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Das echte Leben pt. II – by makellosmag

Das echte Leben ist eine lose Blogserie, die auf wenig wesentliche Wochenereignisse blickt.

Die Erkenntnis der Woche traf mich wie ein Schlag, obwohl es mir angesichts der Omnipräsenz der gelben TicTacs schon viel früher hätte auffallen müssen. Es gibt keine weiblichen Minions! Die Erklärung des Filmemachers mag einen als Angehörige des weiblichen Geschlechts zunächst ein wenig den Bauch pinseln: „Seeing how dumb and stupid they often are, I just couldn’t imagine Minions being girls,”. Aha, die Minions sind also so blöde, dass sie als Frauen nicht richtig funktionieren würden. Weiterlesen

Das echte Leben – by makellosmag

Das echte Leben ist eine lose Blogserie, die auf wenig wesentliche Wochenereignisse blickt.

Da haben wir den Frosch im Salat. Kermit, der schlaksige, grüne Quacker, über dessen Trennung von Miss Piggy ich gerade noch schrieb, hat also eine Neue. Denise, die Sau, ist „deutlich schlanker, brünett – und außerdem jünger.“  Ansonsten sieht sie Miss Piggy erstaunlich ähnlich. Die gleichen voluminösen Lockentürme, nur eben gepaart mit einem coolen Job bei ABC. Die jungen Dinger wollen heute ja alle Karriere machen.

Nun sollte Denise darauf achten, dass ihr Dünnsein nicht langfristig auf Kosten der tollen Haare  geht. Weiterlesen

Von Eierbechern, Uschis & Festplatten – Einmal quer durch die eigene Bestellhistorie bei amazon

Die wunderbare Marla vom Blog Endemittezwanzig klickte sich neulich durch ihre Amazon-Bestellhistorie auf den Spuren der eigenen Erwachsenwerdung.  Mir war auch nicht klar, dass tatsächlich alle Bestellungen seit Anbeginn gespeichert sind. Spannend. Und Grund genug, selbst einmal nachzuschauen.

Fast wäre es mit mir & dem Onlinebuchhändler gar nichts geworden. Ein fröhliches Erstsemester belegte kurz nach der Jahrtausendwende das vielversprechende Seminar Feminist Crime Fiction, um kurz darauf festzustellen, dass es die ganze Literatur mal lieber schon in der 11. Klasse bestellt hätte. Die Universitätsbuchhandlung zog bei der Bestellung nämlich nicht nur die Augenbraue hoch, sondern kündigte auch eine Lieferzeit von ca. 5 Wochen an. Die freundliche Dozentin verwies darauf, dass man es doch auch bei ??? versuchen könnte. Ich notierte emison, googelte mich zu Tode ohne einen Treffer & musste nochmals nachfragen. Weiterlesen

Schnipsel vom Elternsein: Macht das irgendwann Spaß?

Gestern wurde ich Zeugin folgenden Gesprächs in der Kaffeeküche (Gedächtnisprotokoll). Mann I: „Ich war auch nicht geschaffen für die Zeit von 0 bis 5. Bin aber dabei geblieben auch wenn’s hart war. Machen ja viele andere nicht. Jetzt ist’s einfacher. Ich glaube nicht, dass Männer dafür geschaffen sind, mit Babies & Kleinkindern umzugehen. Mag sexistisch klingen, ist aber so.“ Mann II (vermutlich frischerer Vater): „Hm.“

Das Mithören dieser Unterhaltung hat mich nachdenklich gemacht. Nicht darüber, ob das nun die neuen Väter sind oder ob ich es gut oder schlecht finde, wenn in konservativen Branchen wie meiner Männer das Wort Sexismus kennen. Nein, mir ist klar geworden, dass ich offensichtlich ein Typ mit Brüsten bin. So richtig gemacht für die Zeit zwischen 0 und 2 war ich nämlich auch nicht. Da drängte sich schon das eine oder andere Mal die Frage auf: Muss das so? So anstrengend, kräftezehrend, nervenzerreißend? Macht das irgendwann nochmal Spaß? So, da habe ich es gesagt. Einmal für alle von uns. Jetzt können wir tief ausatmen in dem Wissen, dass wir alle trotzdem tolle Mütter & Väter sind, die ihre Kinder lieben.

Ich weiß, einigen kribbelt es jetzt in den Kommentarfingern. Weil Spaß die falsche Kategorie ist, die völlig falsche Grundvorstellung. So kann man an die Sache nicht herangehen. Hat schließlich keiner gesagt, dass das Leben leicht wird. Alles harte Arbeit. Und dass die Suche nach Unendlichem Spaß ins Verderben führt, hat schon David Foster Wallace auf gefühlten 1000 Seiten ausgebreitet.

Nun fände ich es aber ein ziemliches freudloses Dasein – in sämtlichen Belangen – wenn man sich mit der traurigen Spaßlosigkeit der nichtveränderbaren Gegebenheiten arrangieren würde. Und die gute Nachricht ist ja: kleine Kinder werden größer & der Spaß nimmt tatsächlich zu. Um dann im Teenageralter jäh wieder abzubrechen, wenn man Schilderungen anderer bereits weiter erfahrener Eltern glaubt. Aber bis dahin ist ja noch ein wenig Zeit. Genug, um meine Spaßgedanken zu lesen.

Warnhinweis: Ich bin keine Ärztin, Pädagogin oder Expertin und nur marginale Konsumentin von Erziehungsratgebern, da sie mich in Summe nur ängstlicher & neurotischer machen. Meine einzige Qualifikation ist mein Kind, mit dem ich erfolgreich durch Babyland gestoplert bin, um nun mit nur minimalen Blessuren in Kleinkindreich angekommen zu sein. Wir sind beide ziemlich glückliche Menschen & haben eine Menge Spaß. 

So sehr man es sich auch wünscht, Kinder werden nicht ab einem magischen Alter oder Entwicklungsschritt auf einmal zu kleinen Spaßbolzen. Wir werden es. Mutter sein verändert die eigene Identität. Punkt. Es geht gar nicht anders, ich kenne niemanden, wo sich die alte Persönlichkeit 100% unter dem Eindruck von Schlafmangel & neuer Über-Verantwortung & Verpflichtung halten konnte. Das ist gut so. Das alte Ich hätte sich zum einen vermutlich auch verändert, wenn man sich für einen neuen Job oder die Aufzucht einer Schafsherde im chilenischen Hinterland entschieden hätte. Außerdem sorgt diese neue verantwortungsvolle Person dafür, dass es dem Baby gut geht. Ein bisschen von dem Vorher wiederzufinden klappt trotzdem irgendwann bei so ziemlich jedem – wenn man Eis zum Abendessen isst, die Spielzeugtürme einfach später wegräumt & sein Kind wieder mit Neugier anguckt & nicht mit genervtem Blick, was nun schon wieder sein könnte.

Wenn man keinen Spaß mit seinen Kindern hat, ist man vielleicht nur ein wenig aus der Übung. Zumindest ging es mir so. Zum einen ist ein Baby zu haben ja eine ernste Sache, die man selbst sehr ernst nimmt & auch ernster genommen werden sollte als ein Single- oder Paarleben. (Es ist durchaus von Vorteil ein annehmbares Dach über dem Kopf, einige finanzielle Mittel & eine angemessene Nahrungsbasis vorzuhalten.) Zum anderen wurde einem vor dem Kind sein ganzes Erwachsenenleben lang beigebracht, den Spaß auszuschließen, um noch reifer, verantwortungsbewusster & überhaupt erfolgreicher zu werden. Spaßfrei zu sein wird gesellschaftlich unterstützt & erwartet. Es ist also nicht unsere Schuld, wenn es nicht unser erster Impuls ist, die Wände mit Kuchenglasur zu beschmieren. Und es vielleicht ein bisschen Zeit braucht, bis man wieder in den Kinderspielmodus findet, den man selbst vor einiger Zeit verlassen hat. Ging mir zumindest so.

Noch so eine Sache, die man im Erwachsenenleben einübt, ist das Bewerten in den Kategorien von richtig und falsch. Mit einem Kind einen Fehler zu machen, scheint nun ein noch viel größeres & weltbewegenderes Falsch zu sein, als sich in der Konferenz unkorrekt zum Business Plan zu äußern. Um sich selbst nicht verrückt zu machen, hat mir die Verinnerlichung folgender Punkte geholfen: 1) Du wirst Fehler machen. 2) Die richtig peinlichen werden immer vor Publikum passieren. 3) Verliere trotzdem nicht das Vertrauen in dich selbst. Kinder brauchen Liebe, Essen und Schlaf. Wie Eltern auch.

Am liebsten hätte ich den Text jetzt noch mit einer gut klickbaren Liste à la „20 spaßige Dinge, die sie mit ihrem Kind machen können“ beendet. Sowas wie Üben sie Überschläge auf dem Bett!, Stellen sie alle Möbel zur Seite, drehen die Musik laut auf & tanzen sie, bis einer umfällt! oder Überlassen Sie es mal ihrem Kind, ihr Make-up am Morgen zu machen! (Ja, diesen Tipp gibt es wirklich.) Ich habe aber keine Liste (Vielleicht traut sich ja jemand in den Kommentaren?) sondern nur mein Gefühl. Und meinen eigenen kleinen Versuch, seit ich Mutter bin, dem scheinbar genetischen Impuls zu widerstehen, anderen Eltern Ratschläge zu geben. Mit Spaß ist es nämlich erstaunlicherweise wie mit einem gut erzogenen Kind. Er bedeutet für alle etwas anderes.

Foto: flickr – rick – CC by 2.0

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Die Neuvermessung der Zweckehe – Claire Underwood in House of Cards

Über Claire Underwood aus House of Cards wollte ich schon lange schreiben. Der Start der 3. Staffel der Netflix-Serie erinnerte mich wieder daran. Dem ein oder anderen kommt die von Robin Wright gespielte Ehefrau von Francis Underwood vielleicht bekannt vor – als große Liebe von Forrest Gump. Die Rolle in House of Cards könnte kaum unterschiedlicher sein. Claire & Francis Underwood sind tief verstrickt in den amerikanischen Politikbetrieb bis hin zum höchsten Amt. Viel geschrieben wird über Claires eigenen beruflichen Erfolg & ihre Unabhängigkeit. Mit ihrem kühlen, eigentlich wenig emphatischen Charakter, so schreibt man, ist sie bereit, dem eigenen Fortkommen viel zu opfern. 

Was hier mitschwingt, ist klar. Die Figur ist anders, neu & unkonventionell – weil sie sich verhält wie ein Mann. Oder wie Macht-Männer im TV dargestellt werden. Auch House of Cards lebt vom grandios-diabolischen Kevin Spacey als Francis, der sich im ureigenen Interesse durchs Leben manövriert. Solche Figuren sind nicht selten. Politikbetrieb & kapitalistische Unternehmen eignen sich gut für den kleinen Grusel der gepflegten Fernsehunterhaltung. Wir glauben schließlich alle zu wissen, wie es zugehen muss in den Schaltzentren der Macht, oder?

Claire ist so karriereorientiert wie ihr Ehemann. Über den Verlauf der Staffeln wird klar, wenn sie ihre großen Pläne auch mit seiner Hilfe realisiert, ihr eigener Plan tritt nie in den Hintergrund. Bereits in Staffel 2  hörte man sie den Ehemann warnen, es nicht zu versauen, was sie zunächst beruflich aufgegeben hatte für sein Fortkommen. „Ich weiß, was ich zu tun habe.“ erwiderte Francis und Claire fordert in Staffel 3 nun ein – einen Posten als UN-Botschafterin.

Karriereorientiere Frauen, die wie Männer agieren, gibt es häufiger in Film & Fernsehen. Doch werden diese gern irgendwann auf die vermeintlichen Tatsachen zurückgeworfen. Nicht selten sieht man dann die Kühle, Machthungrige geschlagen am Boden. Übertrumpft von einer herzenswarmen, liebevollen Konkurrentin, die den Typen, die Liebe & das Lebensglück mit nach Hause nimmt (spontanes Beispiel: der 80er Klassiker Die  Waffen der Frauen).

Was Claire & Francis als machtsymbiotisches Paar außerdem so faszinierend macht, ist ihre Beziehung, die quasi einen Gegenpol zum romantischen Ideal darstellt. Obwohl hier niemand den beiden die Liebe absprechen will. Aber bei diesem symbolischen Paar ist die Ehe zweckgebunden. Nicht dem konservativen Verständnis nach, davon kündet die konsequente Kinderlosigkeit der beiden. Claire wird nicht über Kinder & auch nicht über ihre Beziehung zu Männern gedacht.

Liebevolle Gesten zwischen den beiden muss man suchen, da sie nicht im herkömmlichen, rosa-roten Blümchensinn daherkommen. Persönliches Glück scheint keine Kategorie und wird  kaum thematisiert. Als Francis um Claires Hand anhielt, wurde bereits jede romantische Geste getilgt, indem er sie wissen ließ: „Sag nein, wenn du glücklich sein willst.“

Körperliche Anziehung ist eine weitere Kategorie. Sexszenen zwischen Claire & Francis bleibt die Serie zunächst bis auf einen Dreier mit homoerotischer Tendenz schuldig. In den ersten Folgen der dritten Staffel ist der erste Sex der Beiden eher ein Ablenkungs- oder Tröstungsmanöver im Moment der großen Niederlage. Es wird sich nicht aneinander festgehalten, keine Schwäche gezeigt. Vielmehr scheint dieser Sex allein dem Moment der Schwäche geschuldet.

Was wir beobachten ist kein romantisches Eheverständnis, wie es sich sowieso erst im 19. Jahrhundert entwickelte. Es ist eine Zweckehe, ohne den negativen Beigeschmack der Formulierung. Die Dinge, die wir heute als Basis einer funktionierenden Beziehung definieren würden (in Unterscheidung zur Freundschaft?): Liebe & Verantwortung auch für das emotionale Wohlergehen des Anderen, sind im Grund genommen recht neue Erfindungen & noch keine drei Jahrhunderte alt. Auch der ausschließliche Sex mit dem Partner gründete sich vor diesen Umbrüchen mehr auf die Sicherung der genetischen Nachkommenschaft als auf Vorstellungen von emotionaler Treue. Im Adel gab es – insbesondere über das gebärfähige Alter hinaus – schon immer die Vorstellung, dass sich sexuelle Erfüllung nicht in der Ehe abspielen musste. Wenn man sie dort fand, schön und gut. Aber weiß Gott nicht als Kriterium zum Eingehen der Beziehung. Die Ehe war schon genug mit anderen Zwecken belastet und diese waren wirtschaftlicher Natur. Besitz, Vermögen & damit einhergehende Macht waren weniger an Geschlecht geknüpft als man vermuten mag. Mindestens bei Abwesenheit des Ehemannes, aus welchen Gründen auch immer, übernahmen Frauen selbstverständlich wirtschaftliche & politische Aufgaben. Sie wählten & saßen in Ämtern in Städten oder Berufsvereinigungen. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts fand man, dass dies nicht mehr möglich war. Wegen Eierstöcken und so.

Bei House of Cards werden gern Parallelen zu Shakespeare-Stücken thematisiert. Die simpelste ist das direkte Sprechen zum Publikum, wenn die Figur ihre Beweggründe erklärt. Die Beziehung von Claire & Francis hat aber mindestens genauso viel vom oben beschriebenen, „alten“ Ehe- & Partnerschaftsverständnis, wie man es in den Dramen findet. Claire ist eine durch und durch dramatische Heldin in diesem Sinne.

Den einzigen (unnötigen) Bruch, den sich die Serie erlaubt, ist, Claire mit einer Vergewaltigungserfahrung auszustatten. Die Liste der starken weiblichen Seriencharaktere, wo es scheinbar die Logik der Drehbuchschreiber_innen verlangt, dass diese an irgendeinem Punkt mit sexueller Gewalt gebrochen werden, ist sowieso einen eigenen Post wert (Maggie Gyllenhaal in The Honourable Woman, Elizabeth Jennings in The Americans, Frauen im neuesten Mad Max-Film). Im besten Fall geschieht dies aus unbedachter Faulheit der Autor_innen, da sich mit einer Vergewaltigung vermeintlich leicht scheinbare Tiefe, ein Konflikt oder ein kartharsischer Moment für die Figurenentwicklung konstruieren lässt. Dass auch Claire auf diesen Weg geschickt wurde finde ich ärgerlich, es mindert aber die Faszination für die Figur nicht.

Ich bin erst bei Folge vier der dritten Staffel. Wer sie bereits auf Sky oder im US-Netflix komplett gesehen hat wird vermutlich nur müde lächeln, da ich den Ausgang nicht kenne. Aber eine Prognose wage ich. Nicht selten wachsen dramatische Heldinnen über die Beziehung zum männlichen Gegenpart hinaus. Sie opfern viel, teilweise auch die Loyalität zum Weggefährten. Nicht nur deshalb sollte man Claire im Auge behalten. Vielleicht wurde die eigentliche Hauptfigur der Serie bisher einfach noch nicht richtig identifiziert.

Foto: MARRAKCHI. Deviant Art. CC 3.0

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