Jahr: 2015

Das Lied von den richtig erfolgreichen Frauen macht mich ziemlich müde

Ich bin ein bisschen müde. Das liegt daran, dass es mir immer schwerer fällt, eine bestimmte Platte zu hören. Die Platte heißt Schaut mal hier! und der Song in Dauerschleife trägt den Titel Die richtig erfolgreichen Frauen. Es kommen immer mehr Strophen hinzu, der Inhalt bleibt gleich. Die richtig erfolgreichen Frauen sind natürlich die beruflich erfolgreichen Frauen. In Wirtschaftswoche & ManagerMagazin sind sie angekommen & werden portraitiert. Online buhlen sogar mehrere Heimstätten um das, so wird vermutet, auch sehr kaufkräftige Klientel (der feuchte Traum jeden Werbers – Shoppingsucht vereint mit Topgehalt). Die modernen Heldinnenepen haben eines gemeinsam. In Allgegenwart der gläsernen Decke verstehen sie diese Frauen als etwas Besonderes, als etwas Einzigartiges. Natürlich kennen wir alle die schmerzliche Wahrheit: Das sind sie tatsächlich. Frauen sind in Führungspositionen immer noch hoffnungslos unterrepräsentiert. Besonders, so lehren uns die Buchstaben, machen diese Frauen ihre außergewöhnlichen Eigenschaften. Sie schaffen nicht weniger als eine bessere Welt. Die Zukunft. Selbstbewusst sind sie, diszipliniert & taff oder durchsetzungsstark & zäh. Sie sind die Löwinnen & nicht die Mäuschen. „Sie verkaufen sich nicht unter Wert!“ …

Ein gänzlich unironischer Text über meinen Feminismus

Jetzt habt ihr geklickt & freut euch auf ganz viel Ironie, oder? Irgendwas mit Butter, Lippenstift oder Frauengeschenken in Weihnachtskatalogen vielleicht? Heute nicht, meine Lieben. Und das kam so. Kato vom Blog Innocent Glow hatte eine super Idee zu einer Blogparade. Eine so tolle Idee, dass es die erste Blogparade ist, bei der ich mitmache. Blogger & Bloggerinnen verteilen untereinander Themen & zwar solche, die über den eigenen Tellerrand hinausgehen. Nicht das, worüber man sonst so schreibt. Veröffentlicht werden alle Texte am 1. Mai, die ganze Liste findet ihr bei Kato. Ich habe Wibke (die „in Ghana ihr Herz verloren hat“) vom Reise- & Lifestyleblog Sonnenstrahlenmomente gebeten, über ghanaische Frauenbilder & Schönheitsideale zu schreiben & freue mich schon auf den Text. Leah (ihr Blog heißt Splitter vom Glück – dass das alles dicke Leseempfehlungen sind ist klar, oder?) durfte für mich überlegen. Sie schrieb mir: Was bedeutet Feminsmus heute? Was bedeutet er (eigentlich ironisch, dass der Genus von Feminismus männlich ist) für dich persönlich? Oder anders formuliert, was bedeutet es heute, eine Feministin (falls du dich als …

Meine Entgoogleisierung light – Wieder auf der Suche

Wer aufmerksam mitliest, hat sicher schon bemerkt, dass ich sehr oft google. Google ist mein Lehrer, Coach, Reisebüro, Therapeut, Hausarzt & einmal im Jahr Steuerberater. Die meiste Zeit meines Lebens habe ich mit dem Wissen verbracht, dass die Suchmaschine da ist, um meine Fragen sofort zu beantworten. Neben der Schnelligkeit, absoluten Objektivität & Vertrauenswürdigkeit dieser Quelle schlägt Google vor allem in der wissbegierigen & leicht peinlichen Zeit zwischen 12 und 18 jedes Tagebuch & jede vertraute Freundin nicht nur beim Thema Verschwiegenheit um Längen. (Meiner Meinung nach auch der Hauptgrund für den Niedergang der BRAVO. Wer würde sich für den Gang zum Kiosk entscheiden, wenn man die drängenden Fragen der Pubertät im eigenen Zimmer beantwortet & bei entsprechendem Wunsch zusätzlich visuell aufbereitet bekommt?) Für alle mitlesenden Teenies: auch über die Teenagerzeit hinaus gibt es peinliche Fragen, die Erwachsene, in der noch fehlgeleiteteren Hoffnung, dass sie nie wieder auftauchen, in ihren Browsern versenken.

Ein guter Tag

Heute war ich im Garten meiner Kindheit. An der Stelle, an der ich immer geschaukelt habe, wurde wieder geschaukelt. Ich war in meinem alten Kinderzimmer. Dort stehen die Erinnerungen der Teenagerzeit. Die Musik, die Bücher. Es gab miserable Episoden in meiner Teenagerzeit. Sie sind mir noch ziemlich präsent. So sehr, dass ich heute manchmal unsicher wirkende Mädchen in der U-Bahn fest in den Arm nehmen möchte. Um ihnen ins Ohr zu flüstern: „Ich weiß, wie sich das anfühlt, es wird besser.“ Einen ganzen Sommer habe ich unter grauen Fruit of the Loom – Kapuzenpullovern verbracht, als meine Brüste anfingen zu wachsen. Heute, vielleicht lag es an der Sonne, dem Summen der Bienen oder dem ersten Spargel, mischten sich Versatzstücke der Erinnerung mit dem Wissen der Gegenwart. Mathe im Abitur, die Angst zu versagen & die Sebstzweifel mit der heutigen Gewissheit, dass jeder Dinge kann. Manche besser, manche schlechter & man einfach nur etwas finden muss, was man richtig gut kann. Um es dann richtig gut zu machen. Und dass das nicht Mathe sein muss. Das Zittern vor …

Warum ihr alle für die Apokalypse Backpulver einpacken müsst

Der Frühling ist da! Also Eis essen, die Winterjacke weghängen & mal wieder erwägen, sich die Beine zu rasieren. Aber auch Frühjahrsputz. Die Sonne zeigt es unerbittlich. Da, wo man sich in den dunklen Monaten wunderte, dass man so schnell mit dem Putzen fertig war, lag halt irgendwie doch Staub. Gerade lese ich allerorten vom ökologisch verträglichen Putzen. Sogar in der US-VOGUE, die ich auf einem Flug neulich erwarb. Neben Schlaghosen & flowy shirts rät man mir zum ökologisch optimierten Reinigungsprozess. Grün ist auch hier das neue schwarz. Nach kurzer Verwunderung darüber, dass die VOGUE-Frau überhaupt putzt, war ich angefixt. Nicht erst seit Naomi Kleins Klimathriller auf dem Nachttisch liegt, weiß ich natürlich, dass man bei einem selbst anfangen muss. Und mich mein A++ Kühlschrank & die Tatsache, dass ich immer versuche Einkaufstüten im Kofferraum zu haben (des Autos jaja, Ironie bemerkt) natürlich nicht retten wird beim jüngsten Gericht. Wenn herauskommt, dass ich Wegwerftücher benutze & aus Faulheit für zwei Töpfe die Spülmaschine anstelle…und im Zweifel nochmals durchlaufen lasse. Falls ihr auch fürchtet, Probleme mit dem Karma …