sie zu zweit. Deshalb – da bin ich ganz ehrlich – trifft es mich, wenn meine Bibi in der VICE als „angepasster Feigling“ beschrieben wird, der sich nur ein „beknacktes Zelt und einen fliegenden Besen“ hext, obwohl sie doch so viel coolere Sachen könnte.

Bevor ich zum Langweilevorwurf komme, eines vorneweg. 2008 wurden in 24 Ländern Figuren im Kinderfernsehen und Filmen untersucht. Das Ergebnis: Mädchenfiguren sind unterrepräsentiert. In Deutschland ist die Verteilung 31% weiblich und 69% männlich, was im Schnitt aller Länder liegt (32% zu 68%). Dazu kommt eine Stereotypisierung, wenn Mädchen auftauchen. Selten sind sie Hauptfigur (nur bei etwa 10% aller Produktionen), sondern oft nur Freundin und Sidekick des männlichen Leads. Oder sie sind aufs Aussehen und Jungs fixierte Pubertierende, wahlweise auch auf Erlösung wartende Prinzessinnen.

Bibi Blocksberg trägt grün statt rosa, hat Sommersprossen und immer die gleiche Frisur, die sie nie thematisiert.

Bibi hat einen Kinder- bzw. Jungmädchenkörper und die Klamotten dazu. Sie trägt keine bachfreien Tops, Miniröcke oder hochhackige Schnürstiefel. Ja, ich schaue euch an, all ihr Winxx, Mias im Elfenland und Monster High-Mädchen. Zugegeben, Kleidungsstile sind schwer hörbar – aber die auf den Hörspielen basierende Zeichentrickserie hält sich auch daran.

Die Kritik der Wissenschaftlerin, die feststellt, dass Bibi unsere Kinderzimmer mit schlimmsten patriarchalischen Mustern infiltriert, bezieht sich auf zwei Folgen. Die allererste der Serie, in der Barbara Blocksbergs schlechter Kochstil thematisiert wird. Da kocht sie noch hexisch und Vater Blocksberg hätte gern einen Braten statt Spinnenbeinsuppe. Wer kann es ihm verdenken?

In Bibi zieht um versucht sich Vater Bernhard, sonst mehr Witzfigur der Serie (Neben dem Bürgermeister – oh, beides Männer.) tatsächlich mal als Patron der Familie durchzusetzen. Funktioniert aber eher weniger.

Zugegeben, in den mittlerweile 118 Folgen gäbe es noch mehr Knallerepisoden. Etwa Ohne Mami geht es nicht, in der Frau Blocksberg die Familie allein lässt und Vater Bernhard in Unkenntnis eines Dosenöffners die Tomatendose mit der Bohrmaschine öffnet. Trotzdem sei hier für Vater Blocksberg eine Lanze gebrochen. Der Vorwurf: er will immer normal sein und zieht seine Frauen mit rein. Ich finde, wenn man den Nachbarn in der Hochhaussiedlung ständig den Schwefelgeruch erklären muss oder beim Familienurlaub dem Zoll die Mitnahme von zwei Reisigbesen, darf man auch mal kurz aufstöhnen.

Außerdem regieren in Bibis Hexenwelt die Frauen. Männer können nämlich gar nicht hexen. Dafür gibt es für die Frauen Hexentreffen und jede Menge Hexenvorbilder (Mama Blocksberg, die alte Marnia, Schubia, Oma Grete).

Ich finde die Eltern bei Lauras Stern auch cooler, wo Mama mehr arbeitet als Papa, der das Essen kocht.

Aber Bibi bietet eben mehr, als die Beziehung ihrer Eltern. Überhaupt werden Erwachsene in Kinderbüchern viel zu wichtig genommen. Das wusste schon Pippi Langstrumpf.

Bleibt der Vorwurf der Langweile. Bibi wird Konformismus und Regelversessenheit vorgeworfen. Aber Bibi ist nunmal eine gute Hexe in einer realistischen Welt. Hier gibt es Regeln, die man als Junghexe eben lernt. VICE bemängelt, dass Bibi sich keine 5 Milliarden aufs Konto hext – oder einen dicken Karibikurlaub. Was den Autor übrigens als Nichtkenner disqualifiziert, den jede*r weiß: gehextes Geld wird nach kurzer Zeit zu Klopapier und deshalb nicht gehext.

Das Besondere an Bibi ist, dass ihre Hexkräfte kein Geheimnis sind. Im Unterschied zu Harry Potter oder der Kleinen Hexe hat sie keine Identitätsprobleme oder hadert mit ihren Kräften. Sie ist von Anfang an, was sie ist. Ein bisschen anders und das ist eben so. Genauso, wie Bibi nach und nach Hexsprüche lernt, lernt sie, mit ihrer Umwelt zurechtzukommen. Wie jedes Mädchen zwischen 10 und 12.

Ja, Hexen haben großes Machtpotenzial. Aber was ist schlimm daran, dazugehören zu wollen? Es ist ein menschliches Bedürfnis und jede*r, der Kinder hat, weiß, wie es Kinderseelen beschäftigt.

Langweilig ist Bibi trotzdem nicht. Sie ist kein Stereotyp, sie hat ihren eigenen Kopf.

Bibi hext vielleicht keinen Karibikurlaub, aber einen Radweg, wenn sie einen braucht (Die Zauberlimonade), einen eigenen Dinosaurier, wenn sie ein Haustier möchte (Bibi und Dino), ihre Lieblingsfiguren aus Kinderbüchern heraus (Superpudel Puck), eine Kuh, weil sie frische Milch will (Die Kuh im Schlafzimmer) oder eine Zeitmaschine, weil ihr in den Ferien langweilig ist (In der Ritterzeit).

Nebenbei schreibt sie Mathearbeiten und trifft ihre Freunde. Sie lebt ihren Alltag und gestaltet ihn mit. Bibi ist frech und vorlaut. Bibi wird gemocht. Ihre Freunde und Freundinnen würden sie genauso mögen, wenn sie keine Hexe wäre. Vermutlich stünde sie auch ohne Hexerei oft im Mittelpunkt. Bibi hat ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl, sie stellt ständig die Ordnung wieder her, fängt Diebe, bringt den Stadtschatz zurück und verweist den Bürgermeister (!) unermüdlich in seine Schranken.

Und das Wichtigste: ihre Hexsprüche sind so wunderbar einfache Kinderreime, dass sich wohl manche schon dabei erwischt hat, die eigene Hexkraft zu testen. Deshalb freue ich mich einfach darüber, wenn meine kleine Hexe ihre testet. Und mache mir erstmal keine Sorgen um ihr Rollenverständnis.

Foto: flickr – Bryan Pocius – CC by 2.0

Wie Kato uns ehrenamtlichen Deutschunterricht erklärt und damit Flüchtlingen hilft

Das Flüchtlingsthema ist allgegenwärtig. Ich habe zum Glück niemanden in meiner direkten Umgebung, der nicht Empathie zeigt. Viele denken zusätzlich: „Man müsste etwas machen.“ …und wissen doch nicht richtig wie. Kato hat einfach gemacht. Vorhang auf für die coole Frau im Juli. 

Ich kenne Kato von ihrem Lifestyleblog Innocent Glow, seit ich im Mai letzten Jahres bei ihrer Blogparade mitmachte. Im Spätsommer fing Kato an, über Flüchtlinge zu schreiben. In einem ihrer Posts schrieb sie:

„Als ich heute morgen in der Gruppe das Posting eines Syrers gesehen habe, der sich bei den Deutschen für die Hilfe bedankt, hatte ich fast Pipi in den Augen. Die Beiträge aus anderen (Blogger-)Facebookgruppen, die mir mit diesem Facebookaccount ebenfalls angezeigt werden, erscheinen mir in diesem Kontext schon zynisch. Hauls, pseudodeepe Kolumnen, Interior-Posts. Es interessiert mich einen Scheiß, wie du dein Wohnzimmer eingerichtet hast oder was in der aktuellen Glossybox drin war.“

Und dann ging alles sehr schnell.

Zuerst gab es einen Unterblog und dann eine ganz eigene Seite. Kato hatte überlegt, wie sie am Besten helfen kann. Als ausgebildete Lehrerin für DaF (Deutsch als Fremdsprache) überlegte sie, eine Plattform aufzubauen, die alle Informationen bietet, wenn man selbst unterrichten möchte. Sprache ist Integration war geboren. Aber lassen wir sie selbst von der Idee berichten:

„Das Flüchtlingsthema bewegt mich stark und ich war damals ja auch schon einige Monate in dem Bereich aktiv. Der Grundgedanke von Sprache-ist-Integration ist, Ehrenamtliche dazu zu bewegen, sich für Flüchtlinge zu engagieren und zwar besonders in der Sprachförderung. Mit Geflüchteten zu basteln und zu kochen und Fußball zu spielen ist auch nett, aber ihnen die Sprache zu vermitteln, ist einfach viel nachhaltiger. Ich habe im Netz oft gelesen, dass Leute sich für den Bereich interessiert haben, aber Sachen schrieben wie: „Naja, ich kann ja kein Arabisch, also kann ich denen ja nicht Deutsch beibringen.“ Da wollte ich drauf antworten und die Leute ermutigen. Ich dachte, wenn ich hier vor Ort was mache, kann ich vielleicht 10 oder 20 Menschen helfen. Wenn ich was im Internet mache und damit 10 oder 20 Menschen erreiche und sie dazu bringe, Deutschunterricht anzubieten, wird mehreren Hundert geholfen. Im Zuge von #bloggerfürflüchtlinge habe ich das Ganze dann in die Tat umgesetzt. Am Anfang wollte ich nur zwei, drei Artikel dazu posten. Zunächst wollte ich primär Links und Neuigkeiten sammeln. Dann kamen Rezensionen hinzu und es ging immer weiter.“ 

Kato betreibt den Blog allein in ihrer Freizeit.

Was mich sehr beeindruckt, denn ich habe im letzten dreiviertel Jahr gesehen, wie er stetig gewachsen ist. Das Thema ist ein großes und Kato hält in ziemlichem Tempo Schritt. Wenn ihr Leser Fragen wie Wie motiviere ich meine Schüler am Besten? oder Was mache ich bei sehr heterogenen Klassen? stellen, richtet sie kurzerhand einen Frage-Antwort-Bereich ein, damit alle etwas von ihrer Expertise haben. Man sagt oft, dass der eigene Blog ein Herzensprojekt ist. Hier merkt man es an jeder Ecke.

Auf die Frage, wie viel Zeit sie in ihr Projekt steckt, kommt von ihr die vermutete Antwort: „Viel! Zu viel!“. Auf Sprache ist Integration ist es nicht nur mit dem Schreiben getan. Vieles erfordert Recherche und nicht nur wegen der zunehmenden Größe der Seite will sich Kato natürlich keine Fehlinformationen erlauben. „Und ein perfektionistischer Typ bin ich auch noch.“ sagt sie und lacht.

Um so trauriger, wenn auch hier das Internet seine andere Seite zeigt.

Insbesondere unter ihren Youtube-Videos musste Kato immer wieder Trollkommentare und negatives Feedback entfernen. Inzwischen hat sie die Kommentare unter ihren Videos deaktiviert. Dass sie dort nicht mehr postet, liegt aber eher daran, dass sie an einem neuen Format tüftelt. Auf Facebook lässt sie sich mittlerweile auch konsequent auf keine Diskussionen mehr ein und löscht.

Viel wichtiger sind sowieso die Dankeschön- und Lob-Emails, die sie erreichen. Wenn man sie nach ihren Wünschen für die Zukunft der Seite fragt, geht ihre Antwort in die gleiche Richtung:

„Interaktion findet nicht so oft statt. Ich würde mir mehr Vernetzung und Feedback wünschen. Zum Beispiel Erfahrungsberichte von Ehrenamtlichen oder Erfahrungsberichte von der Arbeit mit einem bestimmten Buch oder einer Methode.“ 

Und natürlich steht über allem ihr ursprünglicher Wunsch, etwas zu tun:

„Es ist schade,“ sagt Kato, „dass bei weitem nicht jeder motivierte Flüchtling einen Sprachkurs besuchen kann. Nicht genug LehrerInnen, nicht genug Ressourcen. Wer keine Zeit hat, spendet Geld, und wer kein Geld hat, spendet Zeit. Ehrenamtlicher Deutschunterricht ist kein Buch mit sieben Siegeln, denn Hilfe wird an jeder Ecke gebraucht.“

Sprache ist Integration will ein Knoten sein, an dem Wissen und Erfahrungen, nützliche Links und praktische Hilfen sich treffen können. Wenn wir alle daran arbeiten, dass wir viele starke Seile mit vielen starken Knoten verknüpfen, dann schaffen wir das.

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Dass ich Kato super finde, habt ihr bestimmt bemerkt. Das war auch schon vor dem DaF-Blog so. Denn auf Innocent Glow schreibt sie liebevoll und wortgewandt über ihr Studentinnenleben, Mode und Medien. Auch wenn das neue Baby DaF-Blog viel Zeit in Anspruch nimmt, soll das Leuchten auf Innocent Glow nicht ausgehen. Im Gegenteil, Kato hat versprochen, bald passiert hier wieder Etwas. Noch ein Grund für euch, einmal vorbeizuschauen. 

Foto: flickr – justine warrington – CC by 2.0

makellosmag und die Taschenverschwörung

Als im Harry Potter-Theaterstück Hermine mit einer dunkelhäutigen Schauspielerin besetzt wurde, folgte ein kleiner Aufruhr in der Fangemeinde. J.K. Rowling konterte souverän, sie hätte nie Hermines Hautfarbe beschrieben – und sich einfach für die beste Schauspielerin entschieden. Eine Sache allerdings ist klar. Harry Potter hätte nie ein Mädchen sein können. 

Bevor ihr anfangt, wütende Kommentare zu schreiben. Ich weiß, wie mutig, intelligent und klug weibliche Charaktere sein können. Hermine ist das beste Beispiel, sie trägt die ganze Serie. Und trotzdem führt kein Weg daran vorbei, dass man Harry nur als Jungen beschreiben konnte. Um das zu verstehen, müssen wir uns gar nicht anschauen, wie sein Charakter beschrieben wird. Auch seine blitzförmige Narbe hätte ein Mädchen tragen können. Nein, wir müssen nur etwas tiefer an ihm herunter blicken. Weiterlesen