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#3 Geheimnisse [NaBloPoMo]

Vor Kurzem erzählte Christina auf ihrem Blog Impressionista, wie sie beim Mittagessen mit ihrem Chef für dessen Tochter gehalten wurde. Dieser Post kam mir sofort in dem Kopf, als ich die Frage danach las, was andere mir nicht zutrauen. Seit ich denken kann werde ich für bedeutend jünger gehalten.

Ich musste noch mit 25 im Kino für einen Film ab 16 meinen Ausweis zeigen. Meine allerletzte Ausweiserfahrung liegt drei Jahre zurück. Ich hatte mich mit Freundinnen endlich wieder zum Tanzen verabredet. Und musste vorm Eingang den Ausweis zücken…mit 31.

Lange Zeit hat mich das richtig geärgert. Gerade in Geschäften hatte ich oft Pretty Woman -artige Rachefantasien, wenn ich beim Kauf (oder der Kaufentscheidung) durchaus kostspieliger Anschaffungen nicht ernst genommen wurde. Ihr kennt die Szene. Julia Roberts kommt zurück in den Laden, der ihr nichts verkaufen wollte & lässt die anwesende Kundschaft wissen: „In diesem Laden kaufe ich nicht.“ Und zu den Verkäuferinnen: „Sie kriegen doch Provision, oder? Blöder Fehler, ganz blöd, idiotisch.“ (Ich kann das übrigens auswendig zitieren. Morgen dann etwas zu verborgenen Talenten.)

Lange Zeit wurde mir der wohlmeinende Ratschlag gegeben, mich zu freuen. Da sich das jugendliche Aussehen wahrscheinlich halten würde & ich mit 40 dann aussehe wie 30. Ganz ohne Botox. Jippieh. Ganz toll.

Heute stört es mich nicht mehr. Das liegt an vielem. Zum einen bin ich oft mit meinem Kind  unterwegs, was einem in der Wahrnehmung der Mitmenschen bereits einige Jahre auf dem Alterskonto gutschreibt.

Außerdem bin ich jetzt eine Weile in meinem jetzigen Job & habe mich dort etabliert. Ich treffe nicht mehr so häufig ganz neue Menschen, mit denen ich zusammenarbeite. Zumindest selten ohne vorher bereits in irgendeiner Form vorgestellt zu werden. Mit meinen bisherigen Projekten zum Beispiel. Was schon klar macht, dass ich nicht frisch von der Uni komme oder die Volontärin bin.

Am Wichtigsten aber ist wahrscheinlich. Ich habe mich damit angefreundet gerade in beruflichen Kontexten unterschätzt zu werden. Es ist nicht die schlechteste Ausgangslage. Diese Einstellung musste erst wachsen. Denn zu guter Letzt bin ich einfach sicherer mir selbst & meiner Leistung gegenüber geworden. Dann ist es automatisch weniger wichtiger, was die anderen denken.

Dies ist ein Post im Rahmen der NaBloPoMo – Reihe. Die Idee ist, im Juli an jedem Tag zu bloggen. Wer mehr erfahren möchte, liest hier weiter. Noch mehr Blogs, die auch mitmachen, findet ihr rechts oben in der Sidebar.

Foto: flickr – Ape Lad – CC by 2.0

6 Kommentare

  1. Das ist schon lustig, oder? Mit elf wurde ich das erste Mal gesiezt. Mit dreizehn/vierzehn konnte ich problemlos Alkohol kaufen. Mit sechzehn wurde ich auf dreißig geschätzt.
    Mit vierundzwanzig, nach dem Studium, wurde ich gefragt, ob ich gerade Abi gemacht habe. Mit siebenundzwanzig beim Lotto-Spielen nach dem Ausweis gefragt. Und mit neunundzwanzig ereignete sich folgender Dialog: „Ich habe ja noch keine Kinder.“ – „Ja, dafür sind Sie ja auch noch zu jung!“
    Das Leben ist seltsam. :D

    • Ist ja super, lief ja bei dir dann perfekt antizyklisch, immer wenn man es braucht, richtig falsch geschätzt. :-)

  2. Pingback: Bist du noch langweilig oder schon busy? | makellosmag

  3. Ich bin also nicht alleine! Jippi!
    Ich habe mich auch größtenteils damit angefreundet. Es gibt sogar Situationen, in denen das Jungsein von Vorteil ist! Ich mache Kommunikation, was die ältere Kollegengeneration nicht so gut drauf hat. Aufgeschlossenheit beim Kunden vorausgestzt, ist es so manchmal einfacher, mich als „Experte zu positionieren und Vertrauen aufzubauen. Ich arbeite mich gerade in ein neues Kundenteam, mit komplett neuen Projekten ein. Anfangs sind sie immer baff, aber durch erste Arbeitserfahrungen und Empfehlungen von Kollegen klappt das mittlerweile ganz gut.
    Und die Kunden freuen sich auch :)

    PS: Ich finde die Aktion super – und schreibe analog im Privaten mit :) Nur veröffentlichen trau ich mich nicht, weil nach 20 Minuten immer meeegaviel Persönliches aus der Feder fließt.

    Liebe Grüße,
    Christina

    • Das merke ich auch gerade, man wird wahnsinnig auf das Persönliche zurückgeworfen in der Situation. Da bekommt Blog als Onlinetagebuch eine ganz neue Bedeutung. Ich weiß noch nicht ganz, wie ich es finde….weil ich hier eigentlich auch nicht viel Persönliches hatte. Trotzdem schön, dass du im Stillen mitmachst.

    • Ich finde auf jeden Fall die Idee gut, dass man sich ad hoc mit etwas auseinandersetzt, ohne vorher ewig zu überlegen, zu planen, zu entwerfen, zu verwerfen usw!

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