Alle Artikel mit dem Schlagwort: Bekenntnisse

Nicht ohne meine Yogamatte – Ein tiefenentspannter Gastbeitrag

Unser Leben ist schnell und wir halten nur selten inne. Birgitta, die ihr auch auf ihrem eigenen Blog besuchen könnt, hat für sich einen Weg gefunden mit einem Alltag umzugehen, der Stress und Belastungen bereit hält. Und der heißt Yoga. Warum es ihr einfach gut tut und sie ihre Matte immer im Gepäck hat, erfahrt ihr hier.  Yoga begleitet mich schon seit vielen Jahren und hat sich in meinem Leben ordentlich breit gemacht. Als Kind einer nomadisch veranlagten Familie habe ich schon früh das Reisen gelernt. Auch heute mache ich noch gerne Ausflüge, um den großen Herausforderungen der Welt zu entfliehen. Ich zeige dem Stress einfach die rote Karte und packe meine Yogamatte ein. Ich habe mit Yoga angefangen, da war von Yogareisen in ferne Länder oder schicken Yogaoutfits noch gar keine Rede. So zähle ich mich heute zu den wanderlustigen Nomaden, die Yoga zwar ernst nehmen, aber dennoch kein Problem damit haben, es aus der ursprünglichen Form zu heben. Und hätten nicht schon vor mir andere Yogis diesen Gedanken in die Welt getragen, wäre der globale Siegeszug von …

Erwachsen

Als wir uns trafen, sagtest du: „Mann, was sind wir erwachsen geworden.“ Ich war irritiert, weil mir der Gedanke nicht gekommen war, darüber nachzudenken, ob ich das wäre oder wann ich es sein würde. Vielleicht weil ich das Erwachsensein nie herbeigesehnt habe. Keine träumerischen Momente im Jugendzimmer, in denen ich mir ausmalte, wie es sein würde, wenn ich die mystische Schwelle überschreite. Was wäre der Bezugspunkt meiner Sehnsüchte gewesen? Alles zu dürfen, allein zu entscheiden, alle Antworten zu kennen? Das Erwachsensein nicht Kontrolle bedeuten würde, war mir klar. Erwachsensein ist zu verstehen, dass man nicht alle Antworten kennt und trotzdem Pläne zu machen, sich führen zu lassen und selbst zu leiten. Statt Allmacht ist Erwachsensein doch vielmehr zu wissen, dass man vieles nicht beeinflussen kann. Vielleicht ist genau das die Veränderung, die wir „erwachsen werden“ nennen. Die Einsicht, dass man selbst nicht das Wichtigste ist. Die eigenen Wünsche und Entscheidungen nicht das Maß aller Dinge. Dein Satz hat etwas ausgelöst. „Erwachsen“ ist keine meiner Selbstbezeichnungen, aber meine Freunde werden 40. Ich habe nicht den Eindruck, …

Die Europameisterschaft lässt mich kalt

Das Endspiel der 2006er Weltmeisterschaft verbrachte ich auf einer ziemlich leeren Autobahn. Ich hatte den ganzen Tag gearbeitet und war auf dem Nachhauseweg. Also hörte ich Fußball im Radio und fühlte mich ein bisschen wie im Wunder von Bern.  Fußball hat mich immer schon eher so mittel interessiert. Länderspiele fand ich aber doch spannend oder zumindest so interessant, vielleicht sogar relevant, dass ich sie mir angeschaut habe. Dieses Mal aber, lässt mich Fußball komplett kalt. Mein Desinteresse hat sich auf meine Umwelt übertragen. Das Kind hat trotz Indoktrinierung im Kindergarten und festverankerter Sammelleidenschaft null Lust, die REWE Fußballkarten auszupacken. Obwohl wir das Album vermutlich schon voll hätten. Es gab Zeiten, da bevölkerte ich enthusiastisch die Fanmeile. Heute ärgere ich mich nur über die Straßensperrung.

„Ich hoffe, meine Bücher können mir irgendwann verzeihen.“ – Geständnis einer Lückenleserin

Es gibt diesen Traum, in dem ich nachts am Bücherregal stehe. Im Halbdunkeln. Wie ein Eindringling in meiner eigenen Wohnung habe ich mich heimlich dorthin geschlichen. Dann macht jemand das Licht an & ich stehe ertappt mit schuldbewusstem Blick im hellen Raum. Tinte ist in meinem Gesicht verteilt, die Fingerkuppen dunkel gefärbt – wie wenn man zu viele Kirschen gegessen hat. Eine Lektürevampirin, die alle Bücher auf einmal haben wollte. Lange bevor Netflix binge watching erfunden hat, habe ich es mit Büchern praktiziert. Ich springe von einem zum anderen, ich verschlinge sie…und verpasse dadurch nicht selten das wirklich schmackhafte Innenleben. Meine Vorsätze sind andere, wenn ich mit einem neuen 300-Seiten Wälzer nach Hause zurück kehre. Ich lege ihn ab & nehme mir vor, es dieses Mal zu genießen & nicht alles mit einem Happen zu vertilgen. Aber ich kenne mich selbst zu gut. Was Bücher betrifft, bin ich eine Lückenleserin mit wenig Chancen auf Heilung. Seit ich lesen kann, pflüge ich mich durch Bücher. Ich scanne Seiten grob & füge die Handlung im Kopf zusammen. Für ganze Sätze habe ich …

Körper, später

Der Moment, als mein Körper vom schwangeren Körper zum nicht mehr schwangeren Körper wurde, war kurz und beinahe flüchtig. Monatelang war er gewachsen, aufgegangen, gequollen. Es fühlte sich für mich nie magisch an, schwanger zu sein. Keine Ahnung einer Urkraft, keine alles überströmende Faszination während meine äußere Hülle sich unaufhaltsam den Bedürfnissen dieses neuen Lebens anpasste. Und trotzdem gab es da diese Seelenverwandtschaft mit meiner Mitte und der Person, die sie beherbergte. Es war ich und doch nicht ich zur selben Zeit und ich liebte das Gefühl, obwohl es kompliziert war. Vielleicht weil es kompliziert war. Es musste keinen Sinn ergeben. Diese Beziehung zum Baby und meinem Körper war, was sie war. Denn sie war sehr greifbar verankert – an mir und in mir. Ihre Tiefe und Präsenz war unumgänglich, ich musste nur herunterblicken. Als die Wehen einsetzten, folgte mein Körper seinem eigenen Plan. Sich zurückzunehmen und mit ihm die Arbeit zu tun für die er geschaffen war, klingt wenig traumatisch, spirituell oder sinnstiftend wie manch andere Geburtsgeschichte es tut, beschreibt aber am Besten, was passierte. Ein …