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Feeministinnen und Raubaukinnen – Meine coole Frau im Oktober macht Wände schöner

Ich habe mich zwar gerade (so halb) von Facebook verabschiedet, aber eine gute Sache muss ich Mark Zuckerberg zugestehen. Über ihn habe ich Karin gefunden. Sie ist Illustratorin und will (nicht nur) unsere Kinderzimmerwände ein bisschen schöner zu machen. Ich mochte ihre Ideen sofort, denn sie sind nicht nur einfach schön (für die Kinder), sondern auch ein bisschen hintergründig (für die Eltern). Und seien wir mal ehrlich, wir brauchen keine weitere Elsa an der Wand. Aber vielleicht eine Feeministin. Grund genug, Karin zu meiner coolen Frau im Oktober zu machen und ihr ein paar Fragen zu stellen:

Wie bist du zur Illustratorin geworden (Kindheitspassion oder Zufallsliebe)?

Ich male schon immer. Mir war schnell klar, dass ich einen kreativen Beruf ausüben will. Sobald irgendwo Langeweile aufkam, habe ich angefangen zu malen, zu basteln, zu gestalten. Ich bin am Niederrhein groß geworden, tief katholisch. Um durch den sonntäglichen Gottesdienst zu kommen, habe ich oft einen Stift mitgenommen, um das Gotteslob zu verschönern. Nach ein paar Unstimmigkeiten mit der Berufsberatung (Die fanden, Maler und Lackierer sei auch ein kreativer Beruf.), habe ich auf dem zweiten Bildungsweg das Fachabitur in Gestaltung nachgeholt und Visuelle Kommunikation studiert. Jetzt arbeite und lebe ich in Berlin. Auf die Frage: „Wer schöner malt – ich oder mein Bruder“, antwortete meine Mama „Meine Bilder wären schöner – aber die deines Bruders technisch richtiger.“ Das habe ich mir gemerkt, obwohl ich da erst fünf oder sechs war.

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Was ist die Idee hinter deiner Serie?

Als Mama eines Mädchen (4) und eines Sohnes (7) kenne ich beide Seiten. Das heißt, ich biege in den Geschäften sowohl links, in die „Rosa-Glitzer-Pony-Einhorn-Welt“ ab oder in die andere Richtung zu den „Blauen-Superhero-Typen“. Dabei bin ich in den selben blauen Kordhosen groß geworden wie mein Bruder und habe mit dem selbem Lego gespielt. Da gab es noch keine rosa und lila Steinchen, keine Pinkifizierung der Ü-Ei Kollektion „nur für Mädchen“ oder ausschließlich rosa Smarties in der Packung. Was die Gleichstellung angeht, würde man doch meinen, dass wir heute weiter sind. Meine Plakatserie „Mit Ohne Rosa“ ist eine liebevolle Ode einer Mädchenmama. Ein Spiel mit Rosa und Blau und den dazugehörigen Klischees. Ich möchte das Bild der Ballerina neu prägen, das Pferdemädchen schnitzt sich seine Welt, ihre Pferde, wie es ihr gefällt. Die Handwerkerin liebt ihren Dinopulli, ihre Katze und das in-der-Nase-poppeln. Wir brauchen ein neues Rollenbild, in meinem Fall das skatende Mädchen mit Blumenkranz im Haar. Meiner Freiheitsstatue gehören die Bäume, zum pullern oder raufklettern – alles ist erlaubt. Aus gewöhnlichen Feen werden Feeministinnen, die mit ihren glitzer-lackierten Fingerchen voller Freude im Matsch graben oder mit Krabbeltieren spielen.

Wie kam der Name „Mit ohne Rosa“ zustande?

Oft frage ich mich selber, ob ich das Produkt, Kleidung oder Spielzeug in Rosa kaufe oder es das nicht auch ohne Rosa gibt. Rosa ist ja nicht scheiße, wird nur als Farbe missbraucht. Ihm wird eine Funktion zugewiesen: „Rosa ist nicht nur eine Farbe, es ist eine Rollenerwartung.“ Auf keinen Fall unterstütze ich diese Geschlechterklischees – will dabei aber nicht alles verteufeln. Gar nicht so einfach. Daher also mit Rosa als Farbe aber ohne Rosa als Klischee.

„Mit Ohne…“ schlägt eine Brücke zu dem Zwiespalt, in dem das Kind oft selbst gefangen ist. Mit ohne Soße, dann doch wieder mit – und dann wieder ohne. Und das ist ja vermeintlich noch leicht, wie schwer muss es da erst sein, seine Rolle als Mädchen zu finden? Wer oder was ist Vorbild für mein Kind? Darauf habe ich als Mutter in der Gänze keinen Einfluß, ich handwerkere und fahre das Auto zum Beispiel zu gleichen Teilen wie mein Partner, doch bin ich die, die kocht und die Wohnung aufhübscht und auch die, die mehr Zeit mit den Kindern verbringt. Weil ich es gerne mache, nicht weil ich muss. Ich fände es also fatal, wenn Männer aus Prinzip nicht mehr mit ihren Söhnen raufen oder Mädchen keine Puppen zum Spielen bekommen.

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Wie kamst du darauf, neben Postkarten auch Poster fürs Kinderzimmer zu machen?

Es soll ein selbstverständliches Bild sein, dass ein Mädchen Skateboard fährt. Dass es schnitzt. Dass es mutig ist. Dass ihr alle Wege offen stehen, und sie in keine Geschlechterschublade gesteckt wird. Die Plakatserie soll unser gängiges Rollenbild in Frage stellen. Warum gibt es Rabauken aber keine Rabaukinnen?

Karin - ganz ohne rosa und Zeichenstift

Karin – ganz ohne Rosa und Zeichenstift

 

Meiner Autokorrektur musste ich das Wort erst beibringen – traurig. Die Poster müssen raus an die Wände, damit mein Kind neben all den „Rosa-Blau-Fallen“ in der Welt auch noch andere Referenzen hat. Die Plakatserie ist für Mädchen, mit denen man Einhörner stehlen kann. Für Handwerkerinnen mit Sternenschein. Für Rabaukinnen. Die Bilder sind ein Appell für mehr Normalität an den Wänden unserer Kinderzimmer. Schicke schmutzige Girls brauchen Vorbilder.

Gibt es sonst noch etwas Spannendes zu erfahren?

Mit der Serie „Mit ohne Rosa“ wage ich das erste Mal den Schritt, mein eigener Auftraggeber zu sein. Ich würde mich wahnsinnig freuen, auch weiterhin selbstbestimmt arbeiten zu können. Also lackiert die Nägel, holt die Bohrmaschinen raus und plakatiert die Wände!

Dem kann ich mich nur anschließen, hier geht es zum Shop.

Bilder: Karin Lubenau

6 Kommentare

  1. Merle sagt

    Habe ich gern gelesen, hatte es schon an anderer Stelle auf Facebook gesehen und hier gab es dann nochmal tiefere Einblicke. Alles Gute für Karin.

  2. Der Name ist echt genial – denn dieses „Mit ohne“ erinnert mich immer an die Zeit, in der mein Bruder noch klein war und Saft mit ohne Mineralwasser wollte ;)
    Die Idee mit den Schubladen-denken-befreiten Postern ist auch super. Diese rosa-blau Mädchen kriegt Puppe und Einhorn und Junge Auto und Pirat Klischees kann ich nämlich nicht ausstehen! Ich fand Karrerra -Bahnen nämlich auch cool und mein bester Freund in der Grundschule hat liebend gern mit mir Barbie gespielt. Also: Spielzeug ist für alle da und Mädchen haben eben auch Hobbys, die man zuerst leider nur mit Jungen assoziiert und umgekehrt :)

    Hach, illustrieren will ich auch mal lernen – ich müsste wohl nur regelmäßig üben, stimmts?

    Liebe Grüße

  3. Katja sagt

    Schönes Interview, die Einschätzung der Mutter zu den Bildern fand ich sehr interessant. Die Illustrationen finde ich klug gemacht, überlege nur, ob Kinder in ihrem Zimmern nicht lieber etwas Plakativeres, Knalligeres haben wollen.

    • Kommt sicher auf die sonstigen Vorlieben an, kenne auch reduzierte Kinderzimmer und eigentlich ist es ja auch besser, die Reize klein zu halten. Fällt mir zumindest immer auf, wenn alles nicht so überfrachtet ist, spielen sie viel mehr mit den wenigen Sachen als wenn sie verwirrt vor dem Überfluss stehen.

  4. Wiebke sagt

    Was für eine schöne Idee. Ich habe noch keine Kinderzimmerwände aber merke es mir trotzdem mal. 😉

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