Autor: Corinne

Das Versprechen

Wie geht es der Ehe heute? Vieles, was über sie gesagt wird, stellt sie in Frage. Ist ihre Zeit gekommen, ist sie ein Dinosaurier, gescheitert an den Veränderungen, weil sie zu unbeweglich war? Hat Tinder sie auf dem Gewissen? Ihre Prognose scheint negativ, die Lebenserwartung verkürzt. Manche sagen, wir könnten sie zum Sterben zurücklassen, als Zeichen einer überkommenen Zeit, ohne dass uns etwas fehlen würde. Die Menschen mögen heiraten, aber es macht sie nicht zufrieden. Die Bedeutungslosigkeit der Ehe für unser Lebensglück wird schließlich eindrucksvoll durch die Scheidungsraten unterstrichen. Zwar sinken diese in den letzten Jahren wieder, aber noch immer wird jede dritte Ehe geschieden. Die Lebenszeichen des Bündnisses werden schwächer. Gibt es Hoffnung für die Patientin? Hochzeiten waren eine Zeit lang die Souvenirs meiner Sommer (gut, bis auf den letzten). Ich stand vor viel zu großen brandenburgischen Landhäusern und nahm auf gemieteten Klappstühlen Platz, die auf mit Rosenblättern bestreuten Wegen warteten. Ich klatschte in Alltagskleidung an einem Mittwochvormittag vorm Standesamt, um danach schnell eine Pizza essen zu gehen. Ich mag das kollektive Gefühl der …

Hallo zweites Buch!

Mein neues Buch ist da. Es heißt „Freundinnen“ und ist anders als das erste. Auch dort gab es schon persönliche Anekdoten, jetzt habe ich noch mehr erzählt. Das Buch nahm in einer Zeit Gestalt an, in der in meinem Leben viel passierte. Schicksalsschlag könnte man es nennen, eine Krise vielleicht. Etwas, das die Dinge in Frage stellt: Prioritäten, eingeschlagene Wege, Zukunftsvorstellungen. Ich las viele Memoiren und von persönlichen Geschichten inspirierte Bücher. Vielleicht, weil man unbewusst auf andere und in ihre Leben schaut, wenn man eine Richtung sucht. Ich überlegte, dass wir eigentlich nur über Geschichten, über Bruchstücke unserer Erinnerung etwas voneinander  erfahren. Wenn ich frage: „Wie war deine Kindheit?“, dann bekomme ich eine andere Antwort als wenn ich frage „Wer hat dir die Zähne geputzt, wer hat dir vorgelesen, deine Haare geflochten?“ Am Anfang dieses Buches stand ein diffuses Gefühl. Weil ich selbst oft genervt dastand und dachte „Oh Mann, Menschen!“ Das machte mich traurig. Unsere Unterschiede und unser „Ich“ betonen wir gern und stellen sie nach vorn. Wir sieben Menschen aus, bezeichnen sie als …

Instagram

Kind: „Ist das eine Freundin von dir?“ Ich: „Nein.“ Kind: „Möchtest du, dass sie deine Freundin wird?“ Ich: „Nicht wirklich. Das ist etwas anderes. Ich schaue nur die Bilder an.“ Kind: „Schönes Kleid.“ Ich: „Ja, finde ich auch.“ Kind: „Ist das ihre Küche?“ Ich: „Ja.“ Kind: „Wo wohnen die? Warst du da schonmal?“ Ich: „Nein.“ Kind: „Ist das ihre Tochter?“ Ich: „Ja.“ Kind: „Können wir die mal zum Spielen einladen?“ Ich: „Weißt du, das ist niemand, den wir kennen.“ Kind: „Wieso gucken wir uns dann Fotos von denen an?“ Foto: flickr – Madelinetosh – CC by 2.0

Happy Woman’s Christmas

Heute ist der 6. Januar. Der Tag, an dem die Heiligen Drei Könige bei Jesus ankamen. (Ja, late to the party, aber es war ja auch ein langer Weg und nur ein Stern statt Google Maps, man kann sich das vorstellen.)  Und es ist der Tag, an dem in Irland traditionell „Little Christmas“ gefeiert wird, das kleine Weihnachten. Nun könnte man mosern, dass es vermutlich das „kleine Weihnachten“ heißt, weil es ein Fest für Frauen ist. 

Pessimistische Stofftiere

Unser neuer Mitbewohner ist eines dieser elektronischen Stofftiere. Das Tier ist ein Hund. Er ist süß und flauschig, aber anstelle von Knopfaugen hat er einen kleinen Bildschirm. Als ich noch klein war, nahm ich jede Nacht alle meine Kuscheltiere mit zu mir ins Bett. Alle, ohne Ausnahme. Auch wenn ich dann selbst kaum Platz hatte, dachte ich, die des Bettes Verstoßenen würden mir sonst traurig aus ihren Knopfaugen hinterherblicken. Der Trick funktioniert bei den digital programmierten 2017er Augen nicht mehr. Sie schauen schon seit Tagen traurig ohne dass sie bei meinen Kindern eine Reaktion auslösen. Der Hund hat nämlich in regelmäßigen Abständen Hunger oder Durst. Dann muss man ihn per Druck auf seine Pfote (Auswahlmenu erscheint) mit einem Knochen oder Wasser (Bestätigung mit Druck auf den Bauch = Entertaste) versorgen. Tut man dies nicht, schaut er traurig und gibt in immer kürzer werdenden Abständen ein klägliches „Ich habe Hunger oder Durst.“ mit zitternder Computerstimme von sich. Da ich ihn allerdings bereits am ersten Tag auf die geringste Lautstärke stellte, als er noch nach ständigem „Spaß“ verlangte, entfaltet sein Flehen nicht die gewünschte Wirkung. So steckt der Hund …