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Ungefragte Kommentare zum Äußeren – Teil 321: Renée Zellwegers Gesicht

Wenn es nichts über Gewicht, falsche Kleiderwahl oder nichtvorhandene Babybäuche zu berichten gibt, dann widmet sich die einschlägige Presse (BUNTE, Gala &  STERN bis zur Süddeutschen) sowie die TV-Landschaft gern investigativen Vor- & Nachher-Vergleichen von Gesichtern. Auch hier lassen sich tolle Bildstrecken draus machen, die nebenbei noch gut für die Klickraten sind (neben dem hohen Nachrichtenwert).

So geschehen mit Renée Zellweger, die bei den Elle Women in Hollywood Awards erschien. Die BILD nennt den Auftritt „gruselig“, andere begeben sich natürlich nicht auf dieses Niveau und schreiben einfach, sie kam mit neuem Gesicht. Der häufigste gebrachte Vergleich – in Presse, TV & im Netz: Sie sieht nicht mehr aus wie Bridget JonesBridget Jones ist 13 Jahre her. 13 Jahre. Und war eine Rolle.

Schönheitsoperationen kann man kritisieren, sollte man sogar. Wenn der Europachef von Botox sagt, dass man die Frauen noch erziehen müsse. Wenn am Kurfürstendamm Schaufenster von Botox-to-go künden. Natürlich ist das Ausdruck von fehlgeleiteten Schönheitsidealen. Es geht um Frauenkörper, bei denen, in Ermangelung verschwindender Gängeltaktiken (gleiches Gehalt wollen sie & in die Vorstände auch), das Korsett der Optik immer enger wird.

Und wer abwinkt, das sei eine amerikanische Marotte der sogenannten Stars, der sollte kurz darüber nachdenken, dass komplettes Waxen des Intimbereiches in den 80ern und 90ern noch Pornodarstellern vorbehalten war. Heute diskutiert man in der Mädchen (Zielgruppe 11 bis 17 Jahre) darüber.

Die Entscheidung, etwas mit ihrem Gesicht zu machen, ist Renée Zellwegers Entscheidung. Wenn sie es getan hat. Ähnlich wie bei einigen Kommentaren zum Social Freezing,  kann man dies aber nicht nur unter dem Aspekt der Selbstbestimmung abhaken (Frauen wüssten schon, was sie tun & bräuchten keine guten Ratschläge) Das funktioniert nur, wenn Frauen tatsächlich frei von Normierung & Idealen agieren könnten. Können sie aber nicht – weder beim Kinderwunsch noch bei der Optik.

Ähnlich wie beim Social Freezing sind übrigens auch Schönheitsoperationen keine risikolose & ungefährliche Angelegenheit, wie das Beitragsfoto suggeriert. Und einen Gedanken darf man daran verschwenden, dass Frauen in anderen Bereichen vor sich selbst & ihren ureigenen Entscheidungen, die ihren eigenen Körper betreffen, zu schützen sind. (Bei der Pille danach sind wir zum Beispiel nicht in der Lage, einen Beipackzettel zu lesen). Aber hier im Namen der Schönheit, regt sich kein Zeigefinger.

Alles kritikwürdig. Aber wird diese Kritik geäußert? Oder wird beklagt, dass eine Frau nicht mehr aussieht wie vor 13 Jahren? Ist man dann nicht Teil der Industrie, die man kritisiert? Und mal ganz ehrlich. Wieso stellen alle den Bridget Jones – Vergleich an? War das vielleicht einer ihrer letzten erfolgreichen Filme, weil Frauen in Hollywood eine nur sehr kurze Halbwertzeit haben?

Die Veranstaltung, auf der Renée Zellweger auftrat, war übrigens die gleiche, auf der Jennifer Garner über Sexismus in Hollywood sprach. Auch darüber wurde berichtet. Aber in keinem mir bekannten Kommentare über beides zusammen. Keine Pointe.

PS: Renee Zellweger hat heute selbst zu den Berichten Stellung genommen. Übersetzt: Mir geht’s gut, danke der Nachfrage, aber geht euch nichts an.

Foto: shutterstock/Sheftsoff

2 Kommentare

  1. Pingback: Das echte Leben – by makellosmag | makellosmag

  2. Lustig, während du hier darüber schriebst, habe ich die ganzen Artikel dazu überflogen – eigentlich, weil das Bild irgendwo erschien und ich nicht wußte, wer sie ist bzw. sie nicht erkannte. Ich nahm nach kurzem Blick aufs Bild an, dass irgendein „Huch, ist sie alt geworden“-Pseudo-Mitleid-Artikel folgen würde.
    Doch nein, es war das Gegenteil – huch, sie kann nicht alt werden-Häme, ganz ohne Pseudo. Was mich doppelt verblüfft, denn wenn ich mir die Bilder heute und damals ansehe, dann sehe ich eine Frau, die älter geworden ist und heue offenbar auf chirurgische HIlfe und Botox verzichtet. Die Stirn ist kein bißchen glatt, die Wangen nicht mehr voll, der Hals und die Augen kräuseln sich, die Haare sind nicht mehr auf hyperblond getrimmt – auf mich wirkt sie viel mehr wie eine Frau, die ihr Älterwerden für Hollywoodmaßstäbe gut angenommen hat.

    Dass man sie mit Bridget Jones vergleicht – 13 Jahre jünger und für die Rolle mal 15 kg kräftiger – kommt mir doppelt verlogen vor. Als ob all denen, die nun so scheinbar edel über Schönheitsop’s herziehen, sonst die Dickere bessesr gefiele. Denn Artikel mit Bildern runderer Schenkel und Schlagzeilen „So schön schlank war sie !“ – die sind uns ja alle unbekannt. Oder doch nicht?

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