Alle Artikel in: Leben & Lesen

Sex in Winterwonderland

Die US-Comsopolitan hat eine interessante Geschichte. In den 60er Jahren hatten sich junge Frauen neue Freiräume erkämpft. Sie hatten Jobs, gaben ihr eigenes Geld aus und hatten vorehelichen Sex. Gut, der wurde nicht erst in den 60ern erfunden, aber in Zusammenhang mit wirtschaftlich unabhängigen jungen Frauen war es schon etwas Neues. Immer noch so neu, dass man in der Öffentlichkeit nicht wirklich darüber sprach. 1962 veröffentlichte die Autorin Helen Hurley Brown (Fun Fact: gerade jungverheiratet) das Buch zum Single-Girls-Having-Fun-Phänomen. Es hieß Sex and the Single Girl, wurde ein Bestseller und Helen mit Leserinnenbriefen überschüttet. Zur gleichen Zeit suchte man bei Hearst Verlag eine neue Chefredakteurin für eine Publikation, die man eigentlich schon einstellen wollte. Helen bekam den Job (Frauen werden in Krisenzeiten ja bis heute gern eingestellt um es zu richten.) und machte die Cosmopolitan, deren Chefredakteurin sie 32 Jahre lang bleiben sollte, zu der Zeitschrift für die neuen jungen Frauen. (Zuerst stellte sie übrigens erstmal ein paar Frauen ein. Die alte Cosmopolitan wurde nämlich weitestgehend von Männern geschrieben.) Die Arbeitswelt wurde, auch das war neu …

Gastbeitrag: Hypochondrie wird mein Leben retten

Winter ist Erkältungszeit. Da passt es gut, dass meine Gastautorin dem Kranksein seinen ganz eigenen Charme abgewinnt. Marie findet nämlich, ihre Hypochondrie wird ihr einmal das Leben retten. (Vorsicht: ironische Behandlung des Themas) Ich hatte schon alles: Krebs in allen Stadien und Körperteilen, ein paar Herzinfarkte und die ganzen sehr seltenen Krankheitsbilder, die sich mir über meinen Freund das Internet nach kurzer Selbstdiagnose routinemäßig eröffnen. Trotzdem war und bin ich laut meiner Ärztin in ziemlich guter Gesundheit. Ausgenommen ist hier natürlich meine nicht ganz austherapierte, aber ganz und gar nicht operierbare Hypochondrie. Hypochondrie ist, für die Uneingeweihten, laut Wikipedia eine „Störung, bei der die Betroffenen unter ausgeprägten (Aber eben nicht völlig unbegründeten!) Ängsten leiden, eine ernsthafte Erkrankung zu haben, ohne dass sich dafür ein Befund finden lässt (Aha, nicht gefunden. Was nicht heißt, dass es nicht doch einen gibt!)“ Oder, einfacher ausgedrückt: Ich mache ständig aus einer Mücke einen Elefanten. Oder, um ein Beispiel zu bemühen, man hält den ersten Pickel mit 13 für einen bösartigen (Ja, was denn sonst?) Tumor. Während meines bisherigen Lebens …

Von Affen, Menschen und warum wir alle Liebe brauchen

Ich möchte schon seit vielen Stunden etwas Kluges schreiben. Ich schiebe eine Menge Ideen hin und her, aber es will nicht richtig etwas werden. Stattdessen denke ich auf einmal ständig an Harrys Affen, die mir vor Jahren in einer Psychologieeinführungsveranstaltung begegnet sind. Ich habe es eigentlich schon aufgegeben mit den Gedanken in meinem Kopf, bis ich diesen Text lese. Genauer gesagt, lese ich den Text und einen Kommentar dazu auf Twitter. Dort schreibt jemand, wer mit Emotionen die US-Wahl kommentiert, ist hypersensibel, wenn nicht gar hysterisch und hat die ganze Sache nicht verstanden (Demokratie halt). Die Überheblichkeit macht es mir klar. Plötzlich weiß ich, wieso ich an die Affen denke. Und warum ich eigentlich nicht darüber schreiben wollte und gewartet habe, dass noch eine sehr intelligente Analyse in meinem Kopf entsteht. Mir waren Emotionen auch im ersten Impuls zu wenig. Aber das sollten Gefühl nie sein. Deshalb erzähle ich jetzt von den Affen. Irgendwann in den 1930er Jahren fing Harry Harlow an, Experimente mit Affenbabies zu machen, indem er ihnen mit Absicht Liebe entzog. Es …

Ein bisschen Podcastliebe

Podcasts sind großartig. Ich habe sie entdeckt, als ich dem ersten Kind stundenlang zum Einschlafen die Hand hielt und musste ein zweites bekommen, um mein abendliches Hören weiter zu rechtfertigen. Nachdem das erste Kind irgendwann wie aus dem Nichts beschloss, dass es groß sei und mich nicht mehr brauche. (Nicht erst seit diesem Erlebnis weiß ich, dass Erziehung eine Illusion von nervigen perfekten Babykindkurs-Müttern ist. Kinder machen alles irgendwann, nur nicht in meinem Tempo.) Der Plan mit dem zweiten Kind ging übrigens nur bedingt auf, denn es schlief von Anfang an unglaublich gut. Freundlicherweise hat es sich aber das Zahnen bis jetzt aufgehoben, so dass es nachts ganz viel wach ist, allerdings relativ friedlich. Es lässt sich gemächlich Dauerstillen und greift ständig nach dem Kopfhörer in meinem Ohr, was drei Dinge zur Folge hat. Mein Osteopath verdient wieder ordentlich an mir, denn ich vollführe jede Nacht eine lustige Verrenkung, die das Liegendstillen erlaubt, aber dem Baby den Blick auf meinen Kopfhörer verwehrt. Da das Kind den entgangenen Nachtschlaf tagsüber aufholen muss, hat es wieder die …