Monate: August 2015

Manchmal denke ich, ich möchte die Menschen gern länger festhalten

Als Kind fiel es mir eine zeitlang schwer, Freundschaften zu knüpfen. Im Teeniealter gab es die beste Freundin & doch gleichen die Szenen meiner Erinnerung keinem Hollywoodfilm. Kein verschworenes Unter-einer-Decke-stecken oder gemeinsame Schwärmereien für den einen coolen Jungen. Ich habe meine Gefühle gern für mich behalten. Ziemlich lange war ich in den gleichen Jungen verliebt wie meine Freundin – ohne, dass sie es wusste. Serien wie Sex and the City brachten uns bei: „My girls come first.“ Keine romantische Komödie ohne Sidekick. In Blogs, Zeitschriften, in Erzählungen anderer – eine Freundin zu haben gehört dazu & zeichnet aus. Man muss sich mich als kommunikativen Menschen vorstellen. Ich rede gern & viel & lange, ich mag es Abende mit anderen zusammen zu sitzen. Gedanken auszutauschen, zu philosophieren, zu spinnen. Aber Bekannte sage ich häufiger als Freund oder Freundin. Das F-Wort scheint sich nicht zu qualifizieren für Menschen, die ich so selten sehe, mit denen oft monatelang Stille herrscht. Die nicht teilhaben am täglichen Auf & Ab. Obwohl Bekannte mir auch nicht schmeckt. Weil es die Beziehung herabwürdigt. …

Schnipsel vom Elternsein – Spiel doch mal was

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich mir im Babyalter kaum etwas sehnlicher wünschte – neben Schlaf, regelmäßigem Essen & eindreiviertel Minuten Zeit allein im Bad -, als dass das Kind anfangen würde zu spielen. Ich hatte in meiner doch recht diffusen Vorstellung des Kinderhabens eine besonders eindringliche Idee davon, dass Kinder sehr viel spielen. Also gut erzogene Kinder, deren Fantasie nicht durch übermäßigen Fernsehkonsum (also alles vor dem 18. Lebensjahr) zerstört sein würde. Was meine unweigerlich sein würden. Ein weiterer Post zu Anspruch & Wirklichkeit drängt sich auf, soll heute aber nicht Thema sein. Da das Baby von sich aus nicht spielte & die diversen plüschig (Bio-Baumwolle) – bunten (aber dezent, um die Sinne nicht zu überfordern) Stimuli gekonnt ignorierte, wenn man selbst sie bespielte, hatte ich eine Phase, in der ich sehr viel Spielzeug kaufte. Ich war der Vorstellung aufgesessen, dass ich nur das eine magische Ding finden müsste, den heiligen Gral der Faszination, welcher das Kind anknipsen würde wie eine Glühbirne. Über kurz  oder lang landete ich bei den blinkenden …

Warum wir alle ein bisschen weniger ehrlich sein sollten

In letzter Zeit ertappe ich mich häufiger dabei, dass ich mit kleinen Schwindeleien erziehe. Im Englischen gibt es dafür den noch besseren Begriff: white lie – die weiße Lüge. Also die irgendwie gute Lüge. Wie die weiße Magie, im Gegensatz zur schwarzen. Ich sage dann solche Dinge wie: „Das Auto fährt nicht los, bevor du nicht richtig angeschnallt bist.“ oder „Der Brokolli ist ganz traurig, wenn du ihn nicht isst.“ Ich bin keine besonders gute Lügnerin. Was nicht heißt, dass ich nicht weiß, wie es geht. Gerade in stressigen Situationen kann die Fähigkeit, die Wahrheit ein wenig zu ziehen, zu vereinfachen oder sie ganz zu vermeiden, ziemlich hilfreich sein. Wenn sich die Notwendigkeit ergibt, bin ich bereit & auch schon relativ häufig damit durchgekommen. Es fehlt mir also nicht am Pokerface sondern mehr am unbeeindruckten Gewissen. Wie sehr ich auch trainiere, mir ist es bisher nicht gelungen, eine Lüge ohne Magengrummeln zu servieren. Das war schon als Kind so, wenn ich angesichts der bohrenden Blicke von Eltern & Lehrern kläglich versagte. Ich bin nicht gern unehrlich. Ich …

Ice Ice Baby – Geschlechterkampf am Temperaturregler

Wem erzähle ich hier vom Geschlechterkampf am Temperaturregler? Jede, die regelmäßig die heimische Heizung hochstellt während der Mitbewohner oder Partner wieder runterregelt, jede, die heimlich die Eisfüße zum Wärmen unter die fremde Decke schiebt, kennt ihn – den Kalten Krieg im heimischen Wohnzimmer. Dass Frauen sich irgendwie mit anderen Temperaturen wohl fühlen als Männer mag ein Klischee sein. Bei mir bestätigt es sich. Was zu Hause schlecht ist, kann im Büro nicht schaden.  Auch hier gibt es den Temperaturkrieg als eine Variante der beliebten Bürohierarchiesierungsspielchen. In langwierigen Konferenzen zum Beispiel wird die Stellung der Alpha-Beta-Männchen & Weibchen nicht nur über Sprechakte („Es wurde schon alles gesagt, aber noch nicht von mir.“) ausgefochten, sondern auch gern über das Öffnen & Schließen von Fenstern. Auch bei eingefahrenen Verhandlungsrunden habe ich erlebt, dass die Kompromissbereitschaft der Parteien bewusst durch Einfrieren bzw. Hochkochen befördert werden sollte. Was übrigens für gemischte Vorstandsteams spricht. Denn wenn Frauen & Männer unterschiedliches Kälte- & Wärmeempfinden haben, dann können sie sich hier super abwechseln, da immer eine Gruppe einen kühlen Kopf behält. Während sich draußen …