Jahr: 2014

Die Niveafrau & ich: Es ist Zeit für eine kritische Selbsteinschätzung

Ich bin gerade über eine alte Werbung gestolpert & habe nun große, große Schuldgefühle. Euch kann ich es ja sagen. Bis vor 20 Minuten dachte ich, ich mache das eigentlich alles ganz gut: Arbeit, Kind & das bisschen Haushalt. Dann trat die Niveafrau in mein Leben. Seitdem hat sich – frei nach Erich Kästner – der böse Zwerg Selbstzweifel an mein Bett gesetzt. Dass die Niveafrau um Längen besser aussieht als ich – damit hätte ich umgehen können. Eine kritische Medienanalyse, die mittlerweile auch BILD und BUNTE erreicht hat, hat für uns schließlich alle Photoshoplügen entlarvt. Aber die Niveafrau kann so viel mehr als gut aussehen. Sie ist das Perpetuum mobile, das letzte Einhorn. Aber der Reihe nach: Die Niveafrau hat, das fällt dem aufmerksamen Zuschauer sofort auf, eine picobello blitze-blanke Wohnung. Ein weiterer wichtiger Unterschied zu mir – die Zimmerpflanzen leben noch. Selbst das Kind der Niveafrau hinterlässt keine bleibenden Spuren außer die pittoresk arrangierten Spielzeuge Ziehlöwe und Holzauto. Auch wenn die Niveafrau, wie wir bald erfahren werden, mitten im pulsierenden Leben steht, hat …

Fröhliche kalorienarme Weihnachten von InStyle

Alle Jahre wieder stellt sich die InStyle  in der kalten Jahreszeit die Frage aller Fragen: Darf Essen Spaß machen? Spoiler: Ja, wenn es exklusiv ist & in homöopathischen Dosen zu sich genommen wird. Im vergangenen Jahr wurde die geneigte Leserschaft mit Tipps à la  – 5 Kalorien sparen, indem man Espresso statt mit Zucker mit Zartbitterschockolade süßt – versorgt. (Anmerkung der Autorin: Und schon kann man sich den Zehntel Apfel genüsslich schmecken lassen.) Dieses Jahr macht man es sich noch ein bisschen einfacher & lässt das Essen einfach weg. Ein paar Tage die Woche. Das Ganze nennt sich der ultimative Gans-Schlank-Guide, denn bei der InStyle hat man vielleicht das gesunde Essverhalten aber nicht den Humor verloren. Hier also gans-exklusiv (haha) die wichtigsten Erkenntnisse (Liebe Kinder & Erwachsene: Bitte nicht nachmachen!): 1. Völlig verleumderisch habe ich verschleiert, dass nicht Nicht-Essen propagiert wird sondern Detox. Das ist natürlich etwas völlig anderes. Man Frau darf nämlich Flüssigkeiten zu sich nehmen. Na dann. 2. Keine Angst. Die Weihnachtsstimmung geht trotz freudloser Saftkur nicht verloren. Am Eiweißtag gibt es Magerquark mit Zimt. 3. An den Tagen ohne …

Liebe Kosmetikindustrie, ich kann dieses Jahr leider nicht mit euch feiern.

An alle Weihnachtsmänner, Elfen, rotnasige Rentiere & Hilfswichtel da draußen. Ich möchte dieses Jahr bitte, bitte KEINEN in hellblau gewickelten Gutschein mit weißer Schnörkelschrift und 80er-Jahre Schleife. Die schon immer latent spürbare Abneigung gegen diesen Wirtschaftszweig traf mich geballt nach einem eigenen Besuch im oben genannten Laden & gleichzeitigem Verlegenheitsgutscheinkauf (Der längst überfällige selbstkritische Post zu meiner eigenen Inkonsequenz ist in Arbeit). Stattdessen – liebe blondbezopfte, spitzohrige Weihnachtsfee im grünen Kleid  (schwere Disneyverseuchung in der Kindheit) – hätte ich gern drei Wünsche erfüllt.

Ich habe Carrie Bradshaw wieder getroffen und sie ist ganz anders, als ich sie in Erinnerung hatte.

Heute geht es auf Zeitreise. Kurz nach der Jahrtausendwende – in einem mittelgroßen Alpenstädtchen in Frankreich finden drei Austauschstudentinnen zueinander. Sie finden bald heraus, dass die finale Staffel von Sex and the City bereits im französischen Fernsehen läuft. Problem: Im Wohnheim befindet sich nur ein allgemeiner Fernsehraum mit sehr lauten Franzosen drin, die immer Sport gucken. Mit denen sie sich, selbst wenn eine minimale Chance bestünde, dass sie umschalten, schon aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse nicht verständigen könnten. (Am Rande interessiert hier vielleicht die Geschichte, wie eine von ihnen im Fahrstuhl stecken & dort fast für immer blieb, weil sie dem Mann der Notrufzentrale die Adresse des Wohnheims ansagen musste, in dem sie gefangen war. Mit Postleitzahl.) Aber man wäre nicht Anfang 20, wenn man nicht für jedes Problem eine pragmatische Lösung vorzuweisen hätte. Die Studentinnen legen zusammen & beschließen, einen Fernseher zu kaufen. Denn die Wohnheimzimmer à 12 qm haben einen Fernsehanschluss. (Liebe mitlesende nächste Generation, das waren die düsteren Zeiten vor dem allgemeinen Gebrauch von Smartphones & Mediatheken. Und mit Wohnheimen ohne W-Lan.) Mangelnde Sprachkenntnisse führen auch dazu, …

Wie ich wieder lesen lernte & nun falsche Märchen erzähle – zum Vorlesetag

Morgen ist Weltvorlesetag. Geschichten und Bücher begleiten mich seit ich denken kann. Meine Eltern hatten keine Bücherwände bis unter die Decke, aber sie haben immer vorgelesen. Jeden Abend hat mir mein Vater eine selbsterdachte Geschichte erzählt. Noch heute ist meine Mutter traurig, dass sie diese nicht aufgeschrieben hat. Ich verdanke meinen Eltern unglaublich viel & bin überzeugt davon, dass dies mich prägte. Mich & meine Liebe zu Sprache, Worten & Büchern. Als ich selbst lesen konnte, wurde ich Stammgast in der örtlichen Bücherei. Ich kann mich noch gut an die Verwunderung der Bibliothekarin erinnern, weil ich stapelweise Bücher auslieh. Jedes Mal fragte sie mich, ob ich die wirklich alle gelesen hatte. Hatte ich. Ich mochte die klassischen Kinderbücher – Erich Kästner, Astrid Lindgren. Ich habe die ganze Hanni & Nanni-Reihe gelesen. Mein allergrößtes Lieblingsbuch war lange Zeit Lippels Traum. Von einem Jungen, der wahnsinnig viel liest & jede Nacht eine Geschichte weiter träumt. Wahrscheinlich fühlte ich mich hier verstanden. Noch heute zählen lesen & schlafen zu meinen größten Hobbys. Ich kann mich nicht daran erinnern, …