Alle Artikel mit dem Schlagwort: Bekenntnisse

Müll im Briefkasten

Gestern kreuzte eine frische kleine Freude meinen Weg. Ich stehe auf der Straße und warte. Das tue ich manchmal, weil ich zu früh bin und ein Laden erst um 14 Uhr wieder öffnet oder ein Kind gleich irgendwo herauskommt, um abgeholt zu werden. Während ich warte, gehe ich ein bisschen hin- und her, bleibe wieder stehen und wippe von einem Fuß auf den anderen. Ich überlege, mein Handy herauszuholen, weil ich im Warten nicht mehr geübt bin. Ich könnte so tun, als hätte ich eine wichtige Nachricht zu lesen, müsste den Weg nachschauen oder dringend jemanden anrufen. Man steht eben nur noch selten einfach so in der Gegend herum. Aber heute ziehe ich es durch und schaue nur ein bisschen umher. Ein Backsteinhaus, ein modernes daneben, ein Postkasten, ein alter Baum. Ich schaue auf das Pflaster vor mir und auf das Unkraut, das zwischen den Platten nach oben drängt.

Unterhemdlos durch die Nacht

Wenn die Tage kühler werden, ist mir ab und zu morgens kalt. Ich trage trotzdem kein Unterhemd. In meiner Kinderwelt gab es eine klare Unterhemdregel. Sie gilt noch heute, wie ich nach unserem Umzug feststellte. Spätestens wenn die Temperatur auf zehn Grad fällt, sollte eines getragen werden. Es gehört akkurat in die Hose gesteckt, da es sonst seinen Zweck nicht erfüllt. Noch immer gibt es eine große Angst um die kindlichen Nieren. Sie bildet die Grundlage der Unterhemdregel und stellt sich damit in eine Reihe mit Kleidungshinweisen, die stets damit zu tun haben, dass das Kind „zu kalt“, aber interessanterweise selten „zu warm“ angezogen ist. So sollten auch relativ früh im Jahr Mützen getragen werden, um einer Kopfgrippe vorzubeugen.

Kuchenpakete

Es passiert mir heute leider nicht mehr so häufig wie früher, dass mir Menschen mit Kuchenpakten auf der Straße entgegenkommen. Der Anblick von Kuchenpaketen löst in mir aber immer noch sofortige Freude aus, so dass ich unweigerlich beginne zu lächeln. Menschen, die Kuchenpakete auf ihren Händen balancieren, lächeln immer zurück.   Die Kuchenpakettragenden laufen ein wenig langsamer, ein wenig umsichtiger über die Gehwege. Sie tragen ihre Einkäufe alle auf die gleiche Weise. Mit der einen Hand bilden sie eine ebene Fläche, auf der sie das Paket platzieren. Die andere halten sie schützend darüber, jederzeit bereit zuzugreifen, sollte etwas verrutschen. Sie tun das, weil man Kuchenpakete nicht in Tragetaschen stopfen kann.

Wenn die kleinen Dinge glücklich machen, kann ich mich zur Erleuchtung bügeln?

Guten Tag, kennen wir uns nicht? Hier bin ich wieder und dieses Mal gekommen, um zu bleiben. (Es gibt übrigens eine interessante Podcastfolge von Judith Holofernes mit Sarah Kuttner. In der sagt Sarah Kuttner, dass das Schreiben für sie kein Herzensimpuls ist, dem sie manisch-Van-Gogh-artig folgen muss. Sie macht das einfach zum Geldverdienen und würde es vermutlich nicht tun, wenn es nichts dafür geben würde.) Und wusstet ihr, dass Kunst gar keinen Weltschmerz und kein Leiden braucht? Wir sind am kreativsten, wenn wir glücklich sind. Jaja, Gedanken zum Schreiben, fast schon ein eigener Blogpost. Also, wo war ich? Ich möchte dieses Mal gern ein bisschen hierbleiben. Vor ein paar Tagen fand ich eine E-Mail vom NaNoWriMo (dem National Novel Writing Month) in meinem Posteingang. Der startet wieder im November also tada: heute.

Pessimistische Stofftiere

Unser neuer Mitbewohner ist eines dieser elektronischen Stofftiere. Das Tier ist ein Hund. Er ist süß und flauschig, aber anstelle von Knopfaugen hat er einen kleinen Bildschirm. Als ich noch klein war, nahm ich jede Nacht alle meine Kuscheltiere mit zu mir ins Bett. Alle, ohne Ausnahme. Auch wenn ich dann selbst kaum Platz hatte, dachte ich, die des Bettes Verstoßenen würden mir sonst traurig aus ihren Knopfaugen hinterherblicken. Der Trick funktioniert bei den digital programmierten 2017er Augen nicht mehr. Sie schauen schon seit Tagen traurig ohne dass sie bei meinen Kindern eine Reaktion auslösen. Der Hund hat nämlich in regelmäßigen Abständen Hunger oder Durst. Dann muss man ihn per Druck auf seine Pfote (Auswahlmenu erscheint) mit einem Knochen oder Wasser (Bestätigung mit Druck auf den Bauch = Entertaste) versorgen. Tut man dies nicht, schaut er traurig und gibt in immer kürzer werdenden Abständen ein klägliches „Ich habe Hunger oder Durst.“ mit zitternder Computerstimme von sich. Da ich ihn allerdings bereits am ersten Tag auf die geringste Lautstärke stellte, als er noch nach ständigem „Spaß“ verlangte, entfaltet sein Flehen nicht die gewünschte Wirkung. So steckt der Hund …