Alle Artikel mit dem Schlagwort: Mars und Venus

Eine Umarmung für die romantische Liebe

Ich glaube an die Liebe. An die romantische Liebe. Der Satz ist geschrieben und ich fühle mich, als hätte ich eine ziemlich radikale Aussage getätigt. Dieses Gefühl ist nicht unbegründet. Denn ich bin nicht mehr 12 und denke bei meinem Bekenntnis nicht an Justin Bieber. Das macht mich ein wenig verdächtig – der Träumerei, der Weltabgewandtheit, mindestens aber der Naivität. An die romantische Liebe zu glauben, womöglich an eine heterosexuelle Partnerschaft, die bis ans Ende der eigenen Tage dauert, das macht heute keine mehr, die bei Verstand ist. Die, die die Fakten kennt. Männer könnten sich diese Verklärtheit leisten, aber sie meinen wir nicht. Ist die romantische Liebe doch ein Konstrukt, welches für Frauen bestimmt ist. Ein Paradoxon ist das. Die Welt um uns herum scheint uns jeden Tag zu lehren, dass sich die Liebe dem Hass schon lange geschlagen gegeben hat. Was wir wahrnehmen, lässt uns an vielem zweifeln. Auch an der Liebe. Und doch erlernen wir die romantische Liebe von klein auf. Auf dem Spielplatz witzeln Mütter über 3jährige, die vielleicht einmal heiraten. …

Das 6-Monatskind ist sehr lady-like – Royale Nachhilfe in Rosa-Hellblau

Als britischer Royal ist das Leben vermutlich eher so gähn. Ständig muss man irgendwo auftauchen, Bänder durchschneiden & Hände schütteln. Dabei weiß man nie, was man anziehen soll. Ein neues Outfit suggeriert Verschwendungssucht oder Modebewusstsein, ein bereits getragenes Nachlässig- oder Sparsamkeit. Am Ende geht es sowieso nur um die Fotos. Und vielleicht noch um ein paar private Worte, die sich gut in bunten Blättern machen. So geschehen in der letzten Woche bei unserem Lieblingsvorzeigeehepaar William & Kate. Beim Besuch einer Selbsthilfegruppe für Suizidgefährdete wurden sie ganz themenkonform nach dem Befinden des Nachwuchses befragt. George, so Kate, sei der „lautstarke, große Bruder“, ein „Wirbelwind.“ Auch wenn man es beim stets wohlfrisierten, pullundertragenden Kleinkind nicht auf den ersten Blick vermuten mag, so überrascht mich diese Aussage kein bisschen.

Dating in Feminismusland – Von Regeln & der Bumble App

Als ich Bumble hörte, kamen mir kleine, dicke, freundlich-summende Hummeln in den Kopf. Im Fall von Bumble wären es sogar freundlich-summende-feministische Hummeln. Empowered Hummeln. Denn die App, die es seit Anfang des Jahres gibt, verspricht feministisches Dating. Woo-hoo. Gegründet wurde sie von Whitney Wolfe, 25 Jahre alt & Mitgründerin von Tinder, jedermans & -fraus digitaler Lieblings-Wisch-und-Weg-Vekupplungsapplikation. Ihren Ausstieg bei Tinder begleitete 2014 ein Rechtsstreit wegen sexueller Belästigung. Es ging um einen Ex (und Mitgründer), der die Trennung nicht akzeptieren wollte. Wolfe gewann. Und startete neu. Der feministische Markenkern von Bumble, ein „Feminist Tinder“, das nichts weniger will, als Frauen die Kontrolle zurück zu geben & damit das Dating modernisieren, ist schnell erklärt: Nur Frauen können den ersten Schritt machen. Tun sie dies nicht binnen von 24 Stunden, ist Prince Charming wieder weg aus der Vorschlagsliste. Es sei denn, er verlängert das Ultimatum für die Dame auf weitere 24 Stunden. (Das funktioniert aber nur mit einer Frau pro Tag – siehe  Tindervergleich weiter unten.)

Die Neuvermessung der Zweckehe – Claire Underwood in House of Cards

Über Claire Underwood aus House of Cards wollte ich schon lange schreiben. Der Start der 3. Staffel der Netflix-Serie erinnerte mich wieder daran. Dem ein oder anderen kommt die von Robin Wright gespielte Ehefrau von Francis Underwood vielleicht bekannt vor – als große Liebe von Forrest Gump. Die Rolle in House of Cards könnte kaum unterschiedlicher sein. Claire & Francis Underwood sind tief verstrickt in den amerikanischen Politikbetrieb bis hin zum höchsten Amt. Viel geschrieben wird über Claires eigenen beruflichen Erfolg & ihre Unabhängigkeit. Mit ihrem kühlen, eigentlich wenig emphatischen Charakter, so schreibt man, ist sie bereit, dem eigenen Fortkommen viel zu opfern.  Was hier mitschwingt, ist klar. Die Figur ist anders, neu & unkonventionell – weil sie sich verhält wie ein Mann. Oder wie Macht-Männer im TV dargestellt werden. Auch House of Cards lebt vom grandios-diabolischen Kevin Spacey als Francis, der sich im ureigenen Interesse durchs Leben manövriert. Solche Figuren sind nicht selten. Politikbetrieb & kapitalistische Unternehmen eignen sich gut für den kleinen Grusel der gepflegten Fernsehunterhaltung. Wir glauben schließlich alle zu wissen, wie es zugehen muss in den …

Ice Ice Baby – Geschlechterkampf am Temperaturregler

Wem erzähle ich hier vom Geschlechterkampf am Temperaturregler? Jede, die regelmäßig die heimische Heizung hochstellt während der Mitbewohner oder Partner wieder runterregelt, jede, die heimlich die Eisfüße zum Wärmen unter die fremde Decke schiebt, kennt ihn – den Kalten Krieg im heimischen Wohnzimmer. Dass Frauen sich irgendwie mit anderen Temperaturen wohl fühlen als Männer mag ein Klischee sein. Bei mir bestätigt es sich. Was zu Hause schlecht ist, kann im Büro nicht schaden.  Auch hier gibt es den Temperaturkrieg als eine Variante der beliebten Bürohierarchiesierungsspielchen. In langwierigen Konferenzen zum Beispiel wird die Stellung der Alpha-Beta-Männchen & Weibchen nicht nur über Sprechakte („Es wurde schon alles gesagt, aber noch nicht von mir.“) ausgefochten, sondern auch gern über das Öffnen & Schließen von Fenstern. Auch bei eingefahrenen Verhandlungsrunden habe ich erlebt, dass die Kompromissbereitschaft der Parteien bewusst durch Einfrieren bzw. Hochkochen befördert werden sollte. Was übrigens für gemischte Vorstandsteams spricht. Denn wenn Frauen & Männer unterschiedliches Kälte- & Wärmeempfinden haben, dann können sie sich hier super abwechseln, da immer eine Gruppe einen kühlen Kopf behält. Während sich draußen …