Autor: Corinne

Erwachsen

Als wir uns trafen, sagtest du: „Mann, was sind wir erwachsen geworden.“ Ich war irritiert, weil mir der Gedanke nicht gekommen war, darüber nachzudenken, ob ich das wäre oder wann ich es sein würde. Vielleicht weil ich das Erwachsensein nie herbeigesehnt habe. Keine träumerischen Momente im Jugendzimmer, in denen ich mir ausmalte, wie es sein würde, wenn ich die mystische Schwelle überschreite. Was wäre der Bezugspunkt meiner Sehnsüchte gewesen? Alles zu dürfen, allein zu entscheiden, alle Antworten zu kennen? Das Erwachsensein nicht Kontrolle bedeuten würde, war mir klar. Erwachsensein ist zu verstehen, dass man nicht alle Antworten kennt und trotzdem Pläne zu machen, sich führen zu lassen und selbst zu leiten. Statt Allmacht ist Erwachsensein doch vielmehr zu wissen, dass man vieles nicht beeinflussen kann. Vielleicht ist genau das die Veränderung, die wir „erwachsen werden“ nennen. Die Einsicht, dass man selbst nicht das Wichtigste ist. Die eigenen Wünsche und Entscheidungen nicht das Maß aller Dinge. Dein Satz hat etwas ausgelöst. „Erwachsen“ ist keine meiner Selbstbezeichnungen, aber meine Freunde werden 40. Ich habe nicht den Eindruck, …

Halbnackte selbstbestimmte Frauen in Musikvideos gibt’s jetzt auch in der Mutti-Version

Die Bezeichnung MILF ist mir das erste Mal bei American Pie begegnet, als Stiflers Mom Einzug in die Popkultur hielt. Eine Mom I’d like to fuck, also eine Mutter, mit der ich gern mal würde, ist eine Frau, die es geschafft hat, ihrer biologischen Aufgabe nachzukommen und sich trotzdem ihre – tschuldigung – F***barkeit zu erhalten. Wie wichtig die nicht nur für den eigenen Lustgewinn (Heißt, hässliche Menschen haben keinen Sex.), sondern auch für die gesellschaftliche Position und das berufliche Fortkommen ist, hat Amy Schumer bereits in ihrem Sketch Last F***able Day festgestellt. Nun also Fergie. Die Sängerin, ehemals Mitglied der Black Eyed Peas mit anständiger Solokarriere hinten dran, meldet sich nach ein paar Jahren (War da nicht ein Kind?) mit M.I.L.F. $ zurück. Einer feministischen Hymne, wie ich heute las. Wie es sich für Pop und Feminismus gehört, wird hier schön ironisch gebrochen. MILF steht für Mom, I’d like to follow, also ein echtes weibliches Vorbild. So eine Mutter, der man nacheifern will, verdient natürlich ihr eigenes Geld. Der Song hat nicht umsonst ein Dollarzeichen im Titel. Im Video verbreitet Fergie ihre Botschaft der …

Warum ich Bibi Blocksberg trotzdem liebe

Vor Kurzem machte eine Untersuchung zu Kinderhörspielen die Runde. Bibi Blocksberg wurde als langweilige Spießerin enttarnt, die nur das stereotype Familienbild der 80er Jahre verbreitet. Eine Welt, in der Frauen für den Haushalt und Männer für die Entscheidungen zuständig sind.  Im Deutschlandradio-Beitrag sagt einer der Wissenschaftler: „Eigentlich könnten die beiden Frauen Bibi und Barbara Blocksberg alles tun, was sie wollen, sie sind unglaublich mächtig. Aber sie tun nicht, was sie wollen. Es geht ständig darum, sie zu normalisieren.“ Ich habe Bibi Blocksberg – Hörspiele als Kind geliebt und ich liebe sie immer noch. Inzwischen hören wir sie zu zweit. Deshalb – da bin ich ganz ehrlich – trifft es mich, wenn meine Bibi in der VICE als „angepasster Feigling“ beschrieben wird, der sich nur ein „beknacktes Zelt und einen fliegenden Besen“ hext, obwohl sie doch so viel coolere Sachen könnte. Bevor ich zum Langweilevorwurf komme, eines vorneweg. 2008 wurden in 24 Ländern Figuren im Kinderfernsehen und Filmen untersucht. Das Ergebnis: Mädchenfiguren sind unterrepräsentiert. In Deutschland ist die Verteilung 31% weiblich und 69% männlich, was im Schnitt aller Länder liegt …

Wie Kato uns ehrenamtlichen Deutschunterricht erklärt und damit Flüchtlingen hilft

Das Flüchtlingsthema ist allgegenwärtig. Ich habe zum Glück niemanden in meiner direkten Umgebung, der nicht Empathie zeigt. Viele denken zusätzlich: „Man müsste etwas machen.“ …und wissen doch nicht richtig wie. Kato hat einfach gemacht. Vorhang auf für die coole Frau im Juli.  Ich kenne Kato von ihrem Lifestyleblog Innocent Glow, seit ich im Mai letzten Jahres bei ihrer Blogparade mitmachte. Im Spätsommer fing Kato an, über Flüchtlinge zu schreiben. In einem ihrer Posts schrieb sie: „Als ich heute morgen in der Gruppe das Posting eines Syrers gesehen habe, der sich bei den Deutschen für die Hilfe bedankt, hatte ich fast Pipi in den Augen. Die Beiträge aus anderen (Blogger-)Facebookgruppen, die mir mit diesem Facebookaccount ebenfalls angezeigt werden, erscheinen mir in diesem Kontext schon zynisch. Hauls, pseudodeepe Kolumnen, Interior-Posts. Es interessiert mich einen Scheiß, wie du dein Wohnzimmer eingerichtet hast oder was in der aktuellen Glossybox drin war.“ Und dann ging alles sehr schnell. Zuerst gab es einen Unterblog und dann eine ganz eigene Seite. Kato hatte überlegt, wie sie am Besten helfen kann. Als ausgebildete Lehrerin für DaF …

makellosmag und die Taschenverschwörung

Als im Harry Potter-Theaterstück Hermine mit einer dunkelhäutigen Schauspielerin besetzt wurde, folgte ein kleiner Aufruhr in der Fangemeinde. J.K. Rowling konterte souverän, sie hätte nie Hermines Hautfarbe beschrieben – und sich einfach für die beste Schauspielerin entschieden. Eine Sache allerdings ist klar. Harry Potter hätte nie ein Mädchen sein können.  Bevor ihr anfangt, wütende Kommentare zu schreiben. Ich weiß, wie mutig, intelligent und klug weibliche Charaktere sein können. Hermine ist das beste Beispiel, sie trägt die ganze Serie. Und trotzdem führt kein Weg daran vorbei, dass man Harry nur als Jungen beschreiben konnte. Um das zu verstehen, müssen wir uns gar nicht anschauen, wie sein Charakter beschrieben wird. Auch seine blitzförmige Narbe hätte ein Mädchen tragen können. Nein, wir müssen nur etwas tiefer an ihm herunter blicken.