Feminismus & Weltverschwörung
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Warum mich die moderne Butter anekelt

Ich mag keine Butter und ich brauche sie nicht. Butter ist langweilig. Mich nervt, dass Butter so gehypt wird. Ich muss nicht alles über Butter wissen, um sie doof zu finden. Ich weiß auch nicht viel über die USA und finde die auch doof. Das ganze Land.

Ehrlich gesagt, eigentlich bin ich hier nämlich das Opfer. Mit meiner Butterabneigung bin ich doch die Minderheit. Man wird ja sozusagen allerorten zur Butter geprügelt, obwohl die ganze Welt eigentlich Margarine essen will. Weil sie weiß, dass Margarine besser ist & gesünder & sowieso. Aber Margarine hat einfach einen schlechten Ruf. Rückständig ist die Margarine, voll 80er, als alle noch Spandex trugen.

Und da sitzen wir armen Margarineanhänger & wissen es besser & kriegen einfach keine Plattform. Außer im Fernsehen mal bei Hart aber fair zur besten Sendezeit, oder in den großen Tageszeitungen, wenn die ZEIT über Frauen in der Wissenschaft schreibt, oder in den Kolumnen, der Werbung. Und immer mal im Netz, in den Kommentaren & so.

OK, vielleicht muss nur einer Margarine statt Butter brüllen & er wird veröffentlicht. Aber doch nur weil es so schön politisch unkorrekt ist. Weil es ein bisschen ist, wie wenn ich sagen würde: Ich mag keine Katzenbabys. Ich ertränke sie. Am Schönsten, wenn es jemand sagt, von dem man annimmt, dass er Katzen liebt. Per Geburtsrecht oder so.

Mag sein, dass andere Butter mögen. Ich will hier nicht für alle sprechen, wie es die Butterliebhaberinnen immer tun. Ich schreibe deshalb ganz viel ich in diesem Text, das habt ihr sicher schon gemerkt. Es macht mich weniger angreifbar. Es macht meine Butterminderheitenmeinung zu einer persönlichen Sache und dann könnt ihr mir gar nichts.

Am meisten hasse ich die Internetbutterbrigade. Auf Twitter halten die uns die ganze Zeit Butterstullen unter die Nase. Manchmal sind noch Schleifchen dran. Das kann man doch nicht ernst nehmen. Hier geht es schließlich um Nahrungsmittel!

Ich kenne so viele, die ohne Butter auskommen. Die brauchen keine Butter. Genau wie ich. Moment, in Torte ist Butter? Molke ist eine Vorstufe von Butter? Milch auch? Mhm. Ich kenne trotzdem Millionen Frauen, die ohne sichtbare Butter auskommen. Die, die man so dick aufs Brot schmiert. Kann sein, dass manche Butter brauchen. Ja, kann sein. Aber dann sollen die doch Kuchen essen. Siehe oben. Muss man doch jetzt nicht immer für die rumzanken & laut sein & Petitionen schreiben. Besonders wenn Frauen das machen, laut sein und so… Sichtbar sein, wie Butter…. Da kann ich gar nicht drauf.

Denn ich als Frau bin nicht auf Butter angewiesen. Butter hat mir noch nie Türen aufgemacht. Das geht auch mit Marmelade. Oder Nutella. Überhaupt geht es bei Butter doch um die Wahlmöglichkeit des Brotaufstrichs, oder? Dann darf ich doch auch wählen, dass ich Butter blöd finde.

Was sagt die Butter da gerade? Es geht nicht um die Wahlmöglichkeit oder meine Meinung? Es geht darum, zu wissen, dass eine Sonne existiert, die Butter zum Schmelzen bringt. Dass die Existenz der Sonne ein Fakt ist. Und die Sonne heißt Patriarchat.

Mhm…

Wer wie ich in den letzten Tagen in einer Osterurlaublichen-Social Media Abstinenz lebte, kann sich den Anstoßtext meiner Butterrede hier ansehen. 

Foto: flickr – CC by 2.0 Casey Bisson

22 Kommentare

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  7. Mir tut die Butter ein bisschen leid, die für diesen Vergleich herhalten musste. Butter ist nämlich tatsächlich lecker.

    Ansonsten finde ich deinen Text sehr spannend. Besonders da man ihn erst ganz am Ende, nachdem du den Link angibst, versteht.

  8. — Zitat —
    Weil sie weiß, dass Margarine besser ist & gesünder & sowieso.
    — Zitat Ende —

    Besser oder gesünder? Nope. — Aber sowieso? Das ja. D’accord. Einverstanden.

  9. Da fällt mir noch eines ein:
    Vor nun schon 25 Jahren hatte ich eine sehr junge Kollegin, die mich auf die Palme bringen konnte, weil sie immer nur strahlend von einem Ohr zum anderen lächelnd tat, was sie wollte. Trotz Einserabi war sie nie in der Lage, auch nur die kleinste Kleinigkeit anzunehmen und dazu zu lernen. Irgendwann sagte sie dann etwas, was mir klar machte, weshalb: andere Menschen waren ihr weitestgehend egal und/oder fremd. Es ergab sich, dass wir irgendetwas in den Nachrichten hörten und ich mich, wie immer überengagiert und enthusiastisch aufregte und nicht verstehen konnte, weshalb die Menschheit sich so verhält. Sie grinste weiter und kicherte. Ich war empört, über so viel Leid und Elend zu kichern, fand ich mehr als unangemessen, es erschien mir dumm und mitleidlos. Und da kam der Satz:

    „Was soll ich mich denn groß darüber aufregen? Mir geht es doch sehr gut!“

    Ich musste leicht verwirrt lachen, sollte sie etwa in der Lage sein, realsatirisch-ironisch die Weltsicht der Weggucker zu überspitzen? Konnte eine 19-Jährige das ernst meinen? Meinte sie. Im weiteren Gespräch klang durch, dass all die anderen ja wohl irgendwie selbst an ihrem Elend schuld seien. Ähnlich klingt mir der Text der Antifeministin … wären wir alle immer schon so gewesen, dann säßen wir noch in den Höhlen.

    • Oh, das war keine Absicht, einfach zu viel um die Ohren und dann noch Kinderferien und Badumbau und krank :-D Aber Dank für die Ehre :-)

  10. Sehr sehr schön. Ob die Butterverächterin das versteht? Weil, das verrückte ist ja, dass selbst Margarine von der Sonne geschmolzen wird. Und Nutella auch. Zum Glück ist das Patriarchat nicht so gott-oder-wasuachimmer-gegeben wie die Sonne.
    :)

    • Ich mag manche Texte der Autorin durchaus gern. Sie kommentiert auch heute auf Facebook ziemlich selbstkritisch. Und beim nächsten Mal lasse ich meinen Text von dir lektorieren. Der letzte Satz ist super & hätte auch gut gepasst :-)

  11. Habe mich gerade darüber gestritten, wie man mit dem Original am besten umgeht. Sich darüber lustig machen, wie du es tust, ist auf jeden Fall die beste Variante. Keinesfalls der Autorin liebevoll klarmachen, was sie alles falsch gemacht hat. Und deine Beobachtung, dass da eine aus ihrer ganz persönlichen privilegierten Warte schreibt und sich nicht einmal die Mühe macht, Dinge aus der Perspektive anderer zu reflektieren, trifft das Problem des Textes auf den Punkt.

  12. Danke für diesen Text! Bin übrigens laktoseintolerant, daher trifft mich die Butterthematik besonders und ich finde, es gibt viel zu viel und überall Butter. Eklig.

    Die Autorin des Anstoßtextes scheint mir aus ihrer privilegierten Ecke heraus alles abzukanzeln, was sie nicht für notwendig erachtet. Mir geht es doch gut, man muss nichts verändern.

    Vielleicht schreibe ich demnächst einen Text darüber, dass diese ganzen Gesetze zum Klimaschutz, all diese Modernisierungen der Autos vollkommen schwachsinnig sind, denn hier, wo ich wohne, gibt es keinen Straßenverkehr. Alle 20 Minuten kommt mal ein Auto, manchmal auch eine Stunde lang keins, vielleicht in Zeiten mit viel Betrieb mal ein Auto, dann noch eins und dann noch ein Traktor.
    Also ich sehe wirklich kein Problem mit Smog und Luftverschmutzung.

    • Schöne Allegorien, alle beide! Das mit der Laktoseintoleranz hätte ich auch gern in meinem Kopf erdacht.

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