Alle Artikel mit dem Schlagwort: Bekenntnisse

Wie Apple das Ende der Selfies einläuten will

Wisst ihr noch, damals, vor noch nicht einmal 72 Stunden, als ich noch sehr gelassen war? Ich habe gelogen in dem Post. Ich habe nämlich in den zwei Tagen durchaus auch ungeliebte Dinge getan: Sicherheitskopien vom Blog gezogen & die Apple-Software aktualisiert. Beim letzen Mal tauchte als böse Überraschung die Health App auf & ich dachte, es könnte nicht schlimmer kommen. Dieses Mal haben sich die freundlichen Appleentwickler im Matewahn aber noch etwas viel Tolleres ausgedacht. Es gibt jetzt ein extra Album für Selfies in meinen Fotos. Für alle Selfies. Die werden irgendwie automatisch erkannt & zusammengesammelt. Vorbei sind also die Zeiten, in denen jemand zufällig beim Durchscrollen deiner Fotos bei deinen längst vergessenen Selbstporträts gelandet ist.

Von Eierbechern, Uschis & Festplatten – Einmal quer durch die eigene Bestellhistorie bei amazon

Die wunderbare Marla vom Blog Endemittezwanzig klickte sich neulich durch ihre Amazon-Bestellhistorie auf den Spuren der eigenen Erwachsenwerdung.  Mir war auch nicht klar, dass tatsächlich alle Bestellungen seit Anbeginn gespeichert sind. Spannend. Und Grund genug, selbst einmal nachzuschauen. Fast wäre es mit mir & dem Onlinebuchhändler gar nichts geworden. Ein fröhliches Erstsemester belegte kurz nach der Jahrtausendwende das vielversprechende Seminar Feminist Crime Fiction, um kurz darauf festzustellen, dass es die ganze Literatur mal lieber schon in der 11. Klasse bestellt hätte. Die Universitätsbuchhandlung zog bei der Bestellung nämlich nicht nur die Augenbraue hoch, sondern kündigte auch eine Lieferzeit von ca. 5 Wochen an. Die freundliche Dozentin verwies darauf, dass man es doch auch bei ??? versuchen könnte. Ich notierte emison, googelte mich zu Tode ohne einen Treffer & musste nochmals nachfragen.

Manchmal denke ich, ich möchte die Menschen gern länger festhalten

Als Kind fiel es mir eine zeitlang schwer, Freundschaften zu knüpfen. Im Teeniealter gab es die beste Freundin & doch gleichen die Szenen meiner Erinnerung keinem Hollywoodfilm. Kein verschworenes Unter-einer-Decke-stecken oder gemeinsame Schwärmereien für den einen coolen Jungen. Ich habe meine Gefühle gern für mich behalten. Ziemlich lange war ich in den gleichen Jungen verliebt wie meine Freundin – ohne, dass sie es wusste. Serien wie Sex and the City brachten uns bei: „My girls come first.“ Keine romantische Komödie ohne Sidekick. In Blogs, Zeitschriften, in Erzählungen anderer – eine Freundin zu haben gehört dazu & zeichnet aus. Man muss sich mich als kommunikativen Menschen vorstellen. Ich rede gern & viel & lange, ich mag es Abende mit anderen zusammen zu sitzen. Gedanken auszutauschen, zu philosophieren, zu spinnen. Aber Bekannte sage ich häufiger als Freund oder Freundin. Das F-Wort scheint sich nicht zu qualifizieren für Menschen, die ich so selten sehe, mit denen oft monatelang Stille herrscht. Die nicht teilhaben am täglichen Auf & Ab. Obwohl Bekannte mir auch nicht schmeckt. Weil es die Beziehung herabwürdigt. …

Schnipsel vom Elternsein – Spiel doch mal was

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich mir im Babyalter kaum etwas sehnlicher wünschte – neben Schlaf, regelmäßigem Essen & eindreiviertel Minuten Zeit allein im Bad -, als dass das Kind anfangen würde zu spielen. Ich hatte in meiner doch recht diffusen Vorstellung des Kinderhabens eine besonders eindringliche Idee davon, dass Kinder sehr viel spielen. Also gut erzogene Kinder, deren Fantasie nicht durch übermäßigen Fernsehkonsum (also alles vor dem 18. Lebensjahr) zerstört sein würde. Was meine unweigerlich sein würden. Ein weiterer Post zu Anspruch & Wirklichkeit drängt sich auf, soll heute aber nicht Thema sein. Da das Baby von sich aus nicht spielte & die diversen plüschig (Bio-Baumwolle) – bunten (aber dezent, um die Sinne nicht zu überfordern) Stimuli gekonnt ignorierte, wenn man selbst sie bespielte, hatte ich eine Phase, in der ich sehr viel Spielzeug kaufte. Ich war der Vorstellung aufgesessen, dass ich nur das eine magische Ding finden müsste, den heiligen Gral der Faszination, welcher das Kind anknipsen würde wie eine Glühbirne. Über kurz  oder lang landete ich bei den blinkenden …

Warum wir alle ein bisschen weniger ehrlich sein sollten

In letzter Zeit ertappe ich mich häufiger dabei, dass ich mit kleinen Schwindeleien erziehe. Im Englischen gibt es dafür den noch besseren Begriff: white lie – die weiße Lüge. Also die irgendwie gute Lüge. Wie die weiße Magie, im Gegensatz zur schwarzen. Ich sage dann solche Dinge wie: „Das Auto fährt nicht los, bevor du nicht richtig angeschnallt bist.“ oder „Der Brokolli ist ganz traurig, wenn du ihn nicht isst.“ Ich bin keine besonders gute Lügnerin. Was nicht heißt, dass ich nicht weiß, wie es geht. Gerade in stressigen Situationen kann die Fähigkeit, die Wahrheit ein wenig zu ziehen, zu vereinfachen oder sie ganz zu vermeiden, ziemlich hilfreich sein. Wenn sich die Notwendigkeit ergibt, bin ich bereit & auch schon relativ häufig damit durchgekommen. Es fehlt mir also nicht am Pokerface sondern mehr am unbeeindruckten Gewissen. Wie sehr ich auch trainiere, mir ist es bisher nicht gelungen, eine Lüge ohne Magengrummeln zu servieren. Das war schon als Kind so, wenn ich angesichts der bohrenden Blicke von Eltern & Lehrern kläglich versagte. Ich bin nicht gern unehrlich. Ich …